Günter Struve ist einst beinahe verzweifelt. Coole Serien, Telenovelas und selbst Bruce Darnell hat er auf Sendung geschickt - alles ohne Erfolg. Am Ende sprach der sich inzwischen im Ruhestand befindliche ehemalige ARD-Programmdirektor nur noch von der "Hölle des Vorabends" - eine Hölle, der er nie so recht Herr geworden ist. Nun müssen sich andere darum kümmern. In diesen Wochen wird ein neuer Anlauf genommen, um diese eigentlich so wichtige Zeitschiene doch noch in den Griff bekommen zu können. Ob es diesmal gelingt, bleibt freilich abzuwarten, doch einen ersten Vorgeschmack darauf, in welche Richtung es gehen könnte, ist nach dieser Woche womöglich bereits zu erkennen.

Bevor Thomas Gottschalk ab Januar als skypender Talkmaster im Herzen Berlins zum Plausch vor der "Tagesschau" laden wird und noch vor dem Start der neuen, im ganzen Land angesiedelten Schmunzelkrimis feierte Kai Pflaume am Freitag seinen Einstand in schwierigem Umfeld. "Drei bei Kai" heißt sein neuester Streich: Nach "Star Quiz", "Klein gegen Groß" und "Dalli Dalli" ist es inzwischen die vierte öffentlich-rechtliche Show, die Pflaume moderiert. Der Sendeplatz dürfte ihm bekannt vorkommen: Fast auf den Tag genau 20 Jahre liegt sein Auftritt als Kandidat bei Rudi Carells "Herzblatt"-Suche zurück, der so etwas war wie die Initialzündung von Pflaumes Karriere - nun übernimmt er quasi diesen Sendeplatz.

"Drei bei Kai" hat mit "Herzblatt" allerdings herzlich wenig gemein. Viel mehr ist es ein recht klassisches Quiz, das nach Plänen der ARD-Oberen fortan das Wochenende einläuten soll. Den Grimme-Preis für Innovation wird man dafür kaum bekommen. Und doch gibt es gute Gründe dafür, dass "Drei bei Kai" das Zeug zum Erfolg hat. Der wichtigste: Es handelt sich um leichte Unterhaltung. Drei Familien treten gegeneinander an und müssen offene Fragen beantworten - wer zunächst sechs Punkte hat, darf um 300.000 Euro spielen. In der Hauptrunde warten schließlich 13 Fragen, die die zuvor siegreichen Familienmitglieder erst gemeinsam und dann auf sich alleine gestellt zu knacken haben.

Dazu drei Joker, vier Antwortmöglichkeiten und ein wenig Spannung suggerierende Musik im Hintergrund: Fertig ist die vorabendliche Show-Suppe, die nicht spektakulär, aber durchaus nett anzusehen ist. Im einfachen Frage-Antwort-Spiel liegt ein weiterer Grund dafür, dass "Drei bei Kai" zumindest auf Dauer gesehen sein Publikum finden kann. Anders als etwa das chronisch erfolglose "Duell im Ersten", das derzeit donnerstags noch die Wartezeit auf den Start der "Heiter bis tödlich"-Krimis verkürzt, besticht die neue Show mit Pflaume durch einen simplen Vorteil: Als Zuschauer lässt es sich hier auch nebenbei gut mitraten.

Während beim "Duell" Bilder zugeordnet, Wörterketten entschlüsselt und Listen in richtige Reihenfolgen gebracht werden müssen, geht es in "Drei bei Kai" schlicht darum, eine Antwort auf eine Frage zu geben. So lässt sich locker zwischen Abendbrot und Abräumen ein wenig rätseln, ohne dazu gezwungen zu sein, die komplette Aufmerksamkeit auf das zu richten, was sich da im Fernseher abspielt. Das klingt erschreckend einfach gestrickt und doch waren in der Vergangenheit Formate wie "Das Quiz" oder "Glücksrad" am Vorabend gerade auch deshalb so populär, weil man als Zuschauer eben nicht zu übermäßiger Konzentration gezwungen war.

Genau deshalb könnte es für Thomas Gottschalk übrigens auf seinem künftigen Sendeplatz so schwer werden: Die Aufmerksamkeit des Publikums zwischen Feierabend-Bier und Sofa-Abend aufrecht zu erhalten, ist harte Arbeit und die Liste derer, die an dieser Aufgabe gescheitert sind, ist lang. Dem immer freundlichen Kai Pflaume könnte das Kunststück mit seiner neuen Rateshow ohne Zweifel gelingen, doch ganz gleich ob Quiz, Krimi oder Talk: Der Vorabend bleibt eine Hölle. Günter Struve weiß ein Lied davon zu singen.