Es wirkte nicht ganz zufällig, als Ende Dezember nur wenige Tage nach dem Erscheinen der deutschen Lizenzausgabe des "Lonely Planet Traveller" vom Hamburger Baumwall die Nachricht kam, dass sich "Geo Saison" einen neuen Anstrich verpasst hat - inklusive dezent geändertem Logo, hochwertigerem Papier und einigen (allerdings zurückhaltenden) inhaltlichen Neuerungen. Es kommt Bewegung in den Markt der hochwertigen Reisemagazine, den sich bislang "Geo Saison" (Gruner+Jahr), "Abenteuer und Reisen" (wdv-Gruppe) und "Merian" (Jahreszeiten Verlag) und das "ADAC Reisemagazin" aufteilten.

Doch jetzt will ein Newcomer sein Stück vom Kuchen haben. Für 5 Euro liegt die Erstausgabe vom "Lonely Planet Traveller" aus dem Life! Magazin Verlag am Kiosk. Nach der Lektüre der knapp 130 Seiten starken Erstausgabe lässt sich die Nervosität von Mitbewerbern gut verstehen: Selten ist ein Magazin-Start so gelungen ausgefallen, wie der Erstling des Redaktionsteams um Chefredakteurin Anne Coppenrath. Das ist auch deswegen so wichtig, weil die Reiseführer-Marke Lonely Planet in Deutschland nicht auf so große Bekanntheit stößt wie in der Heimat Großbritannien. Die Marke allein wird also kaum Hefte verkaufen.

Dafür aber die Themen des Heftes. "Die Inselwelt Thailands" ist Titelthema der Erstausgabe und fällt mit 14 Seiten nicht zu knapp aus. So wie auch weitere Titelthemen, etwa Myanmar (14 Seiten) oder Spitzbergen (10 Seiten), nicht zu kurz kommen. Gerade bei einem noch unbekannten Reiseziel wie Myanmar schaffen die Autoren Peter Hinze und Marcel Theroux den Spagat zwischen Neugier und Fakten. Zwischen Begeisterung und Einordnung. Gefällig ist - durchgehend - auch Aufbau und Optik des Heftes. Bildgewaltig, ohne dass Geschichten und praktische Informationen zu kurz kommen.

Neben den eher atmosphärischen Artikeln ist jedem Schwerpunkt-Thema eine oder zwei Seiten "Los geht's" beigestellt. Hier sind die praktischen Reisetipps gebündelt. An denen mangelt es aber auch sonst nicht im Heft. Nach Editorial, weiteren Seiten mit einer Vorstellung des Magazins und der Marke Lonely Planet sowie dem Inhaltsverzeichnis gliedert sich das Magazin in sechs Segmente. Den Anfang machen "Postkarten", doppelseitige Fotos, gefolgt von kurzen Reisenews. Es folgen "10 Kurztrips" zu hauptsächlich europäischen Zielen, immer eingeleitet mit der Frage "Warum jetzt?" und aktuellen Tipps. Es folgen die beiden Herzstücke: Die bereits erwähnten Reportagen, herausnehmbare Mini-Guides und "Welt im Wohnzimmer", also Bücher- und DVD-Tipps. "Lonely Planet Traveller" gelingt eine angenehme Mischung aus interessanter Lektüre und praktischem Nutzen.

Auch lesenswert: Chefredakteure anderer internationaler "Lonely Planet Traveller"-Ausgaben schreiben mit persönlicher Note über ihre Heimatstädte. Insgesamt erfindet das Team um Anne Coppenrath das Genre Reisemagazin zwar nicht neu - aber kann auf Anhieb etwa mit der Konkurrenz von "Geo Saison" mithalten. In der Leseransprache wirkt "Lonely Planet Traveller" etwas direkter, etwas jünger. Vor dem Hintergrund der Entstehung der Marke Lonely Planet ist das verständlich: Sie richtete sich ursprünglich mehr an Abenteurer und Individualisten.

Wenn ein gelungener Neustart wie dieser jedoch auch den bestehenden Reisemagazinen auf die Sprünge hilft, ist das eine begrüßenswerte Belebung des Segments. Und "Geo Saison" hat die sanfte Überarbeitung auch gut getan. Die erste neue Ausgabe weiß ebenso zu überzeugen. Nur die Idee mit QR-Codes im Heft auf weitere Infos im Web zu verweisen wirkt etwas zu sehr wie Aktionismus, um dem jüngeren Wettbewerber zu begegnen. Bei dem wird es Ende Februar spannend, wenn Ausgabe 2 erscheint - und sich dann bei regelmäßiger Erscheinungsweise beweisen muss, wie stark die international bekannte Marke Lonely Planet ist. Es wäre begrüßenswert, würde das Heft dauerhaft Platz auf dem deutschen Markt finden.