Die Bässe wummern und in den Turntables wird gekocht. Als gut gelaunten Partykoch setzt das ZDF den Fernsehkoch Nelson Müller in Szene. Sonntags darf er im Nachmittagsprogramm auf der sogenannten "Innovationsschiene" Überraschungsfeten organisieren und dienstags gibt er in der "ZDFzeit" den coolen Aufklärer. Dumm nur, dass man sich zu keiner Zeit wirklich sicher ist, ob hier wirklich etwas aufgeklärt werden soll oder ob's unterm Strich doch nur um die Inszenierung geht. Wie auch immer: Allzu große Erkenntnisse erwartet man nach den Erfahrungen öffentlich-rechtlicher "Markenchecks" von Sendungen dieser Art eigentlich nicht.

Dennoch stand die aktuelle "ZDFzeit"-Ausgabe etwas mehr unter Beobachtung als das eigentlich üblich ist - und womöglich auch mehr als dem ZDF lieb sein kann. Das Thema der jüngsten Sendung lautete nämlich "McDonalds gegen Burger King" und nach der hochgelobten Burger-King-Reportage, die RTL in der vergangenen Woche ausstrahlte, lag die Latte für den Mainzer Sender ziemlich hoch. Die Recherchen des "Teams Wallraff" hatten besorgniserregende Hygiene-Zustände in Burger-King-Filialen zutage gefördert und führten dazu, dass der Geschäftsführer des größten Franchise-Unternehmens am Montag Konsequenzen zog, auch wenn davon auszugehen ist, dass er auch weiterhin im Hintergrund die Strippen ziehen wird. Dennoch: So viel investigativer Journalismus war im Privatfernsehen lange nicht zu sehen.

Dagegen konnte das ZDF mit seiner Dokumentation am Dienstag eigentlich nur verlieren. Zwar kamen auch die aktuellen Vorfälle auf die Agenda, doch sie machten eben nur einen kleinen Teil des 45-minütigen Films aus. Ohnehin wirkten diese Szenen fast schon wie ein Fremdkörper. Dass plötzlich ein unkenntlich gemachter Filialleiter aus Süddeutschland über die schlechten Bedingungen bei Burger King sprach, wollte einfach nicht so recht zum Rest der "ZDFzeit" passen, die mitunter ziemlich laut und bunt daherkam und den Zuschauern in lustigen Comic-Grafiken erklärte, wie das so läuft mit dem schnellen Essen. Und Partykoch Nelson Müller, der eigentlich zu allem etwas zu sagen hatte, sagte ausgerechnet zu den jüngsten Vorfällen nicht einen Mucks.

Allerdings war er ohnehin vielmehr zuständig für das Servieren von Burgern und Salaten und lobte lieber die Qualität des preisgünstigen Milchkuhfleischs, das sowohl McDonald's als auch Burger King ihren Kunden servieren. "Da bin ich echt positiv überrascht", gab er zu Protokoll. Dass Burger King ihn nicht in die Küche ließ, stieß ihm dann aber doch ein bisschen sauer auf. "Als Koch ist mir Transparenz einfach wichtig", sagte er artig, nachdem den Zuschauern - untermalt mit James-Bond-Musik - signalisiert wurde, dass der Blick in die Küche tabu bleibt. Bei McDonalds durfte man rein - als angemeldeter Besuch allerdings. Der Fund von Gadolinium in der Cola beider Ketten ließ Müller schließlich noch einmal den Zeigefinger heben. Doch das liegt am Trinkwasser - und wäre ein ganz anderes Thema. Er erwarte, dass die Zutaten einwandfrei seien, sagte Nelson.

Schade nur, dass das für die Zutaten der "ZDFzeit"-Doku vom Dienstagabend nicht immer galt. Was es nun über den Service der kompletten Kette aussagt, dass eine 40 Mann starke Football-Mannschaft in einer zufüllig ausgewählten McDonald's-Filiale von den überraschten Mitarbeitern etwas unfreundlicher behandelt wurde als bei Burger King, bleibt das große Rätsel dieses Films, der allenfalls an der Oberfläche kratzte und immer dann, wenn es womöglich interessant zu werden drohte, schnell eine Kehrtwende machte und zur Belanglosigkeit zurückkehrte. Absurd auch, wenn anfangs empört festgehalten wird, wie wenig Zeit Mitarbeiter zur Zubereitung eines Burges haben - um sich wenig später zu beschweren, dass Fast Food oft leider nicht fast sei.

Das Duell entschied übrigens McDonald's für sich, doch Nelson Müller bereitete unabhängig davon ohnehin lieber seinen eigenen Burger zu. "Es war ein hartes Duell, aber am Ende bleibt Fast Food eben Fast Food", lautete das Fazit des gutgelaunten Partykochs, das in gewisser Weise auch für diese "ZDFzeit"-Doku gilt. Die Info-Häppchen hätten zu anderer Zeit vielleicht geschmeckt, aber kurz nach der RTL-Reportage hat sich das ZDF damit keinen Gefallen getan. Während des Abspanns belegte Müller eifrig die Brote für die tapferen Testesser. Aus dem Off sagte dann noch eine Stimme, dass es das Rezept im Internet gibt. Und die Erkenntnisse woanders - möchte man ergänzen.

Ein kleiner Trost für Verlierer Burger King kommt übrigens vom ZDF. Denn die totale Beliebigkeit des nach Privatfernseh-Manier inszenierten Tests bei „ZDFzeit“ belegt niemand wirkungsvoller als die Mainzer selbst. Vor etwas mehr als einem Jahr hat man schon einmal McDonalds gegen Burger King antreten lassen. Damals in Form eines „Wiso Duell XXL“. Auch damals 45 Minuten lang. Auch damals mit dem sinnfreien Einsatz einer Football-Mannschaft. Doch am Ende des ebenfalls wenig fundierten Duells gewann damals Burger King. Hoch lebe das Infotainment.

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