Viel konnte "Schlag den Raab" dem neuen ARD-Mann nicht mehr bieten. Nun bleibt zu hoffen, dass sein künftiger Arbeitgeber die Chancen nutzen wird, die sich mit dem Neueinkauf bieten: Dass die neue Primetime-Show mit Opdenhövel, die für 2012 angekündigt ist, nicht einfach nur ein weiteres Quiz sein wird. Und dass man ihm ein Format gibt, das seinen erstklassigen Eigenschaften als Live-Moderator gerecht werden kann. Eine Frage aber bleibt dann doch: Wo zum Teufel stecken eigentlich all die eigenen Talente? Niemand beschäftigt mehr Menschen als der Senderverbund ARD - und doch musste man sich zuletzt so häufig bei der privaten Konkurrenz bedienen.

Jauch, Pflaume, Opdenhövel. Es wirkt fast schon wie eine Rechtfertigung, wenn WDR-Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff Opdenhövels "Gastspiel bei unserem jungen Sender 1Live vor zwölf Jahren" erwähnt. Als wolle sie andeuten, dass Opdenhövel im Grunde ein öffentlich-rechtliches Urgestein sei, das man einst zwecks Ausbildung in die hippe Welt der Privaten entließ. So aber war es gewiss nicht. Claus Lufen ist diesen Weg nicht gegangen: Er ist Mitte 40 und hat fast 20 Jahre seines Lebens für den WDR gearbeitet, zuletzt als Vertretung für die so schwer erkrankte Monica Lierhaus.

Seinen Job erledigte er gut, das wird man auch beim WDR nicht bestreiten. Und doch entschied man sich gegen Lufen und für den Mann von ProSieben. Dass nicht jeder in der ARD damit zufrieden ist, ist kein Geheimnis. Nicht wenige hätten sich zudem eine Frau aus den eigenen Reihen für die Lierhaus-Nachfolge gewünscht. "Die Nachwuchssituation ist gerade in der Tat sehr schwierig. Es gibt leider kaum noch Möglichkeiten im deutschen Fernsehen, sich auszuprobieren", ließ Opdenhövel vor einigen Jahren im DWDL.de-Interview verlauten.

Insgesamt dürfte er wohl auch ein wenig dankbar dafür gewesen sein, dass es ihm anders ging als den zahlreichen Talenten, die sich sich hinter all den Pilawas dieser Welt anstellen müssen. "Ich kann die Leute nicht zwingen, sich für mich, meine Art der Moderation oder meinen Humor zu begeistern", hat Opdenhövel einmal gesagt. "Und ich will mir meine Ecken und Kanten auch nicht abschleifen lassen. Als sturer Ostwestfale bin ich nun mal nicht so aalglatt wie manche meiner Kollegen und lege auch keinen Wert darauf, mein Wohnzimmer in der Gala zu zeigen."

Trotz aller Talente in den Hinterzimmern darf sich die ARD glücklich schätzen, Opdenhövel nun an Bord zu haben. Wohl kaum ein anderer Moderator bekam in den vergangenen Jahren so sehr die Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln. Viva, "Bitte lächeln", "Weck Up", "Hast du Töne?", "Quiz Show", Arena, Turmspringen, "Schlag den Raab", Lena-Hype. Sogar das für ProSieben völlig pannenbehaftete "Kipp-Roll-Fall-Spektakel" moderierte Matthias Opdenhövel einfach weg und hatte daran sichtlich seinen Spaß. Dieser Mann hat einfach alles schon gemacht. Kein Wunder, dass er sich jetzt nicht mal vor dem bürokratischen Monstrum namens ARD zu fürchten scheint. Man kann ihm nur gratulieren.