Es ist ein Novum in der Geschichte des US-Fernsehens gewesen: Die Neuauflage von "Roseanne" war im vergangenen Jahr an riesiger Erfolg für ABC, im Schnitt schalteten mehr als zehn Millionen Menschen ein. Der Sender hatte längst eine weitere Staffel beauftragt, doch als sich Hauptdarstellerin Roseanne Barr auf Twitter rassistisch äußerte, zog der Sender sofort die Notbremse und legte das Projekt auf Eis. Rund drei Wochen dauerte es damals, bis entschieden wurde, die Serie unter dem Titel "The Conners" fortzuführen - nur eben ohne Barr. Die hat weder vor noch hinter den Kulissen das Sagen, noch wurde sie finanziell am Spin-off beteiligt.


Und wer gedacht hat, "Roseanne" funktioniert nicht ohne Roseanne, der musste sich in den zurückliegenden Wochen eines Besseren belehren lassen. ABC fährt richtig gute Zuschauerzahlen mit den "Conners" ein, auch wenn diese ein ganzes Stück hinter denen von "Roseanne" zurückbleiben. Doch die Sitcom ist die stärkste ihrer Art beim Sender, im Fiktionalen läuft es überhaupt nur für "Grey’s Anatomy" besser. Eine zweite Staffel ist noch nicht in Stein gemeißelt, würde aber durchaus Sinn machen.

Doch nicht nur die Zahlen der "Conners" stimmen, auch inhaltlich haben die Macher beim Übergang vieles richtig gemacht. Die neue Serie solle auch weiterhin aktuelle Themen aufgreifen, hieß es damals von ABC. Das ist "The Conners" gelungen: War es mit Barr im Cast noch das Thema Tablettensucht und Medikamenten-Missbrauch, so rücken in den "Conners"-Folgen andere aktuelle Dinge in den Fokus. Es geht etwa darum, dass die Conners Arztrechnungen nicht begleichen können, die Serie streift aber auch das Thema ungewollte Schwangerschaft und illegale Einwanderung.

Das sind Themen, die die USA bewegen und das macht "The Conners" so aktuell. In den ersten Folgen muss sich das alles erst noch einruckeln: Für die geneigten "Roseanne"-Fans ist es anfangs durchaus ungewohnt, die Serie ohne die eigentliche Hauptdarstellerin zu sehen. Vor allem weil es anfangs auch noch viel um Roseanne geht - die ist nämlich an den Folgen einer Überdosis gestorben. Während das ehemalige Familienoberhaupt, und die Trauer der Conners, in den ersten Episoden noch sehr präsent ist, nimmt das im Verlaufe der Staffel immer weiter ab.

Da wo der raue Roseanne-Ton fehlt, übernehmen die anderen Familienmitglieder. So rücken Dan (John Godman) und Jackie (Laurie Metcalf) verstärkt in den Fokus. Sie legen ihren ewigen Zwist bei und es menschelt künftig etwas mehr zwischen den beiden neuen Familienoberhäuptern. Jackie stellt der Familie auch ihren neuen Freund Peter (Matthew Broderick) vor, aber Dan ist mit dem Auserwählten gar nicht einverstanden. Auch die Kinder von Roseanne rücken in "The Conners" stärker in den Fokus. Becky wird schwanger und ist sich zunächst unsicher, ob sie das Kind behalten soll. Mit dem leiblichen Vater will sie außerdem nichts zu tun haben. Und Darlene ist nicht nur voll mit ihren Kindern beschäftigt, sie verliebt sich auch noch in ihren neuen Arbeitgeber.

Das klingt nicht nur in der Theorie nach relativ ernsten Themen: Auch in der Praxis ist "The Conners" manchmal näher dran an einer Drama-Serie als an einer Sitcom. Das merkt man auch immer besonders dann, wenn es um Darlenes kleinen Sohn Mark (Ames McNamara) geht, der sich unter anderem in einen anderen Jungen in seiner Schule verliebt. Die meisten Witze zielen außerdem auf die Verhältnisse in den USA ab - für deutsche Zuschauer sind diese eher schwer zu verstehen. Das erklärt auch, wieso der Disney Channel die Serie am späten Abend zeigt und nicht zur besten Sendezeit. 

Wer den schnellen Lacher sucht, ist bei "The Conners" wohl eher falsch aufgehoben. Trotzdem haben die Macher vieles richtig gemacht - gerade auch wenn man bedenkt, wie wenig Zeit sie hatten, um einen völlig neuen Plot ohne Roseanne Barr zu schreiben. "The Conners" ist relevant und aktuell und überhaupt nicht Anti-Establishment oder Pro-Trump, wie es manchmal heißt. 

Der Disney Channel zeigt "Die Conners" ab dem 13. Februar immer mittwochs ab 22:05 Uhr.