Durch die Corona-Krise mussten wir uns in den vergangenen Wochen immer häufiger an verwaiste Ränge in Fernsehshows gewöhnen. Wäre das Virus einige Wochen früher umgegangen, wäre dem Publikum mit einiger Sicherheit die neue Mutproben-Show "Balls" erspart geblieben, für die sich ProSieben sinnigerweise denselben Untertitel ausgedacht hat wie Sat.1 für "Promis unter Palmen". Wer sich durch die einstündige Sendung am späten Abend erfolgreich hindurchgequält hat, dürfte aber zumindest nicht behaupten, dass das Versprechen "Für Geld mache ich alles" zu hoch gegriffen ist.

"Sie können das alles zu Hause nachmachen. Lassen Sie nur keinen dabei zugucken", rät Moderator Christian Düren den Zuschauern gleich zu Beginn, was nicht viel Gutes für die nächste Stunde vermuten lässt. Düren lässt dann auch keinen Zweifel daran, dass schlimme Bilder zu erwarten sind. "Für das Blamieren sind unsere 50 Verrückten zuständig", sagt er mit Verweis auf die Kandidaten, die sich allesamt freiwillig gemeldet haben, um sich vor laufender Kamera für ein Handgeld von maximal 3.000 Euro zum Affen zu machen. 

Und so sieht das dann aus: Düren nennt verschiedene Eskalationsstufen – wer sich darauf einlassen will, drückt in bester "Take me Out"-Manier den Buzzer. Das geht so lange, bis nur noch einer übrig ist. Sollten sich gleich mehrere Waghalsige finden, wird so lange Geld geboten, bis der Erste den Knopf betätigt und liefern muss. Vor Publikum zu singen, trauen sich immerhin 42 Personen zu. "Everbody" von den Backstreet Boys fast genauso viele. Aber im Borat-Anzug? Auf einer Toilette aus Eis, in der sich Rattten tummeln? Ganze 120 Sekunden lang?

"Ich kriege einen Pimmel auf meinen Hinterkopf"

Immerhin drei von 50 befinden sich am Ende in der engeren Auswahl, ehe Kandidat Johannes für 2.800 Euro einschlägt. Dass er als gelernter Bankkaufmann und angehender Grundschullehrer einen Ruf zu verlieren hat, scheint ihn kaum zu stören. "Ist doch egal", findet der junge Mann und schreitet zur Tat. Auch seine Mitstreiterin Sabrina war lange im Rennen. "Kamerageil oder geldgeil?", wird sie deshalb von Christian Düren gefragt. "Beides", antwortet sie – und ernsthaft überrascht ist eigentlich niemand.

So geht das weiter, mal mehr, mal weniger spektakulär. Vom wilden Zungenkuss bis hin zum Hoden-Tattoo ist bei "Balls" so ziemlich alles dabei. "Ich kriege einen Pimmel auf meinen Hinterkopf", fasst einer von Dürens Opfern jene Situation zusammen, in die er sich kurz zuvor gebuzzert hat – dass seine Freundin ihm den Segen für die Aktion erteilt, macht die Situation kaum besser. Ein anderer Kandidat lässt sich zuvor darauf ein, sechs Wochen alte Milch zu trinken. "Wenn du kotzt, dann ist die Kohle weg", mahnt der Moderator.

Und dann ist da auch noch Diego, der als einziger der 50 nach Aufmerksamkeit gierenden Personen dazu bereit ist, strippend einen Vortrag über das Sexualleben der Faultiere zu halten und anschließend auch noch Seil zu springen. Wie Gott ihn schuf, natürlich. "Weiter ausziehen", ruft Christian Düren von der Seite, als es ihm nicht schnell genug geht. Und "Beim Thema bleiben!", als der Vortrag zeitweise ins Stottern gerät. Geht nicht schlimmer, sagen Sie? Nun, da haben Sie die Rechnung ohne ProSieben und die Produktionsfirma Redseven Entertainment gemacht.

Balls - Für Geld mache ich alles

Als schließlich der Springseil-Höhepunkt des Abends naht, ertönt der zurecht vergessene Möhre-Song "Das sind nicht 20 Zentimeter, kleiner Peter" und nimmt dem Auftritt auch den letzten Rest an Würde. "Deine mexikanische Anakonda eine Minute schwingen sehen – ich kann mir nichts Schöneres vorstellen", kommentiert der Moderator, in dessen Gesicht man gerne blicken würde, wenn ihm all jene Szenen nach 25 Jahren noch einmal vorgespielt werden. Ansonsten bleibt allerdings zu hoffen, dass dieser Ausflug in die Untiefen der Trash-Hölle bis dahin längst in Vergessenheit geraten ist.

"Balls - Für Geld mache ich alles" läuft dienstags gegen 22:35 Uhr bei ProSieben.