Für die kommenden Ausgaben gibt es daher zwei Wünsche: Blendet den Countdown früher ein - auch im Sinne der viel beschworenen Transparenz. So lange nicht feststeht, wie lange die Leitungen geöffnet sind, wirkt die Anrufphase fast ein wenig willkürlich. Und dann war da auch noch der Anfang: Die Vorstellungsrunde mag zwar wichtig sein, doch dass der erste Auftritt eines Kandidaten erst nach fast einer halben Stunde folgte, war des Guten ganz gewiss zu viel. Doch daran lässt sich arbeiten. Das Positive überwiegt - und das gilt nicht zuletzt für die Moderatoren Steven Gätjen und die bislang weitgehend unbekannte Sandra Rieß. Ihre erste große Fernsehshow absolvierte sie ohne Patzer. Dass sie den sechsten Platz als "Arsch-Platz" bezeichnete, wirkte noch dazu spontan und herrlich intuitiv.

Und die Jury? Ohne Stefan Raab geht es nicht. Insofern dürfte man bei ProSieben und der ARD nicht unglücklich über dessen Entscheidung gewesen sein, erneut dauerhaft auf den schwarzen Sesseln Platz nehmen zu wollen. "Frida Gold"-Sängerin Alina Süggeler blieb zwischen Raab und dem neuen Jury-Präsidenten Thomas D. ein wenig farblos - doch das fiel letztlich nicht weiter ins Gewicht. Denn insbesondere Thomas D. machte mit flotten Sprüchen richtig Spaß. "Du machst mich zum weißen Bruce Darnell", rief er einer Kandidatin zu, als ihm die Tränen in den Augen standen. Und in Richtung Raab sagte er: "Den Hirnschlag, den ich während den Sendungen erreichen werde, habe ich deinem Votingsystem zu verdanken."

Genau dieses Votingsystem ist es, das "Unser Star für Baku" nun unter all den Castingshows jenes Alleinstellungsmerkmal gibt, an dem es vor zwei Jahren bei "Unser Star für Oslo" noch mangelte. Auf den Punkt gebracht könnte man sagen: "The Voice" hat mit den Blind Auditions gezeigt, wie man die Casting-Phase spannend gestaltet. "Unser Star für Baku" zeigt nun mit dem Live-Voting, wie man den Live-Shows Spannung zuführt. Dass die Jury noch dazu nicht davor zurückschreckt, auch mal kritische Worte zu finden, tut der Sendung überdies sehr gut. Nach so manchen schrägen Tönen eines Kandidaten, mäkelte Raab: "In Prinzip ist es eine Win-Win-Situation - nur nicht für die Ohren." Ob auch "Unser Star für Baku" ein Gewinn sein wird, muss sich erst noch zeigen. Das veränderte Konzept könnte jedoch gewiss dazu beitragen.