Grafik: DWDL.de; Logo: ZDFDoch auch bei der ZDF-Show gab es Längen. Bei den Themen Olympia und später der Fußball-Europameisterschaft kam Johannes B. Kerner ins Plaudern - und plauderte viel zu lang. Immerhin: Die Spiele in Peking wurde beim ZDF sowohl sportlich wie auch politisch betrachtet und beim Thema EM wurde auch die Bildpanne im Halbfinale aufgegriffen. Doch im Endeffekt waren die Sportevents die beiden längsten Themenblöcke des ZDF-Jahresrückblicks und wohl maßgeblich an der Überziehung schuld. Generell widmeten sich beide Shows dem Sport sehr ausführlich. Kleiner Vorteil für RTL zu später Stunde: Jauch hatte die Sympathieträger Philipp Lahm, Sebastian Vettel und Schwimmerin Britta Steffen zu Gast.

Mit den musikalischen Hits des Jahres und den Verstorbenen des Jahres lieferte das ZDF zwei Rubriken, auf die man bei RTL keinen Wert legte. Ohnehin fühlte man sich bei "2008 - Menschen, Bilder, Emotionen" nicht umfassend über die Themen des Jahres informiert. Bei Jauch ging es zwar ausführlich um das Brand-Drama von Ludwigshafen im Frühjahr. Doch so schicksalhaft das Ereignis war: Nachhaltigere Diskussionen löste z.B. der Holtklotz-Wurf von der Autobahnbrücke oder die Brutalität von Jugendlichen gegenüber Senioren z.B. in der Münchener U-Bahn aus. Und diese beiden Themen besetzte das ZDF, zusammen mit einem Einspieler über weitere dramatische Schlagzeilen des Jahres. Anders als beim RTL-Einspieler zu den "Bildern des Jahres" hier also monothematisch und passend.

Und was gabs sonst so? Beim ZDF ging es - übrigens gleich zu Beginn - um die Beinahe-Flugzeugkatastrophe von Hamburg im März. Später kamen Kabarettist Eckard von Hirschhausen und Autorin Cornelia Funke ("Tintenherz") vorbei. Funke durfte erst plaudern und dann mit Kerner und zwei Mädchen zusammen eine Sparausgabe von "Wetten, dass..?" nachspielen. Zu Gast bei Kerner war auch ein Mädchen aus dem Jemen, dass sich gegen die frühe Zwangsheirat zur Wehr setzte und vor Gericht die Scheidung erwirkte. Und kurz vor Ende dann noch eine medizinische Sensation im ZDF: In diesem Jahr bekam ein Mann erfolgreich zwei Arme transplantiert. Doch zugegeben: Bei medizinischen Sensationen konnte das ZDF mit RTL nicht Schritt halten. Günther Jauch begrüßte Thomas Beatie, den "schwangeren Mann", und seine Frau.
 

 
Die unterhaltsamsten Highlights kamen auch erst zu fortgeschrittener Stunde. Im ZDF lieferte zuerst das Team der "Frontal 21"-Satire "Toll" einen humorig-bösen politischen Jahresrückblick und später dann lieferte das Team von "Switch Reloaded" eine "Heute Journal"-Parodie. Genau zeitgleich bei Jauch: Oliver Pocher, der zuerst imitieren durfte und dann mit Jauch über seinen Millionengewinn beim "Promi-WWM" und seine berufliche  Zukunft sprach. Ohne Erkenntnisse allerdings. Letzter Gast bei Jauch war - wie schon erwähnt - Michael Hirte. Beim ZDF war es Charlotte Roche, die von Marcel Reich-Ranicki rezensiert wurde.

Grafik: DWDL.deDoch was Kerner schon seit Beginn der Show ankündigte als er mit Reich-Ranicki noch einmal über den Deutschen Fernsehpreis sprach, entpuppte sich als kurze und knappe, wenn auch vernichtende Kritik. Als Kerner seinem letzten Gast des Abends Blumen reicht, sagt Roche zum Abschied ganz entzückt: "Die sehen auch noch aus wie Muschis". Na guten Abend. Das ZDF überzog am Ende deutlich - und nicht nur das: Man ging sogar eher auf Sendung als die Kollegen bei RTL. So trat Kerner im ZWeiten bereits auf die Bühne als bei RTL der Vorspann erst begann. Und am Ende überzog "Menschen 2008" um 32 Minuten. Um 23.47 Uhr war es als Kerner sich bedankte. Sieben Minuten vorher hatte sich Günther Jauch von seinen Zuschauer verabschiedet.

Sinnbildlich für den Abend waren zwei Momentaufnahmen. Während beim ZDF über die weltweite Finanzkrise gesprochen wurde, verriet Sarah Connors Mutter bei RTL, dass sie jetzt wieder die Pille nimmt. Und später am Abend lieferten Max Giermann ("Switch Reloaded") beim ZDF und Oliver Pocher bei RTL genau zeitgleich Oliver Kahn-Imitationen. Mit anderen Worten: In vielen Themen glichen sich die Jahresrückblicke - und wenn es mal voneinander abwich, entschied sich das ZDF für Relevanz und RTL für Beliebigkeit.