Wer schon immer mal wissen wollte, was man eigentlich unter einer Klapp-Rosette versteht, war am Montagabend bei Frank Plasberg genau richtig. Er klärte in seiner Sendung auch darüber auf, was Steckschiebemuffen, Druckschnepper und Gelenkablaufböden sind. Gut zu wissen, dass man sich als Heimwerker neuerdings auf „Hart aber fair“ verlassen kann. Der Slogan „Wenn Politik auf Wirklichkeit trifft“ wurde glücklicherweise schon im Vorfeld abgelegt – sonst hätte man nämlich erst recht fragen können, wieso es bei „Hart aber fair“ diesmal ausgerechnet um Baumärkte ging.

„Wissen, wo der Hammer hängt – was treibt die Deutschen in die Baumärkte?“ war das Thema der Woche für Frank Plasberg – und an so mancher Stelle hätte man als Zuschauer nur zu gerne gewusst, was dessen Redaktion zu dieser in jeglicher Hinsicht denk- und fragwürdigen Ausgabe veranlasste. Liefern Deutschland und die Welt derzeit tatsächlich so wenig Zündstoff, dass der Kreis gesellschaftspolitisch relevanter Themen derart stark erweitert werden muss, zumal im Vorfeld nicht mal ein Baumarkt-„Markencheck“ den Ausflug in den Kosmos von Obi & Co. gerechtfertigt hätte?

 

 

Als Gast hatte Frank Plasberg am Montag unter anderem die bekennende Heimwerkerin Sonya Kraus geladen, die bekanntlich vor vielen Jahren bei ProSieben mal für „Do It Yourself – S.O.S.“ im Einsatz war – damals, als der Sender tagsüber noch Geld in Eigenproduktion steckte. Nun durfte Kraus also zur besten Sendezeit im Ersten über Abrisspartys sprechen und davon erzählen, welche handwerklichen Projekte sie gerade in Angriff nimmt oder wieso sie es liebt, in Baumärkte zu gehen. Doch damit nicht genug: Um die Leistungsfähigkeit einer Japansäge unter Beweis stellen zu können, durfte Kraus sogar den Studio-Tresen ansägen. Ein Moment, der vermutlich in die Fernsehgeschichte eingehen wird.

Dass Kraus zum Loblied auf die Heimwerker-Kunst anstimmte, gefiel dem ebenfalls anwesenden Bausachverständigen Joachim Schulz natürlich nicht. Er zauberte urplötzlich Do-It-Yourself-Literatur hervor und bemängelte, alleine in einem Buch mehr als 30 Fehler entdeckt zu haben. „Ich habe das Gefühl, dass Sie ein kleiner Korinthenkacker sind“, meckerte Plasberg, um sich daraufhin erklären zu lassen, was denn nun tatsächlich so schlecht an Büchern dieser Art sei. Deutlich weniger Kenntnis legte Schriftsteller Jan Weiler an den Tag, der auch ganz freimütig mit seiner Ahnungslosigkeit kokettierte: „Ich überlege mir, wie es ist, einen Fuchsschwanz zu kaufen, um damit Gasbeton zu zersägen – auch wenn ich gar nicht weiß, was Gasbeton ist.“

Denkwürdige Sätze dieser Art hat man vermutlich lange nicht mehr auf diesem Sendeplatz gehört. Doch als seien Fuchsschwänze, Japansägen und Steckschiebemuffen nicht genug, ließ „Hart aber fair“ auch noch Blumenerde testen. Ein eigens eingeladener Bodenkundler klärte auf, was es mit Cadmium in der Erde auf sich hat und wie es um unseren Kompost bestellt ist. „Die Kompost-Leute jammern schon, dass sie qualitativ gute Ausgangsmaterialien nicht mehr bekommen, weil durch die Energie-Wende plötzlich alles in die Feuerung geht“, sagte der Experte im Gespräch mit dem staunenden Frank Plasberg, der sich wenig später auch noch mit dem „Holzpapst“ unterhielt, um herauszufinden, welche Teakholz-Stühle man aus Liebe zur Umwelt besser nicht auf seine Veranda stellen sollte.

Damit der geneigte ARD-Heimwerker ganz genau Bescheid weiß, verglich „Hart aber fair“ zudem glücklicherweise auch noch die Preise diverser Markenartikel in verschiedenen Baumärkten: Das Ergebnis: Viel schenken sich die Läden nicht – nur bei der Handbrause von Grohe sollte man besser zu Praktiker gehen, weil diese dort nicht mal halb so viel kostet wie bei Obi. Man kann angesichts dessen nur froh sein, dass es gleich mehrere knallharte Polittalks im Ersten gibt, so wie jener des Kollegen Günther Jauch, bei dem der verunglückte „Wetten, dass..?“-Kandidat Samuel Koch am Abend zuvor über sein Schicksal sprechen und ganz nebenbei sein Buch vor fünf Millionen Zuschauern promoten konnte. Sandra Maischberger fragt am Dienstag übrigens, ob jeder von uns zum Mörder werden kann. Wer in dieser Woche „Hart aber fair“ gesehen hat, möchte das wohl besser nicht ausschließen. Man kann nur hoffen, dass man für den Fall der Fälle stets eine Klapp-Rosette zur Hand hat.