Foto: ARDDer Deutsche Fernsehpreis jedoch hat sich kaum gewandelt. Er erstarrt in den Strukturen, die ihm seine Stifter bei der Gründung 1999 gegeben haben. In diesem Jahr sahen so wenige Zuschauer zu wie noch nie. Und das obwohl sich Sat.1 bei der Inszenierung mit der Moderation durch das Volksmusik Duo Wolfgang & Anneliese alias Bastian Pastewka und Anke Engeke alle Mühe gegeben hat. Wäre es nur die schlechte Quote, die den Deutschen Fernsehpreis sorgen müsste, wäre es noch halb so wild. Aber auch fachlich steht die gemeinsame Verleihung von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 auf der Kippe.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Unmut über die Preisverleihung bei den beiden Privatsender groß ist. Schon bei der Brandrede Reich-Ranickis im vergangenen Jahr zeigten sich RTL und Sat.1 verschnupft darüber, dass die beiden anderen Partner ARD und ZDF Marcel Reich-Ranicki zunächst nicht vehement widersprachen bzw. seine Kritik sogar stützten und auf die Privatsender bezogen. Und jetzt brachte 2009 das Fass zum Überlaufen: Schlechte Quote, hohe Kosten und eine nicht mehr der Realität entsprechende Abbildung des deutschen Fernsehens werden Gesprächsthema Nr.1 beim nächsten Stifter-Treffen sein.

2010 ist die ARD Ausrichter der Verleihung und beendet den dritten Turnus der jährlich im Wechsel veranstalteten Gala. Jeder Stifter hat dann dreimal die 1999 ins Leben gerufene gemeinsame Preisverleihung ausgerichtet. Nicht auszuschließen ist, dass der Deutsche Fernsehpreis ohne dringend nötige Änderungen im kommenden Jahr zum letzten Mal verliehen wird. Zu unterschiedlich sind die Auffassungen vom Qualitätsverständnis, was sich insbesondere in den Kategorien niederschlägt, in denen die Preise verliehen werden.

Denn der Deutsche Fernsehpreis hat einen nie korrigierten Geburtsfehler: Er ist extrem fiktional orientiert, so wie auch der amerikanische Fernsehpreis Emmy. Doch das Genre der eigenproduzierten Fiction spielte schon vor zehn Jahren im deutschen Fernsehen eine weitaus geringere Rolle als im amerikanischen Fernsehen. Und unbestritten ist auch: Die deutsche Fiction hat seitdem weiter an Bedeutung verloren. Das muss man nicht begrüßen. Aber man muss die Entwicklung erkennen und berücksichtigen. Der Deutsche Fernsehpreis tut das nicht.