"Get the f*ck out of my house" nennt sich der erste Show-Streich, mit dem ProSieben ins Jahr startet und das Konzept ist schnell erklärt: 100 Menschen ziehen gemeinsam in ein kleines Einfamilienhaus und wer als Letztes übrig bleibt, gewinnt nach vier Wochen 100.000 Euro. Gut möglich aber, dass sich der Sender unbemerkt noch ein ganz anderes Experiment ausgedacht hat – nämlich wie lange es dauert, bis nicht nur die Bewohner weg sind, sondern auch die Zuschauer.

Man kann zumindest nicht gerade behaupten, dass es ProSieben dem Publikum leicht gemacht hätte, in die Show hineinzufinden. Als wäre es nicht schon kompliziert genug, sich einen Überblick über die zahlreichen Kandidaten zu verschaffen, beginnt nach nicht mal 40 Minuten bereits der zweite Werbeblock. Dass bis zu diesem Zeitpunkt vor allem gepflegte Langeweile herrschte, oder - um im Bild zu bleiben - Einfalt in vier Wänden, macht die Sache nicht gerade besser.

Tatsächlich erfährt man in der ersten halben Stunde nicht allzu viel – dass "Get the f*ck out of my house" die "krasseste Show der Welt" ist, wie eine Teilnehmerin gleich zu Beginn behauptet, lässt sich jedenfalls nicht so recht nachvollziehen. Sicher, die Grundkonstellation mit 100 Menschen auf kaum mehr als 100 Quadratmetern ist spannend, zumal der geringe Platz die Kandidaten nicht nur beim Schlafen auf die Probe stellt, sondern auch beim Kochen und – nicht weniger wichtig – beim Toilettengang.

Letzterer gestaltet sich vor allem dann als Herausforderung, wenn im Dunkeln plötzlich die Türklinke zum Männerklo abbricht, wie zwei Herren am eigenen Leib erfahren müssen. "Wir sollen leise reden, sie kann nicht schlafen", sagt einer zum anderen, als sich eine müde Mitbewohnerin über das Gequatsche der beiden echauffiert, worauf der Konter nicht lange auf sich warten lässt: "Ich kann nicht pissen, das ist viel schlimmer."

Szenen wie diese sind dann aber auch schon das Spektakulärste, das "Get the f*ck out of my house" zum Auftakt zu bieten hat. Gut, mal gibt es Streit ums Essen und mal um ein fehlendes Paar Socken, und einmal kollabiert sogar einer der Bewohner, weil er bei all dem Trubel das Trinken vergaß – doch so recht will der Funke auch nach mehr als zwei Stunden einfach nicht überspringen. Daran ändern dann auch die Spiele nichts, mit denen die Kandidaten ihre knappe Haushaltskasse auffüllen können.

"Tut dieses verlogene Arschloch rauswählen"

Interessant wird es erst ganz zum Schluss, als sich der von den übrigen Bewohnern gewählte "Hausboss" namens Norbert nach einer Woche dazu entschließt, nicht drei oder fünf, sondern gleich sieben Konkurrenten aus dem Häuschen zu werfen – was einen der Ausgeschiedenen prompt dazu bringt, auf dem Esstisch lautstark seine Meinung kundzutun. "Tut dieses verlogene Arschloch rauswählen", gibt er dem Rest als guten Ratschlag unmissverständlich mit auf dem Weg. Dabei war Norbert zu Beginn seiner Regentschaft noch so nett, die ihm eigene Toilette zum Damenklo umzufunktionieren.

Gut möglich, dass bei "Get the f*ck out of my house" doch noch einmal so etwas wie Spannung aufkommen wird, wenn sich die Fronten unter den noch verbliebenen Kandidaten verhärten. Dafür könnte es allerdings schon zu spät sein, weil der etwas andere Häuserkampf zum Auftakt viel zu zäh und zu unübersichtlich geriet – vor allem aber: viel zu nett. Denn wo man angesichts der Masse an Menschen Konfrontation und Eskalation erwarten konnte, dominierten Freundlichkeit und Harmonie. Das wird man sich bei ProSieben und den Produzenten von UFA Show & Factual ganz sicher anders gewünscht haben.

Thore Schölermann und Jana Julie Kilka konnten als (Moderatoren-)Paar auch nicht mehr viel retten. Abgesehen von zwei amüsanten Anspielungen auf den Dschungel und "Big Brother" blieben sie ebenso blass wie die Show selbst, die ihren Ursprung übrigens in Holland hat - also dort, wo man sich mit kameraüberwachten TV-Gefängnissen bekanntlich bestens auskennt. Allzu viele Gründe, in der kommenden Woche wieder einzuschalten, bot die Premiere von "Get the f*ck out of my house" den Zuschauern letztlich nicht. Sofern überhaupt jemand bis zur dritten Werbepause durchgehalten hat.