"Du musst mit dem Huhn umgehen wie mit einer jungen Frau." So klingt das, wenn Nils Egtermeyer seinen Schützling, einem Hamburger Koch, zu Höchstleistungen anstacheln will. Das ist auch dringend nötig, schließlich liegt sein Team nach der ersten Runde weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Egtermeyer ist einer der "Kochprofis" von RTL II und ebenso wie seine Kollegen nicht auf den Mund gefallen. Genau das schmeckt den Zuschauern seit Jahren gut. Das Konzept der Dokusoap hat sich jedenfalls so sehr bewährt, dass der Dauerbrenner trotz wechselnder Besetzung nun schon in sein zwölftes Jahr geht. 

Exakt so lange hat es gedauert, bis der Sender zusammen mit der Produktionsfirma Janus auf die Idee gekommen ist, seine "Kochprofis" zur Abwechslung mal gegeneinander antreten zu lassen. Und so steht Nils Egtermeyer nun also in der Küche eines Hamburger Restaurants, während seine Mitstreiter Ole Plogstedt, Frank Oehler und Andi Schweiger in Berlin, Stuttgart und München im Einsatz sind, um als Sieger aus dem "Battle" hervorzugehen und den Restaurants, in denen sie für einige Tage zu Gast sind, zum Gewinn von 5.000 Euro zu verhelfen. Der Clou: Selbst kochen dürfen sie nicht – und zwar weder in der ersten, noch in der zweiten Runde.

Doch während die Restaurant-Teams am Anfang mit typischen Gerichten ihrer Speisekarte ganz auf sich alleine gestellt sind, dürfen die "Kochprofis" im zweiten Anlauf zumindest wertvolle Hilfestellungen geben, um die längst nicht perfekten Rezepte massiv aufzuwerten und auf diese Weise möglichst viele Punkte von den kritischen Juroren für das servierte Drei-Gänge-Menü abzustauben. Das alles ist auch deshalb unterhaltsam, weil die Restaurants so ausgewählt wurden, dass aus kulinarischer Sicht stets noch reichlich Luft nach oben besteht. Da gerät mitunter sogar das Schälen der Karotten zur komplexen Herausforderung.

Den "Kochprofis" wird dadurch, ähnlich wie sonst auch, in den Küchen der Republik gewiss nicht langweilig. Das wiederum macht es auch für die Zuschauer interessant, weil die Fortschritte in den vier Küchen durch den Vorher-Nachher-Vergleich gut zu erkennen sind. Dass der Fokus aufs Kochen gelegt wird und somit wenig Platz für Firlefanz bleibt, ist eine der Stärken des Formats. Positiv ist zudem die Rolle der Jury, die auch nicht davor zurückscheut, so manch vermeintliche Verbesserung der Profis skeptisch zu beäugen. Dass etwa das Eisbein im Hauptgang des Berliner Restaurants auf den ersten Blick gar nicht mehr als solches erkennbar war, gefiel jedenfalls nicht jedem.

Das große Kochprofis-Battle© RTL II
Und doch bleibt am Ende des "Kochprofis-Battles" ein – um den Küchen-Jargon zu bemühen – fader Beigeschmack. Das liegt daran, dass die eingangs erwähnte Hamburger Truppe von Nils Egtermeyer zum Schluss tatsächlich noch den Sieg einfährt, obwohl sie in keiner der Runden die meisten Punkte verbuchte. Entscheidend ist nämlich nicht etwa die zusammengerechnete Punktzahl, sondern die Differenz zwischen erster und zweiter Runde. Weil die Nordlichter nach ihrem anfangs äußerst bescheidenen Abschneiden die größte Steigerung hinlegten, ging das Preisgeld letztlich an sie und nicht an die Stuttgarter, die beide Male die mit Abstand meisten Zähler verbuchten. Eine eindeutige konzeptionelle Schwäche, noch dazu völlig ohne Not.

Sollte RTL II also auf die Idee kommen, noch einmal neue "Kochprofis-Battles" zu produzieren, dann sind die Kandidaten in jedem Fall gut beraten, in der ersten Runde möglichst viel falsch zu machen, um schließlich im zweiten Anlauf umso mehr zu glänzen. Man stelle sich mal vor, Rennfahrer Nico Rosberg ginge trotz eines Start-Ziel-Siegs am Ende leer aus, bloß weil ein anderer Fahrer während des Rennens vom letzten Platz auf einen Rang im Mittelfeld fuhr und sich dadurch logischerweise viel mehr steigerte als der unangefochtene Mann an der Spitze. Ziemlich unfair, sagen Sie? Dann hoffen Sie inständig, dass Bernie Ecclestone oder einer der neuen Formel-1-Bosse am Sonntagabend nicht zufällig bei RTL II hängen geblieben sind und sich vom irrsinnigen Konzept des "Battles" inspirieren ließen.