Am ZDF-Vorabend soll mit der neuen Serie "Blutige Anfänger" ein bisschen frischer Wind wehen. Also insoweit das mit einer weiteren Krimigeschichte überhaupt möglich ist. Doch das Konzept der studio.tv.film-Produktion kann zumindest im ersten Augenblick für Grundaufmerksamkeit sorgen: Im Mittelpunkt stehen die Auszubildenden der Polizeifachhochschule Halle an der Saale, die in ihrem Praxissemester direkt mit Mordfällen konfrontiert werden. Unterstützt werden sie dabei natürlich von ihren Ausbildern, die ihre Fehler oft tolerieren und helfen, wo sie nur können. Fehler tolerieren können sollte auch der Zuschauer. Denn so ambitioniert "Blutige Anfänger" zu Beginn an Fahrt aufnimmt, so schnell verpufft die Energie auch wieder.

Vor allem der Anfang der zweiten Folge stellt die außerordentliche Fallhöhe ansehnlich dar: Die gerade mit fünf Grammys ausgezeichnete Billie Eilish ertönt mit ihrem Hit "Bad Guy", während im Schnelldurchlauf und mit noch flotteren, youtubeesken Schnitten alle wichtigen Protagonisten kurz zentriert werden. Abgerundet wird der jugendlich moderne Stil mit Neon-Elementen, ehe der nächste Fall nach gerade einmal drei Minuten aufgerollt wird: Der Dekan der Polizeifachhochschule, Professor Daniel Goldenbogen, wird erschlagen in seinem Büro aufgefunden. Sofort verdächtigt wird die Studentin Leonie Ruska (Larissa Marolt), die eine Affäre mit ihm hatte.

Doch auch die 18-jährige Elisa wird in den Verdächtigtenkreis aufgenommen, da Goldenbogen einst dafür verantwortlich war, dass ihr Vater ins Gefängnis gekommen ist – wo er sich schließlich das eigene Leben nahm. Goldenbogen hatte ein Gutachten erstellten, welches besagte, dass er der Mörder seiner Frau war. Tatsächlich haben ich in der Zwischenzeit aber neue Anhaltspunkte ergeben, weshalb der Fall neu aufgerollt werden muss.

Die perfekte Situation für die Rookies Inka, AC, Killian und Marc, damit sie sich in der echten Welt beweisen können. Sie sind die Jahrgangsbesten und stürmen dementsprechend auch vor und während ihres Praxissemester nach vorne, um ihren Kollegen die Arbeit abzunehmen. Die fünfte im Bunde ist eigentlich die erwähnte Studentin Leonie, die jedoch wegen jener Affäre nicht ganz mit den Noten ihrer Freunde mithalten konnte. Diese Tatsache möchte in "Blutige Anfänger" nicht ganz fruchten, da das "Next Topmodel" Marolt mit die überzeugendste Performance abliefert.

Dies ist aber auch dem Drehbuch geschuldet, das bei ihrer Rolle deutlich tiefer geht, als bei den anderen vier Überfliegern. Böse gesagt agieren sie allesamt äußerst generisch und austauschbar. Hier liegt die größte Schwachstelle: So flott jede Episode beginnt, so lahmfüßig verfließen sie zum Ende. Die Autoren hinter "Blutige Anfänger" haben ein frisches Krimi-Konzept vorgesetzt bekommen und es mit altbekannten Geschichten gefüllt. Zwar sind die Ermittler nun grünschnäblige Schüler. Doch macht das noch lange kein aufsehenerregendes Genre-Format. "Blutige Anfänger" wirkt eher wie eine uninspirierte TKKG-Folge.

Die leidigste Erkenntnis dürfte sein, dass die knapp 40 Minuten pro Episode krampfhaft gefüllt wurden. Statt abwechslungsreicher Bilder gibt es ein Ermittler-Gesicht nach dem anderen, dass einer jeweils anderen Person im scharfen Ton Beweise vorlegt und die gesamte Situation schildert. Immer und immer wieder, bis dann irgendwann der wahre Täter dingfest gemacht wird.

Damit wird die Chance verspielt, dem ZDF-Vorabend wirklich frischen Wind zu verpassen, der auch länger anhält. Bis auf die etwas jüngeren Darsteller bietet "Blutige Anfänger" kein Alleinstellungsmerkmal, das die Serie vom Einheitsbrei um "Soko" und "Die Rosenheim-Cops" unterscheidet. Der Unterschied zu genannten Formaten liegt jedoch darin, dass "Blutige Anfänger" eine jünger Zielgruppe hätte ansprechen können. So kam aber nur ein weiteres Argument für ein Netflix-Abo hinzu.

Die zunächst 12 Folgen von "Blutige Anfänger" sind ab dem 29. Januar jeden Mittwoch um 19:25 Uhr im ZDF zu sehen.