Helmut Markwort90 Minuten lang redeten deutsche Medienmacher unter der Moderation von "Focus"-Chefredakteur Helmut Markwort viel - und sagten wenig. Es ist eben immer der gleiche Frust mit diesen sogenannten Elefantenrunden, die oftmals viel zu groß angesetzt und im Falle von Herrn Markwort auch noch sehr behäbig moderiert werden. Das Thema der Medientage München 2008, "Werbewelt im Wandel - Wert und Wirksamkeit in der digitalen Medienflut", wurde konsequenterweise weitgehend völlig ignoriert. Stattdessen dominierte einmal mehr angesichts des neuen Rundfunkstaatsvertrages die Debatte über das duale Rundfunksystem die Münchener Gesprächsrunde.

Medientage München

Immerhin scheint es auch ZDF-Intendant Markus Schächter inzwischen ein wenig zu viel zu werden. "Der Schlachtenlärm wird sich legen", hoffte er. Doch das Thema ließ sich damit nicht kurz abhandeln. So durften auch der ARD-Vorsitzende Raff und Jürgen Doetz noch einmal erzählen, was sie immer erzählen - und als Zuschauer und -hörer beginnt man nach dem Sinn der Veranstaltung zu fragen. Blockiert sich die deutsche Medienbranche nicht permanent selbst, wenn wir über nichts anderes reden als den bald anstehenden neuen Rundfunkstaatsvertrag oder den gerade abgesegneten Rundfunkstaatsvertrag? Die deutschen Medien beschäftigten sich mehr mit sich selbst als mit neuen Herausforderungen oder - es erscheint beinahe abwegig - dem Konsumenten.
 

 
Im Schnelldurchlauf die wenigen, erwähnenswerten Aussagen dieses Vormittages: Jürgen Doetz und auch Anke Schäferkordt kritisieren den geplanten Familienkanal des ZDF, den Markus Schächter Anfang September im DWDL.de-Interview konkret ankündigte. Die RTL-Chefin sieht darin nicht den Sendeauftrag des ZDF und befürchtet ein weiteres öffentlich-rechtliches Vollprogramm. Ihr Urteil zum neuen Rundfunkstaatsvertrag: "Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat mehr Freiheiten bekommen."
 
Hubert Burda hatte wieder einmal etliche Ausdrucke dabei, mit denen er den Umfang der öffentlich-rechtlichen Online-Angebote belegen wollte - eine Nummer, die er auch letztes Jahr schon darbot. Und er lief zur Höchstform auf. "Wir müssen sie überziehen mit einer Klage nach der anderen, wenn sie es nicht selbst erkennen (...) Wir dürfen da keine Ruhe geben", sagte Burda über die umfangreichen Internetangebote von ARD und ZDF, die aus seiner Sicht oft nicht Sendungsbezogen sind und insbesondere mit ihren Beratungs- und Service-Inhalten damit eine starke Konkurrenz auch für die Zeitschriften darstellen.
 Elefantenrunde Medientage München
  
 
"Ich bin begeistert, dass wir jetzt mal endlich zum Thema kommen", sagte Bernd M. Michael (auf dem Foto ganz links), Chef des Deutschen Marketing-Verbandes, mit Verweis auf das eigentliche Thema der Medientage als er dann endlich auch zu Wort kommt. Und er kritisiert die bislang nur dem dualen Rundfunksystem verhaftete Diskussion: "Das zeigt mir ja auch wie introvertiert sie über Dinge diskutieren können, die da draussen niemanden mehr interessieren." Weder vorher noch nachher gab es einen größeren Applaus als bei dieser Äußerung. "Jetzt fällt mir auch auf, warum die uns an den Rand gesetzt haben", sagte Michael am linken Rand der Bühne zum Google-Vertreter Philipp Schindler, der am anderen Ende der Bühne saß.