Hulu.comDoch neben eben dieser Sorge, die in Deutschland etwa besonders die Mediengruppe RTL Deutschland umtreibt, wird gerne noch ein weiteres Argument gegen ein deutsches Hulu vorgetragen. Wie bei allen Aktivitäten, die ein gemeinsames Vorgehen von Mediengruppe RTL Deutschland und der ProSiebenSat.1 Media AG nötig machen würden, geht es hier um kartellrechtliche Fragen. Die breitere Senderlandschaft und lockere rechtlichere Regelungen in den USA ermöglichen Hulu.com. Doch in Deutschland, so heißt es auf Medienkongressen in den letzten Monaten immer wieder, sei das medienrechtlich schwierig, eine solche Zusammenarbeit zwischen den beiden großen privaten Sendergruppen.

Und damit hat man vermeintlich die beiden Probleme für ein deutsches Hulu gefunden. Die Angst der Sender, nicht mehr als Absender der Programme erkennbar zu sein und die kartellrechtliche Problematik bei einer Zusammenarbeit der beiden großen privaten Sendergruppen. Doch so einfach ist es nicht. Das sind vorgeschobene Gründe, die den eigentlichen Kern, das eigentliche Problem verdecken: Ein deutsches Hulu wäre völlig unattraktiv. Es wäre gar nicht erstrebenswert. Denn wann immer deutsche Medienmacher aktuell von Hulu.com träumen - sie wollen im Grunde nur aus Deutschland auf das amerikanische Angebot zugreifen.
 

 
Doch ein deutsches Hulu? Dafür ist die Zeit noch nicht reif. Es müsste mehr sein als die Summe seiner Teile und das ist momentan schwer vorstellbar. Denn wenn beide große Sendergruppen einfach nur die bisher bei eigenen Angeboten schon online verfügbaren Inhalte auf einem Portal bündeln - es wäre noch weit von der Attraktivität von Hulu.com entfernt. Allein mit  "Galileo", "Mitten im Leben", "taff", "Mein Garten" und Co. lassen sich die Internet-Nutzer nicht begeistern. Viel mehr als Dokusoaps und Magazine gibt es nicht. Vereinzelt eine amerikanische Lizenzserie, bei der man die VoD-Rechte miterworben hat oder auch mal eine Eigenproduktion. Doch genau hier hakt es.

Die Krise der deutschen Fiction wird zur Krise des deutschen Fernsehens im Web. Denn gerade Serien, deren Fortsetzung man nicht verpassen darf oder will, sind ein Treiber von TV-Angeboten im Web, wie Hulu.com. Doch die deutsche Serie liegt, einige Ausnahmen beweisen die Regel, am Boden. Und US-Serien? Hier müssten die Fernsehsender erst einmal bei den meist mehrjährigen Deals die entsprechenden Rechte für die Online-Nutzung mit erwerben. Noch hat das für die deutschen Sender aber keine Priorität und wird als "Nice to have" nur dann erworben, wenn es günstig zu kriegen ist. Eine nachvollziehbare Entscheidung. Denn ob Fans von US-Serien wirklich auf die sychronisierte deutsche Fassung warten, ist fraglich.

Am Ende also läuft alles auf ein großes Dilemma hinaus: Wer auch immer aktuell ein deutsches Hulu will, er träumt wohl eher von einem barrierefreien Zugang zum amerikanischen Angebot. Denn ein deutsches Portal nach Hulu.com-Vorbild ist mit den derzeitigen Programminhalten des deutschen Fernsehens wenig erstrebenswert. An fiktionalen Eigenproduktionen mangelt es, bei der Lizenzware fehlen oftmals die nötigen Rechte und der Rest, meist Dokusoaps und Magazine, sind nicht gerade starke Motoren für ein solches Portal. Wann immer also beim nächsten Branchenkongress über ein deutsches Hulu diskutiert wird - man sollte einen Schritt weiter denken und sich fragen, ob es derzeit überhaupt erstrebenswert ist.