"Diese Sendung hat ein Problem", sagte Wigald Boning kürzlich in Köln, "sie ist zu kurz." Damit bringt der Komiker mit Hang zu ausgefallenen Klamotten mit wenigen Worten ganz gut auf den Punkt, woran es seinem neuen Format mangelt, das er von diesem Sonntag an zusammen mit seinem Kollegen Friedrich "Fritz" Meinecke bei History präsentiert. Kaum mehr als 20 Minuten gewährt ihnen der Pay-TV-Sender, um sich als "Geschichtsjäger" auf die Spuren historischer Orte zu begeben, die mehr oder weniger in Vergessenheit geraten sind. Dabei tut diese Hektik überhaupt nicht Not, weil das nachfolgende Programm nicht so wichtig sein kann, dass es nicht auch ein paar Minuten später beginnen könnte.

Insbesondere beim Betrachten der Folge, die die beiden nach Tschernobyl führt, lässt sich leicht erahnen, dass die Macher der kleinen Produktionsfirma Schwarzbild viel Material gedreht haben, das sie aus Zeitgründen überhaupt nicht verwenden konnten. In großem Tempo geht es für Wigald und Fritz – ausgestattet mit Schulranzen und Rucksack – in Richtung Sperrzone, wo sie etwa ein verlassenes Theater besuchen, in dem noch immer der Geist der Sowjetunion zu spüren ist. Natürlich dürfen auch weit mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Reaktorunglück die obligatorischen Messungen mit dem Geigerzähler nicht fehlen. "Zum Glück ist Fritz immer bestens ausgestattet", sagt Boning immer dann, wenn sein Kompagnon mal gebraucht wird.

Viel mehr hat Fritz, der ansonsten als "Urban Explorer" und YouTuber unterwegs ist und vermutlich eine junge Zuschauerschaft anlocken soll, in der History-Sendung auch eigentlich nicht zu tun, was sich neben der knapp bemessenen Zeit als zweiter Schwachpunkt der Sendung entpuppt. Leider wirkt er meist nur wie ein Stichwortgeber für den Komiker, dem man wiederum sein echtes Interesse für Geschichte zu jedem Zeitpunkt abnimmt. Als die beiden für eine andere Folge das ehemalige Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen besuchen und ein früherer Gefangener seine Lebensgeschichte erzählt, steht Fritz weit im Abseits – gewissermaßen sinnbildlich für seine Rolle in dem Format.

Am besten ist die Sendung immer in den ernsten Momenten, von denen es in der Kürze der Zeit erstaunlich viele gibt. Es ist Wigald Boning daher hoch anzurechnen, dass er sich keineswegs als Guido Knopp in lustig versteht, sondern er bei seiner "Geschichtsjagd" eine erstaunliche Ernsthaftigkeit an den Tag legt. Das zeigt sich nicht nur im Gespräch mit dem ehemaligen Gefangenen, sondern auch in der Zelle, in der er sich eine Zeit lang einschließen lässt, um zumindest ansatzweise nachempfinden zu können, was die Stasi-Haft aus Menschen machte.

Später, als die beiden das Gefängnis hinter sich lassen, ist von einem "befreienden Gefühl" die Rede und Boning zieht sein Fazit: "Schön, dass es Stasi und DDR nicht mehr gibt", sagt er etwas einfallslos. Da hätte man sich dann doch ein wenig mehr Tiefgang gewünscht. Etwas größer ist der Erkenntnisgewinn nach der ungleich aufwändigeren Tschernobyl-Reise, die den Fokus etwas zu eindimensional auf eine Erdbeben-Theorie lenkt, mit der die Katastrophe erklärt werden soll. "Den GAU von Tschernobyl sehe ich nun in einem ganz anderen Licht", erklärt Boning am Ende einer Reise mit interessanten Geschichten. Wenn doch nur etwas mehr Zeit für Einzelheiten gewesen wäre...

Der Pay-TV-Sender History zeigt sechs Folgen von "Wigald & Fritz - Die Geschichtsjäger" sonntags um 21:55 Uhr.