Auf dem Monitor läuft die "Schwarzwaldklinik" - natürlich nur echt mit der Titelmusik, die fast jeder Deutsche mitsummen kann. Und natürlich mit dem jungen Sascha Hehn. Noch kann die junge ZDF-Redakteurin Billie herzhaft über das lachen, was sie sich gerade ansehen muss. Als ihre Chefin allerdings verlangt, Hehn in ihrem Projekt unterzubringen, vergeht ihre gute Laune schnell. Sascha Hehn? Der hatte doch seit Jahrzehnten keinen Erfolg mehr im deutschen Fernsehen! Ein Stück bittere Realität schwingt natürlich immer mit bei "Lerchenberg", jener Sitcom, die die Redaktion des Kleinen Fernsehspiels anlässlich des 50. Geburtstags des ZDF produzierte.
Und tatsächlich: Auch im echten Fernsehen schien Hehn lange Zeit verschollen zu sein. Doch wenn man sich die vier Folgen ansieht, darf man durchaus die Frage stellen, wieso zum Teufel Sascha Hehn in den vergangenen Jahren kaum noch Fernsehpräsenz hatte. Für "Lerchenberg" ist er jedenfalls die Idealbesetzung. Nicht ohne Grund sagen die Macher der Serie, dass "Lerchenberg" ohne ihn kaum denkbar gewesen wäre. Und so gibt Hehn den mindestens ebenso verarmten wie arroganten Ex-Fernseh-Star, der mit seinem Sportwagen auf dem ZDF-Gelände erst mal einen Rollstuhlfahrer daran hindert, sein Auto zu verlassen. Und dann auch freundlich winkt, als dieser wutentbrannt die Hupe betätigt.
"Das hat mit innovativem Fernsehen nichts zu tun", sagt eine Redakteurin, als klar wird, dass Hehn die Hauptrolle in einer Serie spielen soll. Doch schnell lernt zumindest Billie "den Sascha", wie sie sagt, mehr und mehr zu schätzen - nur auf den ersten Blick ist der Schauspieler ein großes Arschloch. Zusammen wollen sie an seinem großen Comeback arbeiten, das sich jedoch schwieriger gestaltet als zunächst angenommen. In "Ein Fall für Zwei" schlägt sich Hehn an der Seite von Wayne Carpendale nicht allzu gut und anstelle von Auftritten auf der großen Bühne muss Hehn im Küchenstudio Eierkocher unterschreiben. Verkleidet als "Traumschiff"-Kapitän, versteht sich.
Sicher: Die meisten Handlungen sind vorhersehbar und wer bei "Lerchenberg" echten Schenkelklopfer-Humor sucht, muss lange warten. Sehenswert ist die Sitcom aber in jedem Fall - vor allem eben, weil Sascha Hehn mit seiner schmierigen und anbiedernden Art wirklich einmalig ist. Und weil man ganz nebenbei einen Eindruck davon bekommt, wie es beim ZDF wirklich zugehen muss. Das hässliche Hochhaus mit seinen dunklen Fluren, die die Trostlosigkeit kaum besser verkörpern könnten, diente nämlich als Kulisse für die Serie, die zwar alles andere als bitterböse Mediensatire ist, aber dennoch reichlich Spaß macht. In erster Linie vor allem, wenn man sich für das deutsche Fernsehen interessiert.
Dann nämlich findet man so manche nette Anspielung. Etwa die schwarze ZDF-Liste, auf der Christoph Maria Herbst nach seinem "Traumschiff"-Buch auch tatsächlich stehen könnte. Oder wenn der Serienchef des Senders erst einen Bestechungsversuch wittert und dann trocken erwidert: "Ich bin zwar vom Kika, aber ganz so einfach ist es dann doch nicht." Ein schöner Seitenhieb auf all die Skandale, die in den vergangenen Jahren ans Tageslicht kamen. Mag sein, dass "Lerchenberg" nicht mithalten kann mit Serien wie "30 Rock" oder "Episodes", die ebenfalls im Fernsehgeschäft angesiedelt sind. Ein schönes Geburtstagsgeschenk hat sich das ZDF mit seiner Sitcom aber allemal gemacht. Alleine schon, weil man sich nun auch mal ganz offiziell über das ZDF lustig machen darf. Nur schade, dass nach gerade mal vier Folgen alles schon wieder vorbei ist.
ZDFneo zeigt alle vier "Lerchenberg"-Folgen am Donnerstag ab 22:45 Uhr am Stück. Im ZDF sind am 5. und 12. April nach der "heute-show" jeweils zwei Folgen zu sehen. Online steht die Serie übrigens schon jetzt zur Verfügung.
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