Am Ende gelang RTL ein echtes Kunststück. Gefühlt war die neue Wissensshow "Bin ich schlauer als Günther Jauch?" viel zu lang geraten – und doch war 20 Minuten vor dem angekündigten Ende eigentlich alles bereits gesagt. Wer am Freitagabend über fast dreieinhalb Stunden hinweg dabei geblieben ist, wusste natürlich längst, dass Sonja Zietlow mit weitem Vorsprung als Siegerin das Rennen machte und Alice Schwarzer weit abgeschlagen auf dem letzten Platz landete. Irgendwo dazwischen: Der Mann, dessen Name es in den Titel der Sendung schaffte.

Dank einer Werbepause und eines ausgedehnten Talks, in dem all das noch einmal wiederholt wurde, was den ganzen Abend über bereits thematisiert worden war, begann das "Nachtjournal" letztlich aber doch pünktlich. Und vermutlich waren alle Beteiligten um Mitternacht heilfroh, die Show zu Ende gebracht zu haben. Allen voran Alice Schwarzer, die schon bei der Ankündigung der letzten Frage ein lautes "Na bravo" gen Himmel schickte.

Zuvor äußerte schon Ilka Bessin ihr Mitgefühl: "Sind Sie froh, wenn Sie heute Abend Feierabend haben, Herr Jauch?", fragte sie nach 180 Minuten, in denen in verschiedenen Runden die vermeintliche Schläue der prominenten Mitstreiter ermittelt werden sollte. Günther Jauch hatte man die Fragen vorsorglich schon im Vorfeld beantworten lassen, nachdem von einem ehrenwerten Professor sichergestellt wurde, dass mit seinem Hirn alles in Ordnung ist. 150 Millimeter lang, 108 Millimeter hoch, 1396 Gramm schwer – so weit die Fakten.

"Ist er wirklich so schlau wie er immer tut?", fragte der Sprecher gleich zu Beginn, bevor es zunächst darum ging, rechte von linken Händen zu unterscheiden und Emoticons zu erkennen. Der Start kam ziemlich redundant daher und verlief so gar nicht nach Plan von Alice Schwarzer. "Kinder, ist das traurig", seufzte sie, als ihr Punktekonto auch nach zwei Runden noch immer bei Null stand. Immerhin spendete Ilka Bessin Trost: "Wenn Sie das davon abhängig machen, ob Sie von einem Kackhaufen das Gesicht erkennen..."

Doch besser wurde es für Schwarzer zunächst nicht – weder das Zählen von Tierlauten noch das Beantworten mutmaßlicher Alltagsfragen im Stile von "Wer weiß denn sowas?" brachten sie nennenswert nach vorn. Als es später in der Sendung darum ging, Verwandtschaftsverhältnisse aufzudröseln, erfand Jauch nach eigenem Scheitern kurzerhand ein neues Wort: Er habe die Frage "voll verschwarzert", sagte er in Richtung der Feministin, die in der zweiten Hälfte der Show aber zumindest noch ein wenig aufholen konnte.

Bin ich schlauer als Günther Jauch?

Zwischendurch gab's Aufmunterungsversuche von höchster Stelle. "Entscheidend ist, dass man am Ball bleibt", lobte der anwende Professor, ehe Günther Jauch irgendwas von "Frustrationstoleranz" fabulierte. Wer nur mit einem Ohr hinhörte, könnte diesen Dialog auch als eine Einordnung der Sendung verstanden haben. Tatsächlich brauchte es eine ganze Menge Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz, um bis zum Schluss durchzuhalten. Weil einige Aufgaben nicht gut erklärt wurden, regte sich zudem häufig Widerstand unter Jauchs prominenten Herausforderern.

Kaum auszudenken, wie früh die Show zu Ende gewesen wäre, hätten sich Schwarzer, Bessin und Zietlow nicht schier endlose Diskussionen mit dem Moderator geleistet. Viele davon waren zwar durchaus unterhaltsam, bremsten jedoch das Tempo. Das hatten RTL und die Produktionsfirma i&u TV vor 18 Jahren, als Günther Jauch erstmals den "IQ-Test" präsentierte, besser gelöst. Damals wie heute reichten übrigens Stift und Papier, um zuhause mitzumachen. Da hätte man unter technischen Gesichtspunkten heutzutage sicher mehr erwarten können.

So recht konnte man, um im Bild zu bleiben, nicht schlau werden aus dieser Show, die da bei RTL live über die Bühne ging. Immerhin eine Erkenntnis lieferte dieser Abend dann aber doch: "Ich bin absoluter Durchschnitt", sagte Jauch zum Schluss und passte damit perfekt zu seiner neuen Sendung, die letztlich auch kaum mehr war als das.