Seit einiger Zeit schon ist RTL darum bemüht, im Sitcom-Bereich wieder Fuß zu fassen. Doch was mit "Magda macht das schon" gelang, konnte der Sender bislang nicht wiederholen. Mit der UFA-Fiction-Produktion "Schwester, Schwester" wagen die Kölner jetzt den nächsten Anlauf. Dass die Serie bereits seit einigen Wochen von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt bei TVNow zum Abruf bereitsteht, könnte man als negatives Vorzeichen auslegen.


Tatsächlich aber ist der Auftakt besser als es der etwas dämliche Untertitel "Hier liegen Sie richtig!" vermuten lässt. Im Zentrum der Handlung steht die Krankenschwester Micki, die nach dem Willen des griechischen Stationsarztes eigentlich zur Stationsleiterin aufsteigen soll, aber in letzter Minute erfährt, dass sie sich den Posten mit der unqualifizierten Charly teilen muss, weil Klinikchef Friedrich Tümmler seine Finger im Spiel hat und zuallerst an sich selbst denkt. 

"Gerade in einer außergewöhnlichen Situation, da wächst der Papi über sich hinaus", sagt Tümmler in bester "Stromberg"-Manier und lässt sich auch gerne mal von seinen Angestellten im Krankenbett über die Flure rollen. Auch zuhause läuft derweil längst nicht alles nach Plan für Micki. Weil ihr Freund das gemeinsame Geld lieber in unnötige Technik steckt als in die Miete, macht sie kurzerhand mit ihm Schluss – und fliegt wenig später aus der Wohnung. Im chaotischen Schwesternheim trifft Micki schließlich wieder auf Charly, die es ebenfalls versäumte, ihre Miete zu bezahlen.

Man kann gewiss nicht behaupten, es sei nichts los in der Auftaktfolge von "Schwester, Schwester" – und es spricht wahrlich für die Serie, dass es ihren Machern gelingt, innerhalb von kaum mehr als 20 Minuten einzutauchen in die Welt, die sich das Team um Produzent und Headwriter Tommy Wosch erdacht hat. Um es gleich zu sagen: Von der Qualität, wie man sie einst von "Doctor's Diary" kannte, ist der RTL-Neustart ein ganzes Stück entfernt. Wenn ein Witz übers "Tuten und Blasen" gemacht wird, können Sie sich die Pointe womöglich denken, ohne die Szene gesehen zu haben. 

Schwester, Schwester - Hier liegen Sie richtig!s

Dennoch ist die Gag-Dichte erfreulicherweise hoch genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. "Wer nicht mehr lebt, hebt kurz die Hand", sagt Micki beim Betreten des Krankenzimmers und ihr (Ex-)Freund rät ihr nach der ersten Begegnung mit ihrer Konkurrentin offen: "Lass dir von so einer Bitch nicht in die Cornflakes kacken." Auch der Klinikchef hat einen väterlichen Ratschlag parat: Seine vor Verwirrung stammelnde Angestellte lässt er wissen, dass sich die Logopäden im vierten Stock befinden.

Zum Gelingen tragen aber nicht zuletzt die guten Leistungen der beiden Hauptdarstellerinnen bei. Caroline Frier mimt die Vollblutkrankenschwester Micki mit viel Elan, wirkt dabei aber nie aufgesetzt. Zusammen mit Anna Julia Antonucci bildet sie vor der Kamera ein mitreißendes Duo, das das hohe Erzähltempo mit Leben füllt. Dazu kommt Christian Tramitz, der sich wunderbar in das Ensemble einfügt. Ein Glück, dass er zur Abwechslung mal nicht in die Rolle des bajuwarischen Trottels schlüpft, in den man ihn schon oft gesehen hat. Wie er den unsympathischen Krankenhaus-Boss spielt, macht Lust auf mehr. 

Und so zählt "Schwester Schwester" zu den vielversprechenderen Sitcom-Neustarts der letzten Zeit. Da ist es fast schon schade, dass die einzelnen Folgen so schnell vorbei sind.

RTL zeigt "Schwester Schwester - Hier liegen Sie richtig!" donnerstags um 21:45 Uhr. Bei TV Now sind bereits sämtliche Folgen abrufbar.