Frau Rust hat eine sehr markante Stimme. So markant, dass Sie ein Markenzeichen fast aller Einspieler geworden ist, die Sat.1 in seinen Magazinen versendet. Ihre Stimme ist der Soundtrack des Einheitsbrei der Sat.1-Beiträge. Ob im "Frühstücksfernsehen", im abgesetzten "Sat.1 am Mittag" - oder am Vorabend im jetzt auf 19.30 Uhr verschobenen "Sat.1 Magazin". Zur altbekannten Stimme kam die altbekannte Moderatorin mit den altbekannten Themen: Wirklich neu am "Sat.1 Magazin" ist neben seinem neuen Sendeplatz nur das Studio, dass allerdings nur wenige Sekunden zu sehen ist.
Hätte man dem Inhalt der Sendung nur halb so viel Aufmerksamkeit gewidmet wie Mareile Höppners Fernseh-Wohnzimmer: Die Premiere vom "Sat.1 Magazin" begann mit dem missratenen Versuch aus einem Interview-Termin mit Pamela Anderson einen attraktiven Aufmacher für die erste Sendung zu machen. Irgendwie traut man es Sat.1 spätestens seit der Trennung von "Blitz" auch nicht mehr zu, sich Promi-Themen so souverän zu widmen wie es RTL oder selbst die ARD und das ZDF schaffen. Das Anderson-Interview war ein neuer Beleg dafür.
Wenn's heut nicht passt, passt's morgenImmerhin aber war dies abgesehen von Promi-Klatsch kurz vor Limbourgs Nachrichtenpremiere der einzige tagesaktuelle Beitrag. Für alle anderen Themen galt: Wenn's heut nicht passt, passt's morgen. Und wenn nicht im "Sat.1 Magazin", so könnten die Beiträge auch im "Frühstücksfernsehen" laufen und niemand würde es merken. Fast niemand. Dem Kollegen Peer Schader ist die Mehrfachverwertung von Sat.1-Beiträgen durchaus schon aufgefallen. Wären die Themen wenigstens neu und originell. Doch so: Nur Rust und Frust am Morgen wie am Abend.
So wurde beim "Sat.1 Magazin" in erster Linie getestet: Urlauberhotels, Abnehmspray und die kulinarischen Angebote auf Deutschlands Raststätten, woraus man gleich eine Serie gemacht hat. Zwischendurch - kurz vor der Werbepause - dann eine unfreiwillige Überraschung: Statt in die Werbung zu gehen, wurde Limbourgs Studio eingeblendet. Eine Panne, die passieren kann, aber bei einer so beachtenen Premiere wie dem neuen Vorabend bei Sat.1 einfach nicht passieren sollte.
Das eigentliche Highlight des neuen Vorabends sah man übrigens in der Werbepause: Der Sat.1-Trailer für "Stirb langsam" am Osterwochende: Ein Schoko-Osterhase schmilzt begleitet von der Programmankündigung von Bruce Willis langsam aber sicher dahin. Wer auch immer für diesen Trailer verantwortlich ist: Er hat Applaus verdient. Den muss man dem "Sat.1 Magazin" verwehren. Dieser alte Wein zu neuer Uhrzeit mundet nicht. Dass Frau Rust das Magazin mehr prägt als es Moderatorin Mareille Höppner tut, ist schade. Schade um Höppner, die mehr könnte, wenn man sie lassen würde. Und schade um Frau Rust, deren Stimme das verbindende Glied im Einheitsbrei der Magazinbeiträge bildet.
Ungewohnt hart: Die neuen Sat.1- Nachrichten
Nach einer Pollenvorhersage feiert Peter Limbourg seine Premiere. Im DWDL.de-Interview sagte er über das Defizit der bisherigen Nachrichten: "Vielleicht braucht es ein Mehr an Information". In diesem Punkt hielt er Wort. Mit dem Aufmacher zum Kurssturz an den Börsen, Merkel in Israel, Koalitionsgesprächen in Hamburg und der Eskalation im Kosovo war Sat.1 erfreulich - aber ungewohnt - hart in den Nachrichten. Wie auch sein Vorgänger Thomas Kausch, der sich bei seiner Premiere einen persönlichen Kommentar zu Putin erlaubte, versucht Limbourg gleich zu Beginn eine persönliche Note einzubringen, was sich am Montagabend auf die etwas harsche Begrüßung "Seien Sie heilfroh, wenn Sie heute keine Aktien besitzen" beschränkte. Davon abgesehen moderierte Limbourg stocksteif und mit teils sehr merkwürdiger Betonung. In den Beiträgen und Moderationen fällt auf: Die Formulierungen sind auffällig einfach gehalten. Nicht so, dass es negativ anzumerken wäre aber deutlich genug um die gewollte Unterscheidung zur laut Umfragen angeblich so schwer verständlichen "Tagesschau" herauszustellen.
Ansager Limbourg steht sich noch selbst im Weg
Ihre Meinung?
Die Themenauswahl überraschte sehr positiv. Nur Paul McCartneys Scheidung hätte man sich vorher in Mareiles Wohnzimmer gewünscht - nicht hier. Diese Zeit hätte man für eine etwas differenziertere Berichterstattung über die Lage in Tibet nutzen können. Oder für etwas aussagekräftigere Schalten, bei denen z.B. Börsenexperte Dietmar Deffner nichts sagen konnte, was man nicht auch in den Beitrag hätte packen können. Ein schönes Beispiel dafür, wie manche Schalten nur des Effektes willen gemacht werden, was aber natürlich nicht nur für die "Sat.1 Nachrichten" gilt.
Am Ende hinterlassen die "Sat.1 Nachrichten" alles in allem einen sehr soliden und überraschend positiven Eindruck. Nur Limbourg steht sich selbst noch etwas im Weg. Das kann aber auch an der Tagesform gelegen haben. Als Programmansager machte er am Montag übrigens schon einmal einen guten Job: Am Ende moderierte Reporter, Politikjournalist und Nachrichtenmann Limbourg noch die Hollywood-Romanze "Pretty Woman" an.