Ohnehin muss das „Neo Magazin“ nicht viel. Die Reichweite von „Roche & Böhmermann“ war auch überschaubar, die Resonanz trotzdem riesig. Die Talkshow machte ein bestimmtes Medium für eine bestimmte Zielgruppe wieder ein Stück weit interessant: Dieses vermeintlich alte Fernsehen für eben jene junge Zielgruppe, die sonst doch längst als ans Netz verloren gilt. Mag auch mancher die Show im Netz gesehen haben, so war es eine öffentlich-rechtliche Unterhaltungsshow.

Das macht die Arbeit der Bildundtonfabrik so beneidenswert: Der größte Erwartungsdruck ist die eigene Zufriedenheit mit der Sendung, denn ZDFneo-Chefin Simone Emmelius hat dank Jan Böhmermann schon mehr PR für ihren Sender bekommen als jemals zuvor seit Sendestart. Und „neoParadise“ hat man sich auch gegönnt - was ist schon Quote. Was für eine komfortable Situation, wenn man vom Minimalbudget einmal absieht. Man könnte sich jetzt an Details dieser ersten Sendung festbeißen. Oder Jan Böhmermann nicht mögen.

Dann möchte man ihn natürlich abstürzen sehen. Vielleicht möchte doch noch jemand „Och Böhmermann“ benutzen? Im Wettbewerb der Schönschreiber wird man die Sendung bestimmt noch im Detail zerpflügen, einzelne Worte auf die Goldwaage legen und kleinste Gesten analysieren. Die Jungs und Mädels der Bildundtonfabrik würden sich bei Suppe und Kuchen vermutlich darüber schlapp lachen, wenn in spontan entstandene Situationen gezielte Aussagen reininterpretiert werden.

Jan Böhmermann und das Team spielen die Klaviatur der Ironie und Medienverführung wie früher nur Harald Schmidt, wie man auch beim Aus von „Roche & Böhmermann“ spürte. Manch einer hält den Bogen nur inzwischen für überspannt. Aber bevor man das „Neo Magazin“ beurteilt, sollte man erst einmal weiter machen lassen. Noch gilt ja abzuwarten, wie sich die Mischung aus Nachrichten-Gags, Einspielern, Aktionen und Gästen einpendeln wird. Oliver Welkes Rat in der Premierensendung des „Neo Magazin“ klang ähnlich: Einfach immer weiter senden. Bis sie gucken, die Zuschauer. Da ist was Wahres dran.

Wer sich Experimente im deutschen Fernsehen wünscht, kann sie nicht am ersten Versuch messen. Man kann beschreiben, aber nicht urteilen. Das geht bei all dem Regelfernsehen, wo das Rezept einer guten Sendung klar ist und man handwerkliche Fehler förmlich ablesen kann. Was die Bildundtonfabrik da in der umgebauten Lagerhalle im Kölner Westen kocht, ist recht experimentell. Dafür riecht es schon sehr gut. Ein bisschen nachwürzen kann man ja noch. Wem es nicht bekommt, der sei gewarnt: Die Toilette ist einmal über den Hof.