Ähnlich wie "My Idiot Friend" ist auch die Idee zu "Beginner gegen Gewinner" keine gewesen, bei der die Macher zuerst den Sendeplatz am Samstagabend im Kopf hatten. Beide Formate stammen aus der "Besten Show der Welt" und wurden dort erst einmal getestet, bevor sie als eigenständige Shows weitergedacht wurden. Dass sich "Beginner gegen Gewinner" aber durchaus auch gut als eigenständiges Format in der Primetime schlagen würde, dürfte schnell klar gewesen sein. Mit Sportlern, die durch gewisse Handicaps in den Wettbewerben besonders skurril aussehen, reiht sich das Format nahtlos in die Reihe der zahlreichen Raab-Events ein, die immer schon ein wenig anders waren.

Und das ist auch die große Stärke der von Joko Winterscheidt moderierten Show: Normale Menschen wie Du und Ich treten gegen Profi-Sportler in deren Paradedisziplinen an - können sich für die Sportler aber ein besonders fieses Handicap aussuchen. Und so muss Timo Boll im Tischtennis mit einer Bratpfanne antreten, ein Sportholzfäller muss dagegen im Sitzen ran. Das ist unterhaltsam, weil die Beginner, die teilweise in ihrem Bereich auch schon Amateur-Niveau haben, also keine wirklichen "Beginner" sind, dadurch echte Chancen auf den Sieg gegen die Profis haben. Als Zuschauer kann man sich zudem herrlich darüber aufregen, wieso die Kandidaten dieses eine Handicap ausgewählt haben - und nicht das andere, vermeintlich viel bessere.

"Es gibt die sportliche Seite, den Wettkampf David gegen Goliath, die Hero-Momente eines Außenseiters", sagte Joko Winterscheidt vor wenigen Tagen im großen DWDL.de-Interview. Tatsächlich trägt diese "David gegen Goliath"-Masche fast wie von alleine, wird vom Moderator aber immer ein wenig zu häufig betont. Die überschwänglichen Beschreibungen, wie gut etwa Timo Boll nun tatsächlich mit der Bratpfanne Tischtennis spielen kann, wirken wie einstudiert, weil zu intensiv. Dennoch ist die Show in den Duellen oft authentisch, weil sowohl die Beginner als auch die Profis stets ihr bestes geben - und meist nie sofort klar ist, wer gewinnen wird.

Dennoch hat die Show auch Schwächen, die Sendezeit zum Beispiel. So ging die Auftaktfolge bis Mitternacht, was definitiv zu lang war. Zwar hat Prosieben mit diesem Konzept bislang recht gute Erfahrungen gemacht, bei dieser aufgezeichneten Show hätte es aber auch weniger sein können. Zur langen Sendezeit beigetragen hat auch die Promi-Jury, die auch bei "Beginner gegen Gewinner" nicht fehlen durfte. Einen "großen Kniff", nannte Joko zuletzt die Tatsache, dass man die Show um Promis erweitert habe. Nico Rosberg, Matthias Opdenhövel und Elyas M'Barek waren aber meist nur dazu da, damit das Studio nicht ganz so leer aussah. Sie mussten Geldbeträge auf die Beginner setzen. Wenn diese dann gewannen, landete der Betrag im Jackpot. Dafür durften die Promis nach den Spielen immer selbst ran und sich in den Wettbewerben versuchen - als Gag natürlich. Vereinzelt wäre das ganz lustig gewesen, in der Summe war es aber zu viel. Schade, dass man sich auch hier nicht getraut hat, auf eine "Jury" zu verzichten. Oft sind die Profi-Sportler ja schon Promis, da hätte es die anderen nicht auch noch gebraucht.

Vielleicht wäre es besser gewesen, auf die Promis zu verzichten und einfach noch zwei Wettbewerbe mehr ins Programm zu nehmen. Diese waren nämlich immer sehr unterhaltsam und boten dank der Handicaps genügend Stoff zum Schmunzeln und/oder für spannende Duelle. Auch Joko merkte man zum Auftakt an, erstmals alleine auf einer großen Bühne zu stehen und dafür verantwortlich zu sein, eine gesamte Sendung tragen zu müssen. Manchmal fehlte ihm ein Gegenpol, mit dem er sich die Bälle hätte zuspielen können. Da wirkte die Sendung etwas starr und hölzern. Durch das jahrelang mühsam aufgebaute Klamauk-Image fiel es zudem nicht immer leicht, ihn als seriösen Showmaster zu sehen.

Kurz vor dem Finale der Auftaktsendung musste Joko dann auch selbst ran: Gegen Nico Hülkenberg fuhr er drei Runden auf einer Rennstrecke. Der Showmaster selbst saß dabei in einem Rennauto, Hülkenberg in einem überladenen Bulli. Hier trat leider ein altes Problem zutage, das es in den vergangenen Jahren im Joko/Klaas-Universum häufiger gab: die Authentizität ging verloren. Zwar ist es spektakulär zu sehen, wie Hülkenberg mit dem Bulli über die Rennstrecke brettert, dass sich die beiden währenddessen aber quasi die ganze Zeit im Cockpit mit sich selbst unterhalten, ist ein bisschen zu viel der Inszenierung. Dass Hülkenberg die Überholmanöver von Joko wo immer er kann blockt, nur ausgerechnet ganz am Ende auf der Zielgeraden nicht, tut dann das Übrige zum Gefühl, dass da vorher etwas zu viel abgesprochen war. Hier wurde ein Helden-Moment geschaffen, wo eigentlich gar keiner war.

Und was bleibt nun von Jokos Solo-Einstand am Samstagabend? "Beginner gegen Gewinner" ist definitiv eine sehr unterhaltsame Show, die auch in den kommenden Jahren ohne Probleme so laufen könnte. Profi-Sportler mit skurrilen Handicaps zu sehen - das wird so schnell nicht langweilig. Mit ein bisschen weniger Sendezeit, mehr Duellen und weniger Promis, die dann auch noch immer alles ausprobieren müssen, wären die Macher von Florida TV aber vielleicht dennoch gut beraten. Ansonsten war es ein sehr gelungener Solo-Einstand von Joko im Show-Bereich von ProSieben, der Lust auf mehr macht.