Nach Vox und Sat.1 setzt nun auch der Marktführer auf Shows am Sonntag. Dafür würfelte RTL "Let’s Dance" und "The Voice" zusammen, herausgekommen ist dabei "It takes 2". In dem von Daniel Hartwich und Julia Krüger moderierten Format wagen sich Prominente auf die Bühne und tun das, wofür sie bislang eigentlich nicht bekannt waren - singen. Das klappt erstaunlich oft ziemlich gut, die Auftaktshow schwächelte aber noch an den ein oder anderen Stellen.

So gab es in der ersten Sendung von "It takes 2" quasi zwei Jurys, die aus drei Mitgliedern bestanden. Da wäre einmal die offizielle Jury, bestehend aus Conchita Wurst, Angelo Kelly und Álvaro Soler. Plus die "Profi-Sänger" (diese Bezeichnung ist von RTL unglücklich gewählt, sind doch auch die Jury-Mitglieder Profi-Sänger) Christina Stürmer, Gil Ofarim und Tom Gaebel. Und so wurden in der Auftaktsendung im schlimmsten Fall sechs Musiker zu ihrer Meinung nach den Gesangsleistungen der Promis gefragt. Und auch wenn Jurys aus Unterhaltungsshows heute kaum mehr wegzudenken sind: Das war zu viel des Guten.

Ab der nächsten Woche sollte sich dieses Problem aber von alleine gelöst haben. Die Profi-Sänger kennen die Teilnehmer jetzt nämlich und werden mit ihnen auch Duette singen. Zum Start wollte RTL noch etwas "The Voice"-Zauber in die Show bringen, was allerdings eher schlecht als recht gelang. Die Profi-Sänger sahen die Auftritte in der ersten Show nicht und mussten sich nur auf ihr Gehör verlassen. Dafür saßen sie in einem Hinterzimmer, in das immer wieder geschaltet werden musste - das war oft sehr mühsam. Drehende Stühle gab es auch keine: Nach jeweils drei Kandidaten konnten sich die Sänger entscheiden, wer zu ihnen ins Team kommt. Dabei durfte jeder einmal anfangen, um seinen Favoriten zu wählen.

Ab Folge zwei sind die Unterschiede zwischen Jury und Profi-Sängern hoffentlich etwas deutlicher herausgearbeitet. Und na klar: Man hätte sich auch die Gagen für wahlweise die drei Jury-Mitglieder oder die drei Profi-Sänger sparen können. Aber vermutlich wäre das ein bisschen zu viel der "The Voice"-Kopie gewesen. Es ist also gut so wie es ist, vor allem wenn die Bewertungen bald nur noch von der eigentlichen Jury kommen und auch die Profi-Musiker zeigen können, was in ihnen steckt. Mit Stürmer, Ofarim und Gaebel hat RTL hier durchaus gut aufgefahren.

Dass "It takes 2" stark an "Let’s Dance" angelegt ist, nur eben mit Gesang anstatt Tanz, das bestreitet man nicht einmal bei RTL. "Das ist ein bisschen das ‘Let’s dance’-Prinzip. Neben dem Blind Audition-Moment zu Beginn sind Musik, Leistung und Überraschungseffekt der Kern von ‘It takes 2’", sagte RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger vor Kurzem im DWDL.de-Interview. Das ist aber überhaupt keine Kritik, bietet "Let’s Dance" doch durchaus solide Unterhaltung. "It takes 2" hat es da am Sonntagabend aber natürlich viel schwerer, ist die Konkurrenz doch viel größer.

Den Vergleich mit Sat.1 gewinnt RTL jedenfalls spielend. Während dort vor einer Woche mit "Duell der Stars" eine austauschbare Promi-Spielshow startete, die auch gleich mit schlechten Quoten abgestraft wurde, scheint man sich bei RTL ein wenig mehr Gedanken um sein neues Format gemacht zu haben. Mit "Deutschland sucht den Superstar" oder ähnlichen Sendungen ist "It takes 2" nicht zu vergleichen. Mal abgesehen davon, dass bei der neuen Show Promis antreten, geht es hier auch deutlich zahmer zu. Es gibt keinen Dieter Bohlen, also auch keine animierten Fickfrösche oder andere Gemeinheiten. Jury und Profi-Sänger sind ehrlich: Singt ein Teilnehmer gut, gibt es Lob. Singt er schlecht, gibt es nett verpackte Kritik. Einer, der etwas stichelt, wie bei "Let’s Dance" Joachim Llambi, fehlt. Julia Krüger fasste dieses Credo am Anfang der Sendung recht vielsagend zusammen und sagte: "Liebe Jury, ihr dürft alle nett sein zu unseren Promis. Die sind alle aufgeregt."

Mit Krüger wagt sich RTL ja an ein neues Gesicht auf der großen Unterhaltungsbühne. Man merkte ihr in der ersten Sendung die Nervosität und die fehlende Erfahrung an. Nachdem sie mit Hartwich die Zuschauer begrüßt hatte, wurde sie allerdings auch schnell zur Backstage-Reporterin bei den Profi-Sängern degradiert. Dort hatte sie nicht viele Möglichkeiten um zu zeigen, was sie kann. Dialoge wie: "Ich hatte Gänsehaut" (Christina Stürmer) - "Du hattest Gänsehaut?" (Julia Krüger) waren nicht sonderlich erhellend. Spannend wird sein, wie Krüger in den kommenden Ausgaben in die Show eingebunden wird. Insgesamt machte sie einen ordentlichen Job, den man natürlich auch Daniel Hartwich attestieren muss. Der führte mit gewohntem Witz und einer Portion Selbstironie durch die Sendung. Die für Laien vielleicht verwirrende Situation, dass Hartwich zuerst im Studio steht und "It takes 2" moderiert und sich wenige Minuten später schon aus dem australischen Dschungel meldet, löste man bei RTL übrigens mit einem Augenzwinkern und ließ den Moderator durch die Zauberkugel aus der "Mini Playback Show" gehen.

Bleiben noch die Promis, wobei man sich bei den meisten darüber streiten könnte, wie prominent sie nun wirklich sind. Mit Matthias Steiner nimmt ein Olympiasieger an der Show teil, alle anderen fallen eher in die Kategorie B-Promi. Daniel Hartwich fasste das in der Vorstellung von André Dietz relativ gut zusammen: "Er spielt seit 2006 bei ‘Alles was zählt mit und jetzt plant er seinen großen Durchbruch." Das könnte man auch von den anderen Kandidaten behaupten, die teilweise schon im Dschungelcamp oder bei Heidi Klums Topmodelsuche mitgemacht haben.

Auf den Bekanntheitsgrad der vermeintlichen Promis kommt es bei "It takes 2" aber überhaupt nicht an. Hier stehen Menschen auf der Bühne, die bislang nicht für ihre Gesangskünste bekannt waren. Die meisten überraschen dabei mit einem relativ soliden Auftritt, die auch dank der Live-Band im Studio gut wirken können. Das ist gute Unterhaltung. Ob das reicht, um gegen den "Tatort" und die restliche Konkurrenz anzukommen, bleibt fraglich und wird sich erst noch zeigen müssen. Geschickt war es von RTL allemal, die Show im Umfeld der neuen Staffel von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" zu platzieren. Bessere Voraussetzungen gibt es eigentlich nicht. Jetzt sollte man in den kommenden Wochen nur noch besser herausstellen, wer nun Jury ist und wer "Profi-Sänger". Unzählige Bewertungen, die sich dann meist auch noch ähneln, brauch niemand.