7.) Rettet den Fernseh-Journalismus, auch wenn es kostet

Das Fernsehen ist Kommerz und Kunst - aber auch ein für die Information bestens geeignetes Medium. Immer seltener jedoch nutzt das Fernsehen diese Chance uns Weltereignisse live ins Wohnzimmer zu übertragen oder sie danach einzuordnen. Es gibt halt günstigere Möglichkeiten das Programm zu füllen. Doch in anderen Fernsehmärkten präsentiert sich das Fernsehen als weitaus ernstzunehmenderes journalistisches Medium. - selbst in den USA, wo Fernsehjournalismus keinen so faden Beigeschmack hat und angesichts der langsam sterbenden Zeitungslandschaft nach seiner Geburtsstunde in den 50er Jahren einen zweiten Boom erlebt. Und bei uns? Da trennt sich die eine Sendergruppe von ihrem Nachrichtensender und verschläft seitdem Nachrichtenereignisse. Und die andere Sendergruppe feiert zwar die Kontinuität des Nachrichtenangebots und doch brodelt es hinter den Kulissen ob des gestiegenen Drucks. Und die Öffentlich-Rechtlichen? Sie haben ein herausragendes Korrespondenten-Netz und nutzen es kaum. Einzelne Beiträge in Magazinen oder Nachrichten und einmal im Jahr eine versteckte halbstündige Reportage. Das war es schon?

 

8.) Das Internet-Desaster der Fernsehsender

Erst war die weltweite Fernsehbranche skeptisch, was das Internet bringen würde. Dann öffneten sich viele den Möglichkeiten, nur in Deutschland blieb man das, was man so gerne ist: skeptisch. Während in anderen Ländern neue Angebote zum TV-Konsum im Web von Grund auf entwickelt wurden, wartete man in Deutschland erstmal ab und wird dann auch noch vom Kartellamt ausgebremst. Dafür können die Sender nichts - wohl aber für das lange zögern. Denn mit der entsprechenden Verzögerung beginnen jetzt auch erst die ernsthaften Debatten darüber, wie man TV im Web messen und damit kapitalisieren kann. Ein Markt, der in anderen Ländern schon existiert, muss bei uns noch geschaffen werden. Und noch ein Problem: Im Web sind deutsche Fernsehsender immer noch Gemischtwarenläden mit allem, nur nicht einer auf das TV-Angebot konzentrierten Website. Wieder einmal zählt der schnelle Profit mehr als die Markenbildung. Dabei müsste die gerade im Web gegen neue Wettbewerber deutlich intensiver betrieben werden.

9.) Outsourcing von Redaktion über Produktion bis zur PR

Alles aus einer Hand? Das war einmal. Heute werden einzelne Formate von mehreren Produzenten hergestellt und die PR-Arbeit übernehmen mehrere Agenturen. Manchmal ist der Fernsehsender in der Kette aller Beteiligten derjenige, der am wenigsten zu einem Format beiträgt. Er strahlt aus und zahlt. Damit wird man zur schlanken und flexiblen Hülle - Outsourcing sei Dank. Das hat zwei Gründe. Zum Einen wird so die Verantwortung verlagert und der Sender kann die Hände in Unschuld waschen. Zum Anderen spart es natürlich Geld. Und so bildet zwar mancher TV-Sender ehrenwerterweise Journalisten aus - und lässt dann doch lieber externe Billigst-Produzenten ran als die selbst ausgebildeten Nachwuchskräfte zu beschäftigen. Und in der PR krankt das deutsche Fernsehen an so viel externer PR, deren Bereitschaft, sich gerade bei Krisen-PR für ein fremdes Unternehmen zu verausgaben, oft in Grenzen hält. Es gibt keinen Mangel an PR aber einen Mangel an PR aus Überzeugung.

10.) Seid stolz und zeigt es auch

Trotz all dieser schwierigen und gefährlichen Rahmenbedingungen, die einer Branche das Leben schwer machen, entstehen immer wieder wahre Fernsehperlen. Von Unterhaltung über Information bis zur Fiktion. Das deutsche Fernsehen ist im Ergebnis besser als sein Ruf und im internationalen Vergleich hoch angesehen. Das spürt man auf den Fernsehmessen dieser Welt. Doch in Deutschland, da fehlt es zwar einzelnen Fernsehmacher nicht an Selbstbewusstsein, doch den Stolz auf die eigene Branche - der wird unter den Teppich gekehrt. Wir diskutieren uns lieber zu Tode über das duale Rundfunksystem. Wir demontieren unseren Deutschen Fernsehpreis. Wann immer die Branche gemeinsam auftritt, wünscht man sich ein Stück mehr von der unbeirrten Überzeugung der amerikanischen Kollegen, doch eigentlich den besten Job der Welt zu machen.