Doch das ZDF war nicht der einzige Sender, der sich volksnah gab, um die Wartezeit bis zum Ja-Wort zu überbrücken. Sat.1-Reporterin Karen Hinrichs kündigte an, weiter vor sich „hinwedeln“ zu wollen – und kramte prompt den Union Jack hervor, verbunden mit der Hoffnung, dass es während der Hochzeit doch bitte nicht regnen möge. Der Moment rückte also näher – gleichzeitig stieg die Anspannung der Reporter. „Der Dekan wird Kate noch vor William sehen“, platzte es aus Katja Burkard heraus, doch ihr Kollege rief sie eilig zurück: „Wir alle werden sie noch vor William zu sehen bekommen.“

Es folgten stattdessen Diskussionen über Frisuren und Haarlängen und – ganz wichtig – über die Frage, ob Diadem oder Blumenstrauß zum Einsatz kommen. Für Frauke Ludowig war das sogar ein „Streitthema“. Auch im ZDF sollte später noch darüber gesprochen werden – hier lieferte man dann gleich eine mögliche Lösung mit: „Blumen am Eingang, Diadem am Ausgang.“ Inzwischen setzte sich die königliche Familie in Bewegung. „Die Queen!“, schrie eine RTL-Reporterin. Dumm nur, dass sich die Frau in der schwarzen Limousine bei genauerem Hinsehen als Camilla entpuppte.

Ähnlich aufgeregt wirkte eine Kollegin, deren Verhalten einen Rückfall ins Teenager-Alter vermuten ließ, als Prinz William endlich vor der Kirche auftauchte. „Er steigt aus. Er winkt! Dreh dich doch mal um, alle wollen dich sehen!“ Contenance, Sie sind doch hier bei den Royals zu Gast! Deutlich besser und vor allem glamouröser erledigte Barbara Schöneberger im Ersten ihren Job – sie hielt sich angenehm zurück, lockerte die Situation allerdings auf, wenn es geboten war. Als Rolf Seelmann-Eggebert, gefühlt seit Jahrhunderten ARD-Experte bei royalen Angelegenheiten, darüber erzählte, dass die Queen zum Finger Food lade, entgegnete Schöneberger prompt: „Praktisch, hat man nicht so viel Geschirr danach.“

Doch freilich gab es nicht nur Klatsch und Tratsch, sondern auch Informationen satt. Selbstverständlich ist es wichtig zu wissen, dass Kate exakt dreieinhalb Minuten braucht, um den Altar hinab zu schreiten. Animationen zeigten detailliert, wie Westminster Abbey aufgebaut ist, wer wo sitzt und welchen Weg die Hochzeitskutsche später zurücklegen sollte. Weniger ist mehr? Fehlanzeige. Das gilt wohl auch für die Inszenierung der Sender – und deren Personal. Ob Kiewel für das ZDF oder Bruce Darnell bei RTL, der das Spitzen-Kleid von Kate als Zeichen der Liebe wertete.

Die Wahl der Experten kannte somit keine Grenzen. Und dennoch gab es Unterschiede: Wenn mal wirklich nichts passierte, ließen ARD und ZDF ihre Kommentatoren zumindest ab und an auch mal bedächtig schweigen. Immerhin kehrte während der Zeremonie dann doch noch für einige Minuten jene Stille ein, die man mitunter vermisste, wenn man sich dazu entschloss, die komplette Übertragungs-Strecke aus London mitzuverfolgen. Volksfeststimmung statt royaler Hochzeit – am besten fasste dieses Phänomen wohl ein Zeitungskorrespondent vor der Kamera zusammen: „Das ist wie beim Oktoberfest, nur ohne Bier!“ Dafür aber wohl mit deutlich mehr Zuschauern. Immerhin.