Foto: DFPWer kann darüber urteilen, was gut ist und was schlecht? Sind es die Kritiker? Oder letztlich etwa die Zuschauer, die mit der Fernbedienung entscheiden? Diese Fragen stellte DWDL.de im vergangenen Herbst nach der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2009. Trotz großartiger Inszenierung dank Anke Engelke und Bastian Pastewka war das Interesse der Fernsehzuschauer an der Verleihung gering und der Unmut bei manchem TV-Macher im Publikum groß.

Denn obwohl Genres wie die Dokusoap längst ihren festen Platz in der Day- wie Primetime des deutschen Fernsehens gefunden haben und non-fiktionale Formate selten einen höheren Programmanteil hatten, wurde das beim Deutschen Fernsehpreis nicht berücksichtigt. In den Personenkategorien etwa wurden gar einzig und allein Leistungen bei fiktionalen Produktionen geehrt. Der Fernsehpreis war beinahe ein Filmpreis. Kein Wunder, dass Zuschauer wie viele TV-Macher sich bei der Verleihung nicht wiederfanden.
 

 
Ausgezeichnet wurden zu zahlreich einzelne, sicher preiswürdige Detail-Leistungen, etwa in Fernsehfilmen und Mehrteilern. Keinem der Ausgezeichneten sei die Ehre abgesprochen, aber was fehlte waren Kategorien für das Programm, was - ob es Feuilletonisten nun freut oder nicht - ein Massenpublikum begeistern. Es ist die alles entscheidende Frage: Bedeutet Quote Qualität? Mancher würde hier aufschreien und einen Automatismus gibt es ganz sicher nicht. Viele Faktoren sorgen dafür, dass die Quote, also die Masse, nicht unmittelbar für Klasse spricht.
 
Aber umgekehrt stellt sich die viel spannendere Frage: Kann ein Format so schlecht sein, wenn die Quote auf Dauer gut ist? An der Masse vorbei zu entscheiden, führt eine Auszeichnung wie den Deutschen Fernsehpreis in eine sehr selbstverliebte Ecke mit der die Fans vor den Bildschirmen wenig anfangen können. DWDL.de forderte deshalb im vergangenen Herbst eine neue Verständigung unter den Stiftern darüber, was der Deutsche Fernsehpreis als preiswürdig ansieht. Und das fängt schon bei der Kategoriengestaltung an.

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Denn der Deutsche Fernsehpreis hatte einen bis zu diesem Jahr nicht  korrigierten Geburtsfehler: Er war extrem fiktional orientiert, so wie auch der amerikanische Fernsehpreis Emmy. Doch das Genre der eigenproduzierten Fiction spielte schon vor zehn Jahren im deutschen Fernsehen eine weitaus geringere Rolle als im amerikanischen Fernsehen. Und unbestritten ist auch: Die deutsche Fiction hat seitdem, wenn auch jüngst mit erfreulicher Aufwärtsbewegung, an Bedeutung verloren. Das muss man nicht begrüßen. Aber man muss die Entwicklung erkennen und berücksichtigen. Der Deutsche Fernsehpreis tat das nicht.