Nach 2.660 Tagen hat der Hamburger SV am Sonntag erstmals wieder einen Bundesliga-Punkt eingefahren. Der Dino ist also zurück – ein Comeback, an das vermutlich selbst hartgesottene HSV-Fans in den vergangenen Jahren zwischenzeitlich kaum noch zu träumen wagten. Die dürften allerspätestens am kommenden Wochenende versöhnt werden, wenn das Volksparkstadion zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder Schauplatz des Fußball-Oberhauses sein wird.
Bis dahin war es ein ziemlicher Leidensweg, den der HSV hinter sich bringen musste. Wie intensiv diese Zeit war, lässt jetzt eine Dokuserie erahnen, die für das ZDF entstanden ist. "Always Hamburg" gewährt tiefe Einblicke in einen Verein, der immer wieder vom Kurs abzukommen droht. Erlebbar wird das, weil sich das ZDF-Team um Tom Häussler viel Zeit genommen hat: Insgesamt 18 Monate und mehr als 100 Drehtage wurden Mannschaft und Führung begleitet. Alleine die Tatsache, dass am Ende des Films Sportvorstand Jonas Boldt seinen Job los ist und die beiden Trainer Tim Walter und Steffen Baumgart der Hamburger Vergangenheit angehören, verdeutlichen die Sprunghaftigkeit nur allzu gut.
Die Kamera ist selbst dann mit dabei, wenn Stefan Kuntz, Boldts Nachfolger, und Finanzvorstand Eric Huwer im Auto Baumgarts mögliche Entlassung diskutieren. Näher dran geht kaum. Dass die Dokuserie über sechs Folgen hinweg dann doch noch eine Erfolgsgeschichte erzählt, hängt aber freilich auch mit Merlin Polzin zusammen, der lange als Co-Trainer arbeitete und erst nach einigem Ringen der Bosse zum Cheftrainer befördert wurde.
Für Regisseur Tom Häussler ist das alles freilich ein großer Glücksfall, weil "Always Hamburg" damit von Anfang bis zum Ende des Versprechen einlöst, das aus dem Untertitel hervorgeht: "Hoffnung, Schmerz, Verbundenheit". Gleichzeitig wird immer wieder erkennbar, dass die eineinhalb Jahre derart intensiv sind, dass selbst sechs halbstündige Folgen kaum ausreichen, um sämtliche Höhen und Tiefen dieser Zeit ausgiebig zu erzählen. Und so kratzt der Film trotz seiner beachtlichen Länge stellenweise doch nur an der HSV-Oberfläche.
Sehenswert ist er gleichwohl trotzdem, weil Häussler schafft, was seiner Nationalmannschafts-Doku über die Heim-EM nicht gelang: Echte Emotionen einzufangen. Verlor sich der EM-Film, ebenfalls produziert von OMR Frames, darin, die Stimmung des Teams mit jener im Land künstlich zu verbinden, so verliert "Always Hamburg" nie den Fokus – was dazu führt, dass die Dokuserie im Laufe der Zeit sogar noch an Intensität gewinnt.
Gelungen auch, wie nonchalant prominente Stimmen eingebunden werden. So ist es gleich zu Beginn Olli Dittrich, der mit typischem "Dittsche"-Duktus seiner Begeisterung für den Hamburger SV Ausdruck verleiht. Später sind es auch H.P. Baxxter, Bjarne Mädel und Janin Ullmann, die dem Film seine besondere Note verleiht. Das alles dürfte selbst jenen, die es nicht mit dem HSV halten, Spaß machen. Und die Fans des Dinos haben freilich die Gewissheit, dass am Ende trotz aller Querelen, alles gut ausgeht.
"Always Hamburg - Hoffnung, Schmerz, Verbundenheit" steht beim ZDF zum Streamen bereit. Linear ist die erste Folge am Mittwoch um 23:00 Uhr zu sehen, die weiteren Episoden folgen ab 1:00 Uhr.