Bild: ZDFSie interessieren sich eigentlich nicht für Afrika? Vielleicht, weil das Bild des Kontinents häufig durch Nachrichten geprägt wird, die, wenn nicht gerade Fußball-Weltmeisterschaft ist, kein gutes Licht auf den Kontinent werfen. Doch "24 Stunden Südafrika" ist anders, so völlig anders als alle Afrika-Dokumentationen. Denn ganz wie schon das inoffizielle Vorbild "24 Stunden Berlin" des RBB zeichnet es den Alltag in Südafrika nach.

"24 Stunden Südafrika" ist nicht politisch. Es mahnt nicht, es romantisiert nicht. Es hat keine Botschaft, weil es nur beobachtet. Begleitet werden die unterschiedlichsten Menschen Südafrikas durch einen Tag ihres Lebens. Über 400 Stunden Rohmaterial wurden in den vergangenen Monaten gedreht. Daraus intelligent auf 24 Stunden zu kürzen, ist eine Mammutaufgabe, die Regisseur Lukas Schmid mit Bravour gemeistert hat, wie ein auszugsweises Presse-Screening schon bewies.
 
 
 
Herausgekommen ist ein 24 Stunden-Programm, das selbst "24 Stunden Berlin" in den Schatten stellt. Denn hier wird ein Tag im Leben von Menschen gezeigt, die uns nicht so nahe sind wie der Alltag in Berlin. In einem Land, das uns nicht so nahe ist wie unser eigenes. Zum ersten Mal sieht man Südafrika nicht durch die Brille eines wie auch immer motivierten Filmemachers. Die Bilder dienen keiner tiefgründigen Botschaft. Sie dienen der intelligenten Unterhaltung.

Niemand wird jedoch 24 Stunden am Stück durchhalten. Das ist auch Regisseur Schmid bewusst. Doch der Einstieg ist jederzeit möglich, weil die einzelnen Takes kurz gehalten sind. Über den Tag kann man stets wieder in das Leben einzelner Personen einsteigen. Oder man zappt für eine halbe Stunde Südafrika am Morgen, am Mittag oder Abend rein. Es ist höchst empfehlenswert. Ausgestrahlt wird "24 Stunden Afrika" von Samstag 6 Uhr bis Sonntag 6 Uhr im ZDFinfokanal, der digital verbreitet wird. Alternativ kann die Sendung inklusive Livestream auch auf der ZDF-Website verfolgt werden.
 
Theo KollNur einen Vorwurf muss man dem ZDF machen: Ein so mutiges Projekt wird wieder einmal auf den digitalen Kanälen versteckt. Wurde schon bei ZDFneo kritisiert, dass junge Formate jetzt auf einen nicht weit verbreiteten Digitalsender abgeschoben werden, so ist die Frage in diesem Fall ebenfalls berechtigt: Warum so mutlos, liebes ZDF? Hätte ein solches Mammut-Projekt nicht wirklich eine spektakuläre Programmierung verdient?

Theo Koll (Foto), beim ZDF als Außenpolitik-Chef der Programmverantwortliche für "24 Stunden Südafrika", schaute am Rande der Präsentation des Projekts in Köln völlig entgeistert bei der Frage, warum sich nicht das ZDF-Hauptprogramm selbst mal an eine 24-stündige Sonderprogrammierung wagt. Es war offenbar eine Idee außerhalb der erlaubten Vorstellungskraft. Am Einschaltbefehl für "24 Stunden Südafrika" ändert es aber nichts. Sie müssen den Juwel jetzt halt nur suchen - und hoffentlich finden.