
Allen voran Wolfgang & Anneliese, das Traumpaar der Volksmusik, das bereits die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises in diesem Jahr erträglich machte und nun also auch bei "Wetten, dass..?" die Stimmung mächtig auflockerte. Ob singend im Publikum oder flirtend auf der Couch: In ihren Paraderollen gelang es Anke Engelke und Bastian Pastewka, dem zuletzt oft etwas festgefahren wirkenden Konzept des Show-Klassikers frisches Leben einzuhauchen.
So viel Leben, dass selbst Hollywoodgröße Hugh Grant dem Spektakel fast schon ungläubig beiwohnte und ganz offensichtlich nicht so recht wusste, wie ihm geschah. Dass er längst schon wieder abgereist war, als Wolfgang & Anneliese zum Zungenkuss-Manöver auf Gottschalk und dessen Wett-Assistentin Michelle Hunziker bliesen, dürfte dem Schauspieler nicht ungelegen gewesen sein. Ansonsten bot "Wetten, dass..?" diesmal kaum Angriffsflächen für Kritiker - und das, obwohl Gottschalk bereits ankündigte, am Tag nach der Sendung besser keine Zeitung lesen zu wollen.
Til Schweiger und Nora Tschirner blieben brav, Wolfgang Stumph durfte gemeinsam mit seiner Tochter sächseln und Uwe Ochsenknecht fiel nur in Frauenkleidern auf. Es waren viel mehr die Wetten, die in der nunmehr 185. Ausgabe im Mittelpunkt standen: Ein Pizzabäcker aus Südtirol bereitete - meist freihändig auf seinem Motorrad fahrend - ein ganzes Menü vor, was selbst die gewohnt lautstark unterstützende Michelle Hunziker so umwerfend fand, dass sie von ihrem Motorroller stürzte. Doch selbst das hinderte sie nicht daran, auch den Rest der Sendung mit Dauerlächeln weiterzumoderieren.

Angesichts dessen kann man umso erfreuter darüber sein, dass Gottschalk den Ekel-Faktor kurz vor Weihnachten in seiner Show einfach vernachlässigte und seine Kandidaten lieber auf einem Einrad über Mülltonnen springen oder sich tausende Figuren des Hamburger Miniaturmuseums einprägen ließ - dieses beeindruckende Talent reichte am Ende dann sogar für die Wahl zum Wettkönig und täuschte auch über so manche Länge der Dezember-Ausgabe von "Wetten, dass..?" hinweg.
Dennoch: Nett war's trotzdem, auch oder gerade weil die großen Stargäste fehlten. Mehr als eine Hand voll ideenreicher Wetten und ein gut aufgelegtes Volksmusik-Traumpaar mit Hang zur Selbstinszenierung braucht es eigentlich nicht für einen schönen Winterabend auf dem Sofa. Gut zu wissen, dass man all das zwischen "Supertalenten" und Bauern-Kuppelei im Fernsehen doch noch hin und wieder finden kann.