Kommissarin Lund - Das Verbrechen© ZDF/Tine Harden
Im Zentrum von Kopenhagen an einem nationalen Kriegerdenkmal wird die Leiche einer der Rechtsanwältin aufgefunden. In einem Video, das kurz vor ihrem Tod aufgenommen wurde, verliest sie eine Botschaft an das dänische Volk, in der Rache an getöteten Muslimen in Afghanistan, Palästina und dem Irak geschworen wird. Das Video wurde an den neu ernannten Justizminister Thomas Buch geschickt.

Das ist der Ausgangspunkt der zweiten Staffel der Krimireihe "Kommissarin Lund - Das Verbrechen", die am Sonntagabend im ZDF startet. Es ist ein brisanter Fall, mit dem es die Kommissarin zu tun bekommt - derart komplex, dass er in 90 Minuten kaum zu erzählen ist. Umso besser, dass die dänischen Ermittler in den kommenden Wochen gleich mehr als 500 Minuten Zeit bekommen, um Licht ins Dunkel des Falls zu bringen.

 

Genau das ist es nämlich, was den Reiz dieser Serie ausmacht: Über Wochen hinweg begeben sich Ermittler und Zuschauer gleichermaßen auf Spurensuche, dringen immer tiefer ein in die Welt der Täter und die damit verbundene politische Dimension. Dass das auch in der zweiten Staffel gelungen ist, macht alleine schon die erneute Nominierung für den International Emmy deutlich. "Ich fürchte nichts so sehr wie Routine und ließ mir für die Antwort Zeit", sagte Schauspielerin Sofie Gråbøl kürzlich der österreichischen Zeitung "Der Standard".

Gråbøl verkörpert in der internationalen Koproduktion die Hauptfigur der Kommissarin Lund. Doch die Schauspielerin hatte mit Autor Torleif Hoppe eines gemeinsam: Sie bekamen nicht genug von Lund - und machten weiter. "Sie hat in einer versteckten Weise einen sehr starken Charakter", sagt Gråbøl über ihre Figur. "Einerseits ist sie unsicher und weicht immer wieder aus. Andererseits ist sie bestimmt und ändert ihre Überzeugungen nicht. All die Verletzungen, die sie im ersten Fall davontrug, haben sie nicht härter gemacht, sondern verwundbarer. Die Mauer, die sie um sich gebaut hat, ist dünner."

Dass sie selbst an der Entwicklung der Sarah Lund beteiligt war, erwies sich als Glücksfall. "Ich wollte einen Menschen, der unfähig ist, zu kommunizieren. Der Grund war, dass die meisten meiner bisherigen Rollen emotionale, geschwätzige Frauenfiguren waren. Ich wollte all das abstreifen und eine Person, die ihre Emotionen nicht preisgibt", so Gråbøl im "Standard". Und tatsächlich: Wer Kommissarin Lund ist, was in ihr vorgeht, wie sie fühlt - all das erscheint so tiefgründig, dass man als Zuschauer gebannt darauf wartet, welche Seite als nächstes ans Tageslicht kommt. Berechenbarkeit, Schwarzweiß-Malerei? Fehlanzeige.

In den kommenden Wochen kann sich ein jeder wieder sein eigenes Bild davon machen. Ob es eine Fortsetzung geben wird, ist allerdings noch völlig unklar. "Der Autor schreibt daran", sagt Sofie Gråbøl. "Ich weiß, wenn er die Geschichte nicht interessant genug findet, weiß ich, dass es nichts wird." Der zweite Fall von Kommissarin Lund dürfte den Krimi-Hunger der Zuschauer allerdings wohl vorerst stillen.