20 Millionen Menschen in Deutschland sind stark übergewichtig, seit jeher ist das auch Thema in diversen TV-Sendungen. Besonders erfolgreich setzt Sat.1 das bei "The Biggest Loser" um, wo verschiedene Kandidaten innerhalb eines bestimmten Zeitraums so viel wie möglich abnehmen müssen. Ähnliches hat sich nun auch RTL mit dem neuen Format "Ran an den Speck - Familien nehmen ab" auf die Fahnen geschrieben. Der Sender will dabei nicht nur übergewichtigen Familien helfen, sondern auch das eigene Nachmittagsprogramm auf Vordermann bringen.

Bislang hat man sich mit Doppelfolgen von "Die Superhändler" zwar recht solide über die Runden geschlagen, wirklich toll lief es aber nicht. Ganz zu schweigen von der fehlenden Abwechslung. Das neue Abspeck-Format soll nun dem Sendeplatz um 15 Uhr neues Leben einhauchen. Engagiert hat man dafür in erster Linie Detlef Steves, der sich in den vergangenen Jahren bei Vox zu einem echten Sendergesicht (und Sprachrohr) gemausert hat. Mit seiner frechen Schnauze soll er nun auch die RTL-Zuschauer unterhalten, bringt aber auch ganz konkrete Qualifikationen mit, so hat er zuletzt selbst 30 Kilogramm abgenommen. Ihm an die Seite stellt der Sender die Personal-Trainerin und Ernährungsberaterin Silke Kayadelen.

Die beiden Hosts besuchen einzeln unterschiedliche Familie, die alle eins gemeinsam haben: Alle Familienmitglieder haben Übergewicht. In 90 Tagen müssen diese dann ihr ganz persönliches Abnehmziel erreichen, dann haben sie die Chance auf 10.000 Euro. Leider wird dabei nie so ganz klar, welche Familie am Ende dieses Geld gewinnt. Alle acht Familien, die ihre Ziele erreichen, haben die Chance auf den Gewinn. Hier hätte RTL seine Zuschauer besser aufklären müssen, nach welchem Konzept die Siegerfamilie ermittelt wird, ist es doch ein elementarer Bestandteil der Sendung.

Zum Auftakt bekommen die Zuschauer von den acht angekündigten Familien aber ohnehin nur zwei zu sehen. Schon alleine dadurch ist "Ran an den Speck" ganz anders als "The Biggest Loser", wo der Challenge-Charakter von Anfang an im Vordergrund steht. "Ran an den Speck" ist deutlich dokusoapiger angelegt und passt sich damit gut in das Nachmittagsprogramm ein, verliert dadurch aber auch einiges an Tempo. So sieht man in der ersten Ausgabe lediglich, wie die beiden Familien besucht und im Alltag beobachtet werden. Schließlich geht es noch zum Fitness-Test und das war es dann auch schon. Sport oder erste konkrete Veränderungen bei der Ernährung? Fehlanzeige – zumindest zum Start.

Ran an den Speck

Die Szenen vor dem Green Screen kommen leider alle durchweg billig daher. Unterhaltsam sind Detlev Steves und Silke Kayadelen dennoch.

Detlef Steves und Silke Kayadelen bilden direkt zum Auftakt ein starkes Team, sie harmonieren gut und spielen sich die Bälle auch vor dem Green Screen gut zu, wenn sie die Aktionen und Essgewohnheiten der Familien kommentieren. Leider hat man sich aber dazu entschieden, hinter den beiden Hosts einen so hässlichen, neon-farbigen Hintergrund einzublenden, dass diese Szenen durchweg billig aussehen. Das hätte RedSeven, das übrigens auch "The Biggest Loser" produziert, besser machen können. Inhaltlich sind Steves und Kayadelen aber meist sehr unterhaltsam, auch wenn sie an der ein oder anderen Stelle etwas zu dramatisch sind und zu oft Unverständnis gegenüber den Eltern der Kinder äußern. Hier würde es helfen, mehr konkrete Aktionen vor Ort zu zeigen statt des Geredes vor dem Green Screen.

Kein zweites "Biggest Loser"

Eine bessere Entscheidung als beim Green-Screen-Hintergrund haben die Macher beim Titelsong der Sendung getroffen. Der ist nämlich "Schüttel deinen Speck" von Peter Fox und passt wie die Faust aufs Auge. Ein Wiedersehen gibt es in dem neuen Format übrigens auch mit Prof. Dr. Thomas Kurscheid, der in der Vergangenheit bereits in Sendungen bei Sat.1 und Sat.1 Gold zu sehen war. Er ist es auch, der den Familien schließlich vorgibt, wie viel sie abnehmen müssen, um ihr 90-Tagesziel zu erreichen. Dabei gibt man sich streckenweise auch bewusst ernst. Etwa dann, wenn man erklärt, dass die Kinder natürlich keine Diät machen werden – weil so etwas bei jungen Menschen, die sich noch im Wachstum befinden, völlig unangebracht ist.

"Ran an den Speck" hat durchaus Potenzial, wenn erst einmal sämtliche Familien vorgestellt sind und es tatsächlich ans Eingemachte geht: Das Abnehmen. So war der Auftakt teilweise noch etwas zäh. In jedem Fall hat RedSeven Entertainment eine Sendung produziert, die sich deutlich von "The Biggest Loser" unterscheidet, von einem Abklatsch kann also keine Rede sein. Vielleicht würde es dem RTL-Format aber gut tun, wenn man sich noch das ein oder andere Stilmittel bei der erfolgreichen Sat.1-Abspeckshow abschaut. "The Biggest Loser" ist schließlich nicht ohne Grund so erfolgreich.

RTL zeigt "Ran an den Speck - Familien nehmen ab" ab sofort immer werktags ab 15 Uhr.