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Bei N24 und n-tv hörte man in der Vergangenheit bei ähnlichem Versagen oft eine Begründung, die in ihrer Konsequenz einer Kapitulation gleich kommt. Meist wird erst auf den Mangel an sendefähigem Material hingewiesen. Doch weil das keine so richtig zufriedenstellende Antwort ist angesichts der durchgehenden Berichterstattung von internationalen Nachrichtensendern, schiebt man dann meist kleinlaut und inoffiziell hinter her: Der Zuschauermarkt in Deutschland gebe nicht genug Interesse für eine Dauer-Berichterstattung her.

Zugegeben, das Interesse an den Entwicklungen in Ägypten existiert vielleicht wirklich nur bei einer gewissen Informations-Elite, die permanent auf dem Laufenden gehalten werden will. Aber genau diese Zielgruppe ist es, mit der die beiden Nachrichtensender N24 und n-tv ihre Werbeplätze verkaufen. Im Ernstfall also zuzugeben, dass diese Zielgruppe noch einmal deutlich kleiner ist als der durch immer öfter eingesetzte  Dokus und Magazine gepushte Marktanteil, entlarvt dann schon.

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Es entlarvt aber nicht nur die Nachrichtensender sondern auch die Mehrheit der TV-Zuschauer: Denn bei aller Kritik an denen, die am Wochenende ein schlechtes Bild abgegeben haben und die Entwicklungen in Ägypten beinahe links liegen gelassen haben, ist das Fernsehpublikum nicht unschuldig daran. Dokus über Killer-Tiere und Riesenbagger sind nur deshalb nötig für die privaten Nachrichtensender, weil Live-Berichterstattung zu politischen Ereignissen im Ausland in der Vergangenheit schon kaum Quote erzielt haben oder anders formuliert: Vom Publikum nicht so sehr nachgefragt wurden wie man es sich wünschen würde.

Diese kleine und schwache Entschuldigung gilt aber nun wenn überhaupt für die Privatsender. Warum ARD und ZDF am Wochenende so kläglich versagt haben, beantwortet das nicht. Man muss sich nicht über jede Unterhaltungssendung bei den Öffentlich-Rechtlichen empören. Jedes Genre hat seine Berechtigung. Man darf sich aber über die fragwürdigen Prioritäten der öffentlich-rechtlichen Anstalten empören. Denn anders als bei den privaten Nachrichtensendern gab es bei ARD und ZDF nicht einmal einen wirtschaftlichen Grund, der gegen eine ausführlichere Berichterstattung über Ägypten sprach.

Im Gegenteil hätte man ein gutes Argument für die oft hinterfragten Rundfunkgebühren liefern können. Doch das Korrespondenten-Netzwerk von ARD und ZDF hatte kaum Sendezeit um sich zu beweisen. Abseits der journalistischen Empörung darüber ist es schon bemerkenswert wie zielsicher die beiden öffentlich-rechtlichen Sender jedes Fettnäpfchen treffen und sich selbst damit erneut eine Debatte über die Prioritäten im Programm bescheren. Ärgerlich ist das übrigens auch für all die Journalistinnen und Journalisten in den Anstalten - die sicher gekonnt hätten, wenn man sie denn gelassen hätte.