einestagesGut, beim Titelthema der ersten und zumindest vorerst auch einzigen Ausgabe des gedruckten "einestages" hat man das Risiko gescheut und sich den 80er Jahren gewidmet. "Geile Zeit - Das Lebensgefühl der achtziger Jahre" ist die Headline der Titelstory, die auf dem Cover mit Madonna illustriert wird. Die Wahl des Themas ist so nachvollziehbar wie leider aber auch uninspiriert. Zum Einen zeichnet sich "einestages" auch online in erster Linie durch Storys aus, von denen man vorher gar nicht wusste, dass man darüber schon immer einmal etwas lesen wollte. Zum Anderen sind die 80er nicht zuletzt im Fernsehen und auch anderen Printmedien schon umfangreich abgehandelt worden.

Drei weitere Themen stellt "einestages" schon auf dem Cover vor. Joschka Fischer soll mit einem Beitrag für Exklusivität sorgen, eine Story über Elvis Presley ("Mein Freund, der King") wirkt wie schon mehrfach gelesen und dann rettet doch noch ein Thema das, was einestages so besonders macht. "Historische Tankstellen: Als Volltanken Spaß machte". So unwichtig, so absurd für ein Titelthema und gerade deshalb so spannend. Zum Inhalt später  noch ein paar Details. Im Editorial verspricht das Team von "einestages" schon einmal, dass man als Leser am Ende mehr darüber wisse, "wie wir wurden, was wir sind". Das ist auch der Untertitel des Magazins und erklärt die Herangehensweise der Autoren und des Titels an sich durchaus pointiert.

Die Struktur des optisch durch großzügige Weiß-Flächen angenehm aufgeräumt wirkenden Magazins ist recht übersichtlich: Am Anfang und am Ende einige kleinteilige Rubriken, darunter "Zwei Zeiten, ein Blick", "Zeitzeugen", amüsante "Peinliche Prognosen" oder die kurzweilig-interessante Rubrik mit dem nichtssagenden Titel "Bookmarks". Hier wollte man sich wohl, allerdings nicht ganz gelungen, der Internet-Sprache bedienen. Optisch gelingt dies besser: Online verfügbare Bildershows zu einzelnen Themen werden auch im Heft in der Anmutung einer Bildershow angeteasert. Im Kern besteht "einestages" neben dem Titelthema, welches im Erstling gleich 37 Seiten einnimmt, dann aus den Rubriken "Deutschland", "Technik" und "Kultur".

Neben dem schon erwähnten Joschka Fischer sind mit Udo Lindenberg und Senta Berger zwei weitere prominente Autoren an Bord, die allerdings nicht gerade die lesenswertesten Beiträge liefern. Außerdem beschleicht einen dabei immer die Sorge, ob am Ende nicht ohnehin jemand anderes für sie geschrieben hat. Und dann wäre die Authentizität weg, die "einestages" insbesondere online durch die Beteiligung der Leser ausmacht. Aber genug der Sorgen. Denn die positiven Eindrücke überwiegen. Die Mischung aus Bild und Text hält sich beim gedruckten "einestages" angenehm die Waage. Nur sieben Werbeseiten helfen natürlich bei diesem einheitlichen Eindruck.
 

 
 
Eine der besten Storys des Heftes, über das Ruhrpott-Leben setzt in erster Linie auf Bilder, eine andere gelungene Geschichte über die goldenen Zeiten der Stewardessen wiederum auf mehr Text als Bild. Dass sich hier und da Tippfehler finden und auch so mancher Text noch eher ein Rohdiamant vor dem Feinschliff ist, mag man gerade noch verschmerzen, weil das Gesamtprodukt inhaltlich wie optisch anzusprechen weiß. Interessanterweise eignet sich das "einestages" sowohl zum schnellen Blättern als auch intensivem Studium und ist damit leicht zugänglich. Immer wieder auch durch nur kleine bemerkenswerte Ideen wie zum Beispiel mit einem kurzen Beitrag zum Thema "Was noch geschah am 11. September 2001". Ab und an erinnert "einestages" dabei mit seinem kurzweiligen Wissen ein wenig an Gruner+Jahrs "Neon".

Am Ende ist "einestages" in gedruckter Form jedoch in erster Linie eine Glaubensfrage. Hier werden so deutlich wie noch nie - ja sogar als Grundprinzip - online verfügbare Inhalte noch einmal neu und kostenpflichtig für einen Print-Titel aufbereitet. Will man die Online-Community ernstnehmen, so darf man nicht zu viele oder im Grunde gar keinen Text für das Print-Produkt aufheben. Man sollte also davon ausgehen, dass alles was gedruckt wird, online schon kostenfrei verfügbar ist oder in Kürze sein wird. Wieso also "einestages" am Kiosk erwerben? Mit 4,80 Euro ist der Preis ohnehin zu hoch angesetzt.

Wenn man sich hier bei möglichen weiteren Ausgaben auf einen vernünftigeren Preis besinnen sollte, wäre "einestages" ein gutes Beispiel für die immer wieder gern gestellte Frage, ob allein der Komfort eines Printmediums noch den ein oder anderen Euro wert ist, wenn der Inhalt auch anderweitig frei verfügbar ist. Und subjektiv betrachtet ist es das: "einestages" ist in gedruckter Form eben doch Sofa-tauglicher als via Notebook. Von anderen Nutzungssituationen die man sich denken kann, mal ganz zu schweigen. Wirklich innovativ ist "einestages" natürlich nur online. Da ist das 132-seitige Heft nur ein Ableger. Ein hervorragender Ableger.