Das war ein echter Paukenschlag, den RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann da am Mittwoch bei der Programmpräsentation seines Senders am Ende verkündete. RTL wird ab Herbst 2014 die Qualifikationsspiele der Fußball-Nationalmannschaft für die Europa- und Weltmeisterschaften übertragen. ARD und ZDF werden zwar die Turniere übertragen, doch davor sind die Öffentlich-Rechtlichen raus. "Als Außenseiter haben wir quasi in der Nachspielzeit des Finales um die Rechtevergabe genau im richtigen Moment den entscheidenden Pass gespielt", sagte RTL-Sportchef Manfred Loppe. Und die Öffentlich-Rechtlichen, die die Kölner mit ihrem Gebot offensichtlich überrascht haben, gaben schließlich zerknirscht zu Protokoll, "gemeinsam eine klare finanzielle Obergrenze definiert zu haben".
Es sind Worte, die sitzen - vor allem, weil man sie in dieser Form in den vergangenen Jahren meist eher von Seiten der privaten Sender kannte, die sich nur allzu oft über die hohen Summen beklagten, die ARD und ZDF für Sportrechte ausgaben. Zuletzt störten sich vor allem am millionenschweren Kauf der Champions-League-Rechte durch das ZDF. So kritisierte der Privatsender-Verband VPRT vor über zwei Jahren, ARD und ZDF hätten öffentlichtlich "bei ihrer Shoppingtour die medienpolitische Vernunft und ein dem Gebührenzahler geschuldetes finanzielles Augenmaß völlig ausgeblendet". Im Erwerb der Champions-League-Rechte sah der damalige Präsident Jürgen Doetz gar einen "Verstoß gegen die Untersagung von gebührenfinanzierter Wettbewerbsverzerrung".
Und als sich ARD und ZDF ein Jahr später die WM-Rechte für 2018 sicherten, kritisierte er die "Schieflage zu Lasten der Privaten bei der Vergabe von Sport- und Fußballrechten". Dieses Argument wird nach dem nun bekannt gewordenen Fußball-Shopping von RTL so erst mal nicht gelten, denn er zeigt, dass auch die privaten Sender in der Lage sind, sich teure Sportrechte zu sichern. Warum auch nicht? RTL und ProSiebenSat.1 vermelden schließlich immer wieder neue Rekordgewinne und könnten zuschlagen - wenn sie denn wollten. 100 Millionen Euro soll man laut "Bild" angeblich auf den Tisch gelegt haben.
Für RTL ist mit dem Erwerb von 20 Qualifikationsspielen der Fußball-Nationalmannschaft auch das Eingeständnis verbunden, sich zunehmend schwer damit zu tun, eigene Programm-Leuchttürme zu setzen. Die Strahlkraft des Fußballs ist dagegen immens und wird in den kommenden Jahren eher noch zunehmen. Gut möglich, dass sich die nun erworbenen Rechte für RTL auf den ersten Blick finanziell nicht rechnen mögen. Ganz sicher aber werden die Live-Übertragungen dabei helfen, die Aufmerksamkeit der Zuschauer auch auf andere Formate des Senders zu richten. Im besten Falle dient der Sport somit als Katalysator für das restliche Programm. Angesichts deutlich gesunkener Marktanteile sind hochkarätige Sportrechte inzwischen mehr denn je eine Lebensversicherung, um nicht im bunten Sender-Allerlei an Bedeutung zu verlieren. Man kann RTL zu dieser Einsicht nur gratulieren.
Mehr zum Thema