Mit "Babylon Berlin", "Das Boot" und "Der Pass" hat Sky im Serien-Bereich ordentlich vorgelegt, nun folgt mit "8 Tage" die nächste eigenproduzierte Serie, diesmal von der jungen Produktionsfirma Neuesuper ("Hindafing", "Blockbustaz"). Verstecken muss sich die achtteilige Reihe nicht. Trotz der zugrunde liegenden Prämisse einer Katastrophe reiht sich die Serie nicht ein in die zahlreichen Projekte, in denen die Welt unterzugehen droht, bevor ein US-Präsident oder ein anderer mutiger Held das Heft des Handels in die Hand nimmt, um dann doch noch einmal alles abzuwenden.

"8 Tage" ist hier erfrischend anders. Im Mittelpunkt steht kein Held, sondern eine ganz normale Familie, die sich auf den bevorstehenden Einschlag eines Asteroiden in Europa einstellt. Der berechnete Einschlagsort liegt zwar in La Rochelle, Frankreich. Doch nicht nur "Das Boot" würde da Probleme bekommen, auch Deutschland liegt in der Kill Zone - also der Zone, in der durch den Einschlag des Asteroiden alles dem Erdboden gleichgemacht würde. Ganz Europa befindet sich also auf der Flucht und "8 Tage" begleitet dabei die verschiedenen Familienmitglieder.

Es geht auch direkt flott los: Mutter, Vater, Sohn und Tochter flüchten im Auto Richtung Osten und nehmen dafür so ziemlich jedes Opfer in Kauf. Der aufstrebende Politiker Herrmann, Bruder der flüchtenden Mutter, hat es zunächst scheinbar einfacher und will sich mit Geld und Erpressung ein Flugticket Richtung USA sichern. Herrmann, fantastisch gespielt von Fabian Hinrichs ("Tatort"), ist eine der interessantesten Figuren in der Serie. Er ist ein cholerischer Wahnsinniger, stets auf seinen eigenen Vorteil aus und lässt dabei sogar seine Schwester im Stich. Eigentlich ist er ein armes Würstchen, das um sein Leben fürchtet. Um seine hochschwangere Freundin (Nora Waldstätten) kümmert er sich aber lange gut und versucht alles, damit sie in Sicherheit ist.

Auch sonst hat man beim Cast nichts dem Zufall überlassen: Mit u.a. Christiane Paul, Henry Hübchen, Mark Waschke und Devid Striesow hat die Neuesuper prominent besetzt. Murathan Muslu spielt einen Polizisten, der bis zuletzt seiner Arbeit nachgeht, was manchmal angesichts des Szenarios reichlich kurios anmutet. Da blitzt dann das auf, was die Macher der NeueSuper bewirken wollten. Nämlich die Frage aufwerfen, wie man sich selbst verhalten würde. Hat man tatsächlich Hoffnung und versucht alles, um sein Leben zu retten? Genießt man die letzten Tage auf der Erde? Oder bleibt man bis zum Schluss Befehlsempfänger?

8 Tage© Sky/Neuesuper/Stephan Rabold
Die einen flüchten, die anderen machen an ihren letzten Tagen einfach nur Party.

Das ist freilich nicht ganz einfach zu beantworten, weil es doch ein recht unrealistisches Szenario ist. In der Serie jedenfalls geht es drunter und drüber: Zwar gibt es nach wie vor eine Bundespressekonferenz, gleichzeitig wird aber an den Grenzen geschossen und das Bundeskanzleramt brennt, in Deutschland finden Plünderungen und Einbrüche statt. Die Polizei wird der Bundeswehr unterstellt und alle fragen sich: Werde auch ich evakuiert? Das ist flott und vor allem einfach erzählt, erst nach und nach werden die Abgründe der verschiedenen Charaktere offenbart.

Manchmal aber schießt "8 Tage" über das Ziel hinaus. Arg kitschig wird es etwa dann, als Opa Egon, das eigene Ende vor Augen, sich ein Herz fasst und eine alte Jugendliebe aufsucht, um mit ihr nach 50 Jahren die letzten Stunden zu verbringen. Manchmal konzentriert sich die Serie auch zu sehr auf die Familie. Da sind die Straßen dann plötzlich menschenleer und die Familie kann seelenruhig mit dem Auto fahren, wo doch eigentlich ganz Deutschland, ach was: Europa, auf den Beinen sein sollte. Auch die Journalistin, die die Menschen quasi im Alleingang über das Versagen der Bundesregierung aufklärt, ist überzeichnet.

"Dann wäre ich wenigstens nicht der Einzige"

Die Tatsache, dass es sich bei "8 Tage" um keine Katastrophen-Serie im klassischen Sinne mit vielen Special-Effects handelt, hält die Macher auch nicht von großen Plot-Twists ab. Das geht alles etwas sehr schnell, aber der Weltuntergang ist eben nicht berechenbar. Dennoch kommt man an der ein oder anderen Stelle ins Nachdenken. Etwa dann, als der krebskranke Jugendliche gar nicht so unglücklich ist mit dem nahenden Asteroiden. "Dann wäre ich wenigstens nicht der Einzige." Das hallt nach. Ab der zweiten Folge arbeitet man zudem mit kurzen Rückblicken, die erklären sollen, was in der Zeit vor den "8 Tagen" passiert ist. Das ist ein probates Mittel, um Zusammenhänge und Entwicklungen aufzuzeigen.

Nach der Ansicht von fünf der insgesamt acht Folgen lässt sich sagen: Bruce Willis ("Armageddon") kann einpacken. Eine Katastrophen-Serie kann auch ohne großes Happy End und Special Effects fesselnd erzählt werden. Es braucht keine Helden, sondern nur gute Figuren mit spannenden Geschichten. Die hat "8 Tage" und deshalb ist die neue Sky-Serie so sehenswert. Hier muss niemand noch kurz die Welt retten, es geht um die kleinen und großen Probleme von normalen Menschen. Wie aber die Welt nach dem Impact des Asteroiden aussieht - das wäre eine spannende Prämisse für eine zweite Staffel. Wenn man die auch so stringent erzählt wie den ersten Durchlauf, und nicht so kaugummiartig wie etwa die Macher von "The Walking Dead" ihre Zombieserie inzwischen in die Länge ziehen, dann kann das nur gut werden.

Sky zeigt "8 Tage" ab sofort immer am Freitagabend, los geht's um 20:15 Uhr. Danach laufen die neuen Folgen ab 21 Uhr. Alle acht Episoden werden auf einen Schlag bei Sky Ticket und Sky Go verfügbar gemacht.