Sich dem Segment der Wohn- oder Fashion-Zeitschriften zu widmen, ist immer eine Gratwanderung. Wenn redaktionelle Medien wirken wie ein Katalog, dann ist das von außen betrachtet befremdlich doch innerhalb des Genres üblich. Der neue Gruner+Jahr-Titel "Couch" macht da keine Ausnahme sondern steigert dieses Bewertungsproblem sogar noch: Hier soll verknüpft werden, was für die Anzeigenverkäufer so unglaublich naheliegend war. Mode meets Möbel. "Das erste Wohn&Fashion-Magazin", nennt der Verlag den vorerst einmaligen Versuch. Für 2 Euro bekommt die Käuferin 228 Seiten gefüllt mit einer - in jeglicher Bedeutung des Wortes - bunten Mischung aus Kaufempfehlungen. Immerhin bekommt man mit stolzen 166 redaktionellen Seiten nicht nur Werbeanzeigen, wobei sich angesicht der auf diesen Seiten dann reichlich und nett präsentierten Produkte natürlich auch die Frage stellen ließe, wie viel redaktioneller Wert noch drin steckt. Doch mit dieser Sichtweise wäre man vermutlich Spielverderber.

Zur Entstehung liest die Leserin auf Seite 3: "Die Idee entstand an einem Mittwoch gegen 17.15 Uhr. Wieso, weshalb, warum, gibt es eigentlich kein Magazin, in dem es gleichzeitig um Wohnen und Fashion geht?" Man fragt sich nur, ob diese Gedanken der Redaktion oder nicht doch eher der Anzeigenabteilung gekommen ist. Denn "Couch" sieht aus wie der feuchte Traum genau dieser Berufsgattung. Grundsätzlich liegt es auch redaktionell natürlich nicht fern, sich "allem Schönen" zu widmen und es würde vielleicht auch überzeugen, wenn nicht manchmal schon sehr abstruse Zusammenhänge hergestellt werden und das passende Kleid zur orangen Glasvitrine präsentiert. Das Team um Chefredakteur Stephan Schäfer schießt hier vielleicht ein bisschen zu weit über das Ziel hinaus. Etwas mehr redaktionelle Inhalte mit etwas mehr Tiefe würden dem Titel besser stehen als mal bemüht, mal plumpe Zusammenhänge herzustellen. So ist es mehr Katalog als Magazin.

"Wir haben den Markt für ein junges Wohnmagazin geprüft und festgestellt, dass es eine relevante Gruppe junger wohninteressierter Frauen gibt, die großen Beratungsbedarf haben", erklärt Stephan Schäfer die Gründung von "Couch" und macht dann aber gar keinen Hehl daraus, dass man die Werbekunden als Vorbild nimmt. "So wie zahlreiche Mode-Labels ihre Zielgruppen verstärkt mit Home Collections ansprechen, fusioniert auch 'Couch' die Welten Wohnen, Mode und Beauty." Ob es weitergeht mit "Couch" hängt vom Erfolg der Testausgabe ab, erklärt Verlagsleiter Matthias Frei. Mittel- und langfristig sei "Couch" als multimediale Marke angelegt. Zum Start mit noch eher bescheidener Website. Doch sollte der Shopping-Katalog (Auflage 200.000) ankommen, soll "Couch" noch in diesem Jahr regelmäßig erscheinen. Dann soll auch online mehr passieren.