Benedikt Beissl ist ein Mann wie ein Berg. Fast wie der Watzmann, könnte man meinen. Umso praktischer, dass der Hauptkommissar vor dessen Fuße in Berchtesgaden ermittelt. Auf dem Revier ist Beissl der Boss und wer dem störrischen Einzelgänger in die Quere kommt, hält es meist nicht lange aus. Alles könnte so schön sein, wäre da nicht dieser neue Kollege, der das glatte Gegenteil von Beissl ist: Jerry Paulsen ist nämlich charmant, sympathisch – und, halten Sie sich fest, dunkelhäutig.

Sie haben richtig gelesen, die trauen sich ganz schön was bei der ARD. Da haben sie dem Urbayer Beissl in der neuen Vorabendserie "Watzmann ermittelt" doch tatsächlich einen Schwarzen vor die Nase gesetzt, der zu allem Überfluss auch noch mit seiner Tochter zusammen ist. Oder wie Beissl ihn nennt: Einen "Möchtegern-Obama". Ja, das haben ihm die Autoren wirklich in den Mund gelegt. Und nicht nur das.

"Habt's ihr jetzt auch scho' a Flüchtling aufgenommen", wird der Revier-Chef von der Bergwacht gefragt. Und als Jerry kurz zuvor von seiner Liebsten (Ines Lutz) gebeten wird, er möge die Art seines Vaters doch bitte mit Humor nehmen, antwortet dieser: "Am besten mit meinem schwarzen." Man möchte vor Entsetzen in den Wohnzimmerschrank beißen angesichts solch haarsträubender Dialoge, die alleine in den ersten Minuten der Premieren-Folge gesprochen werden. Und man muss gar nicht die Rassismus-Keule herausholen, um festzustellen, dass das alles äußerst dumpf ist. 

Er könne nur müde darüber lächeln, wenn sich jemand einen Scherz auf Grund seiner Hauptfarbe erlaube, lässt sich Schauspieler Peter Marton im Serien-Begleitmaterial der ARD zitieren. Und allen Ernstes sagt er, dass er es an der Serie schätze, "dass dieses Thema nur sehr beiläufig erzählt wird". Überhaupt etabliere "Watzmann ermittelt" ja eine "neue Art des Erzählens", meint Marton in dem Text, aus dem leider nicht hervorgeht, ob er sich danach vor Lachen auf die Schenkel klopfte.

Watzmann ermittelt© ARD/Susanne Bernhard

Peter Marton, Ines Lutz und Andreas Giebel

Vermutlich eher nicht, denn sein Kollege Andreas Giebel, der sich unter anderem als Kabarettist und bei "Hindafing" einen guten Namen erarbeitete, sieht in "Watzmann ermittelt" gar eine mögliche Antwort auf die Herausforderungen einer zunehmend globalisierenden Welt. Schade, dass die Serie nicht ansatzweise so witzig ist wie die Aussagen ihrer beiden Hauptdarsteller. Besser wird es jedenfalls nicht mehr: In dieser neuen Serie, von der Lucky Bird Pictures zunächst acht Folgen hergestellt hat, ist so ziemlich alles misslungen, was misslingen kann.

Das Familienleben der Beissls birgt nur ganz oberflächlich betrachtet Probleme und mit ein, zwei Handgriffen lässt sich jede Sorge für immer aus der Welt schaffen. Dazu kommt der erste Fall, mit dem es die ungleichen Ermittler zu tun haben: Ein alter Mann wird in eine Schlucht gestürzt. Ein paar Verdächtige, einen Schuss und drei Gesichtsausdrücke später wird zum Glück alles aufgeklärt. Es ist schon erstaunlich, wie viele schlechte Szenen in knapp 50 Minuten passen.

Angesichts so viel Bräsigkeit muss an dieser Stelle eine Warnung ausgegeben werden: Schauen Sie das nicht, Sie werden sich sonst bloß – um im Sprachbild der "Watzmann"-Autoren zu bleiben – schwarz ärgern.

"Watzmann ermittelt" läuft mittwochs um 18:50 Uhr im Ersten