"Wir fahren zu den Zwergen!" Keine Frage, Oliver Polak ist ziemlich direkt. Er sagt diesen Satz zu Beginn der Sendung, als er sich gerade zusammen mit Micky Beisenherz auf den Weg zu einem Kölner Sportplatz begibt, um einen Kleinwüchsigen zu treffen. Dass er das Z-Wort am Ende nicht wiederholt, als er vor einer ganzen Reihe Kleinwüchsiger auftritt und ein Comedyprogramm abspult, spricht für den Komiker – vor allem aber für das Format, das Polak und Beisenherz wie auf den Leib geschneidert ist. Es nennt sich "Das Lachen der Anderen" und bewegt sich auf einem Terrain, das die ständige Gefahr eines Fehltritts in sich birgt, weil die beiden Witze machen sollen – über Randgruppen.

 

In den ersten Folgen, die der WDR im vergangenen Sommer während seines zweiwöchigen Geburtstags-Ausnahmezustands ausstrahlte, hat das schon ganz gut geklappt. Und auch beim Auftakt zur neuen Staffel, der an diesem Wochenende zu sehen ist, geht das Konzept augenscheinlich auf. "Das Lachen der Anderen" funktioniert, weil Polak und Beisenherz nicht etwa Witze über Minderheiten machen, sondern mit ihnen. Dass das keineswegs ein leichtes Unterfangen ist, zeigt sich im Laufe der von SEO Entertainment produzierten Sendung immer wieder. Schon nach dem ersten Aufeinandertreffen mit einem Kleinwüchsigen äußert Beisenherz die Sorge, die Menschen womöglich mit ihren Witzen zu verletzen.

Selbst kurz vor dem Auftritt – nach immerhin drei Tagen, in denen er zusammen mit Polak gleich mehrere Kleinwüchsige kennenlernen durfte – bleiben Zweifel, wie das Bühenprogramm ankommen wird, das beide eigens für diese Menschen geschrieben haben. Das Programm kann an mancher Stelle auch mal derbe sein, trifft aber fast immer den richtigen Ton. Dennoch bleibt es ein Ritt auf der Rasierklinge, weil stets ein Hauch politischer Unkorrektheit mitschwingt, wenn Polak oder Beisenherz auf der Bühne stehen. Da wird die Katzenklappe schon mal zum Notausgang für Kleinwüchsige und der Edeka zur Kletterhalle. Dort seien für sie ohnehin nicht die Preise zu hoch, sondern die Produkte, scherzt Polak.

Das Lachen der Anderen© WDR/SEO Entertainment

Dass ihr Stand-up gelingt, liegt in erster Linie daran, dass Oliver Polak und Micky Beisenherz zwischen all ihren Lautsprecher-Sprüchen augenscheinlich ein Interesse an den Menschen haben, denen sie während der Dreharbeiten begegnen. Da wäre etwa der Speerwerfer Mathias zu nennen, der einst bei den Paralympics in Peking die Silbermedaille holte und den Speer wohl selbst mit halber Kraft noch weiter wirft als die beiden Komiker zusammen. Er ist es auch, der gleich zu Beginn des Treffens klar macht, wie blöd er es findet, als Zwerg bezeichnet zu werden. Bei der Begegnung mit einer jungen Fotografin lernen sie später, wie man einen Kleinwüchsigen eigentlich am besten umarmt.

Spannend auch das Gespräch mit dem jungen Ihab, der davon erzählt, wie der Glaube an Gott in schwierigen Momenten helfen kann. "Warum der Umweg und nicht an dich selbst glauben?", fragt Polak, der später auch nicht davor zurückscheut, ganz persönliche Fragen zu Liebe und Sexualität zu stellen. Am Ende, wenn das Bühenprogramm überstanden ist und das Publikum sichtbar zufrieden lacht und klatscht, hat man auch als Zuschauer das Gefühl, etwas gelernt zu haben. Über das Leben und den Umgang mit Menschen, die uns auf den ersten Blick vielleicht etwas fremd erscheinen mögen. In "Das Lachen der Anderen" fällt diese Hemmschwelle. Durch den Dialog, vor allem mit Humor. Wenn es doch nur immer so einfach sein könnte.

"Das Lachen der Anderen", Samstag um 22:45 Uhr im WDR Fernsehen