Die Nonnen haben Ärger mit der Bauaufsicht, ein junger Bräutigam ist im Begriff, bei seinem Junggesellenabschied ein paar ziemlich gefährliche und dumme Mutproben zu absolvieren, und der Bürgermeister ärgert sich darüber, seiner Kontrahentin beim Kampf um den Goldenen Bierkrug einmal mehr unterlegen zu sein. Es ist viel los in Kaltenthal und damit gewissermaßen alles wie immer bei "Um Himmels Willen". So geht das schon seit vielen, vielen Jahren.

Wenn sich Schwester Hanna (Janina Hartwig) und ihr Widersacher Wöller, das von Fritz Wepper gespielte Stadtoberhaupt, an diesem Dienstag auf dem Schirm zurückmelden, dann ist es der Auftakt zur nunmehr 16. Staffel des ARD-Dauerbrenners. Ich muss gestehen, dass ich in der Vergangenheit durchaus Freude dabei hatte, diese Serie zu sehen – wohl wissend, dass "Um Himmels Willen" alles ist, nur kein herausragendes Fernsehen. Ich mochte besonders die Art und Weise, wie Wepper den nie um einen Spruch verlegenen Wöller gab.

Selbst jetzt, mit weit über 70, macht der Schauspieler das noch erstaunlich gut. "Gott zum Gruße, die Herrschaften! Das ist ein Tag, um Engel zu zeugen", sagt er in seiner Rolle als Bürgermeister so beschwingt, wie es ihm möglich ist, bei seinem ersten Auftritt in der neuen Staffel und es fällt schwer, dabei nicht zumindest zu schmunzeln. Und als Schwester Hanna am Ende mutmaßt, dass die beiden wohl kein altes Ehepaar mehr werden, weiß er: "Aber wir benehmen uns manchmal schon so."

Nun ist es ja einigermaßen leicht, sich über die Serie lustig zu machen. Die Geschichten sind selten kompliziert, die Figuren schablonenhaft gezeichnet, die Rollen klar verteilt. Wer heute eine Folge von "Um Himmels Willen" sieht und kurz darauf eine von vor acht oder zehn Jahren, wird fast keine Charakter-Veränderung bei den Hauptfiguren feststellen. Hier der intrigante Bürgermeister, dort die sympathischen Nonnen. Dazwischen die nette Frau Laban in Wöllers Vorzimmer und der ebenso trottelige wie gutmütige Wachtmeister Meier. In Kaltenthal, diesem fiktiven bayerischen Städtchen, ist die Welt eben noch in Ordnung.

Um Himmels Willen© ARD/Barbara Bauriedl
Wer vorhersehbare Geschichten mit allenfalls mittelmäßigen Dialogen sucht, wird schon seit vielen Jahren in dieser Serie fündig. Das kann man kritisieren – erst recht, wenn man sich vor Augen führt, dass "Um Himmels Willen" über drei Monate pro Jahr den einzigen Serien-Sendeplatz des Ersten in der Primetime belegt. Das ist allerdings eher ein strukturelles Problem des Senders, denn angesichts von mehr als fünf Millionen Zuschauern haben die Nonnen-Geschichten nach Meinung des Publikums durchaus ihre Daseinsberechtigung im Programm.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Zugkraft der Serie in den vergangenen Jahren nachgelassen hat. Mag sein, dass sich die Begeisterung nach derart vielen Staffeln naturgemäß legt. Ohne Zweifel ist bei so viel Redundanz eine gewisse Müdigkeit aber auch wahrlich keine Überraschung. Es ist eine Endlosschleife, aus der es kein Entkommen zu geben scheint. Die Drehbuchautoren wären daher gut beraten, nach all den Jahren einmal darüber nachzudenken, ob tatsächlich eine Möglichkeit besteht, den Klassiker aufzufrischen, ohne den Kern der Serie zu verändern.

Man kann inzwischen kaum noch nachzählen, wie häufig Bürgermeister Wöller den Nonnen bislang ihr Kloster abspenstig machen wollte. In der neuen Staffel wirkt es zunächst zwar, als wäre das nicht der Fall, schließlich versprach er zuletzt hoch und heilig, die Finger davon lassen zu wollen. Und doch wird bereits zum Start der neuen Folgen deutlich, dass er dieses Versprechen sehr wahrscheinlich nicht in die Tat wird umsetzen können.

Das ist bei aller Beliebigkeit der wohl größte Vorwurf, den man den Machern von "Um Himmels Willen" machen kann: Entweder können oder wollen sie sich nichts Neues einfallen lassen - beides wäre gleichermaßen tragisch. Vielleicht hilft ja beten.

Das Erste zeigt die 16. Staffel von "Um Himmels Willen" dienstags um 20:15