Fast fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass Stefan Raab die finale Ausgabe von "TV total" präsentierte. Das ist auch deshalb schade, weil mit Raab der letzte Moderator einer klassischen, mehrfach pro Woche sendenden Late-Night-Show im deutschen Fernsehen abtrat - der "Königsdisziplin der Unterhaltung", wie der Off-Sprecher zu Beginn von "Täglich frisch geröstet" erklärt. Auf diesen Namen hört Raabs neueste Show-Erfindung, die zunächst zwei Mal pro Woche beim Streamingdienst TVNow zu sehen ist und sich als eine Art Talentförderung des TV-Nachwuchses versteht. Und der ist zum Auftakt immerhin 62 Jahre alt. 

Auf derart viele Lenze bringt es Ralf Moeller, der sich in der Premieren-Ausgabe als Moderator an der "Late-Night-Challenge" versuchen durfte. Mit allem, was für eine Show dieser Art dazu gehört: Stand-Up, Einspielfilme, Talk am Schreibtisch. Dazu eine Band, die ebenso wie das aufwendig und mit viel Liebe zum Detail gebaute Studio reichlich Late-Night-Atmosphäre versprüht. Und weil die Sendung als "Roast" angelegt ist, gibt’s in jeder Ausgabe nicht nur einen anderen Moderator, sondern auch noch einen, der hinter den Kulissen hämische Kommentare absondert. 

Im besten Fall wird nach einem guten Witz des Moderators also noch eine Pointe durch den Roaster obendrauf gesetzt. Im schlechtesten Fall gibt’s weder vor noch hinter den Kulissen was zu lachen – und leider war das gleich bei der ersten Sendung zumeist der Fall. Während Ralf Moeller in seinem Stand-Up schon an seine 50. Show denkt, ätzt Schubert: "An deiner Stelle wäre ich froh, wenn du die erste zu Ende machen darfst." Und als der Gast-Moderator scherzt, den Satz "Stop the count" rufen zu wollen, wenn das Finanzamt demnächst seine Steuern berechnet, kommentiert der Roaster: "Für Steuern braucht man aber Einnahmen."

Lacher vom Band und ein Logikfehler

So zieht sich der Anfang der Show mit unspektakulären Kalauern und pseudo-tagesaktuellen Witzchen gewaltig. Dass sich das Publikum amüsiert, ist einzig darauf zurückzuführen, dass die Lacher vom Band kommen – was übrigens nicht immer Sinn ergibt. Gelacht wird nämlich auch bei Schuberts Backstage-Witzen, die das Studio-Publikum im Normalfall gar nicht zu hören bekommen dürfte. Ein ärgerlicher Logikfehler, aber längst nicht das größte Problem der Show.

Täglich frisch geröstet © TVNOW / Willi Weber Olaf Schubert und Ralf Moeller

Mag sein, dass es zum Konzept gehört, die Gast-Stars beim Versuch, eine Late-Night-Show zu moderieren, scheitern zu sehen. Doch dieser vermeintliche Reiz erschöpft sich schnell – denn warum sollte man sich freiwillig mehrfach pro Woche eine schlecht präsentierte Sendung ansehen wollen, bei der selbst der Roast alles andere als bissig daherkommt? Viel mehr als Moeller in einer Riege mit deutschen Exportschlagern wie dem Thermomix, Wirecard und der Kuckucksuhr zu sehen, fällt selbst Olaf Schubert im Laufe der etwas mehr als 40 Minuten nicht ein.

Immerhin sind die Einspielfilme einigermaßen gelungen, etwa die amüsante Moeller-Vorstellung zu Beginn oder die spätere Rubrik "Blind Date Band", in der Lutz van der Horst Hobbymusikern zum spontanen Auftritt mit dem Kölner Reggae-Star Gentleman verhilft. Oder "Burdeckipedia", wo Evelyn Burdecki erklären darf, dass es ihrer Meinung nach beim St.-Martin-Fest darum geht, Süßigkeiten abzustauben ("Ich hatte immer die Tüten voll"). Zurück im Studio, erweist sich "Täglich frisch geröstet" dagegen leider zumeist als kalter Kaffee, von dem man nur hoffen kann, dass der Unterhaltungswert mit den nächsten Hosts noch deutlich zulegen wird. Das dürfte jedoch auch deshalb knifflig werden, weil sich bei wechselnden Gastgebern keinerlei Routine einspielen kann. 

Am Ende der ersten Ausgabe ist Olaf Schubert bei der Moderatoren-Bewertung zumindest ehrlich: Ein Trostpünktchen vergibt er für Stand-Up und Talk – und nur beim Star-Appeal räumt Ralf Moeller mit der vollen Punktzahl ab. "Stellenweise war's auch lustig", fasst Schubert zusammen und erklärt dem Schauspieler, dass das nicht weiter überraschend sei: "Als Witzfigur bist du ja bekannt." Immerhin, die Schlusspointe saß. Ansonsten aber wünscht man sich, dass Stefan Raab die Chips im Regieraum beiseite legt und einfach nochmal selbst zeigt, wie es wirklich geht, eine Late-Night-Show zu moderieren.

"Täglich frisch geröstet" ist montags und mittwochs ab 20:15 Uhr bei TVNow abrufbar.