Man nehme ein paar abgehalfterte Promis und stecke sie für ein paar Tage zusammen in ein Camp - fertig ist im Jahr 2020 eine Realityshow im deutschen Fernsehen. Was soll da schon schiefgehen? (Ganz schön viel). Für alle mehr oder weniger bekannten Menschen, bei denen es für das "Sommerhaus der Stars" in diesem Jahr nicht reichte, hat TVNow jetzt die "#CoupleChallenge" produzieren lassen. Und der Abklatsch von "Sommerhaus" und "Too Hot to Handle" (Netflix) ist dann auch so verkorkst, wie man sich das vorstellen kann, wenn wegen des Reality-Booms schnell ein weiteres Belanglos-Format zusammengeklöppelt wird. 

Nun ist es bei Auftaktfolgen von Realityshows ja immer ein bisschen schwer, weil die Protagonisten vorgestellt und eingeführt werden müssen. Die Macher von "#CoupleChallenge" tun das aber auf die denkbar schlechteste Weise: Fast die gesamte erste Ausgabe passiert nichts, außer dass die "Couples" ins Camp ziehen. Das passiert auf unterschiedlichen Wegen: Einmal müssen die Paare klettern, um in ihr Zuhause auf Zeit zu gelangen, ein anderes Pärchen fährt mit dem Mountainbike und wiederum andere gehen zu Fuß.  

So weit, so unspektakulär. Auch das ständige Fluchen ("Ich hab Blackout", "Ich fick’ mein ganzes Leben") bei den Kletter-Pärchen ist nichts, was man so nicht schon hunderte Male gesehen hätte. Überhaupt ist die Sprache im Camp vor allem anstrengend. So schreien meist irgendwelche Leute, die man vielleicht irgendwo mal in anderen Reality-Formaten der Mediengruppe RTL gesehen haben könnte, herum und nachdem eine Kandidatin erst einmal sagen durfte, dass sie eine andere gar nicht leiden könne, geht’s noch um Sternzeichen. Fallhöhe quasi nicht vorhanden. 

Das liegt auch an den Kandidaten, bei denen TVNow in der typischen Reality-Soße gerührt hat. Am ehesten kennt man wohl noch Daniele Negroni, der mal bei "DSDS" und im Dschungel war. Es ist aber ausgerechnet seine Freundin, die einer der wenigen Lichtblicke in dem Format ist. Sie ist eine Ausnahme, weil sie nicht wirkt wie von einer Tarantel gestochen. Und irgendwie kommt es einem so vor, als wüsste sie selbst nicht so genau, wo sie da gelandet ist, wenn sie mal wieder irgendwelche Dummheiten ihres Freundes mit einem lakonischen "Mhhmmm" kommentiert. 

#CoupleChallenge - Das stärkste Team gewinnt © TVNow Daniele Negroni samt Freundin, die als einzige im Camp nicht völlig überdreht ist.

Zwischendurch gibt’s übrigens immer kleine Schnipsel zu sehen, was in den nächsten Folgen passiert. Da schreien sich auch alle an oder sind den Tränen nahe. Es soll wohl Spannung auf mehr machen. Aber wenn sie bei RTL Studios nicht einmal eine halbwegs einladende Auftaktausgabe hinbekommen, weil offensichtlich nicht genügend gutes Material vorhanden ist, kann man sich ja schon an einer Hand ausmalen, wohin die Reise geht. Zehn Ausgaben hat TVNow angekündigt. 

... und irgendwann geht die Zeit aus

Nach 35 endlos langen Minuten (!) sind jedenfalls alle Kandidaten ins Camp gezogen und nachdem man noch zeigen musste, wie Daniele Negroni und Aleks im See schwimmen gehen (und die zwei Schwulen sabbernd daneben stehen), kann es auch schon mit dem ersten Spiel losgehen. Darum soll es ja eigentlich gehen: Die Paare stellen sich verschiedenen Herausforderungen und haben die Chance auf bis zu 100.000 Euro Siegprämie. Die wird aber immer ein bisschen kleiner, wenn Paare scheitern ("Too Hot to Handle" lässt grüßen). 

In der ersten Herausforderung muss ein Kandidat auf einer Planke stehen und sich gemeinsam mit der Partnerin oder dem Partner einschätzen. Stimmen die Antworten überein, darf die Person auf der Planke einen Schritt nach vorne gehen, am Ende muss er oder sie einige Meter in den See springen. Tut er oder sie das nicht, wird Geld aus dem Siegtopf abgezogen. Wie das bei Melody Haase (war mal bei "DSDS" und hat laut vip.de einen "XXL-Po") ausgegangen ist, weiß man als Zuschauer allerdings nicht, weil die Folge irgendwann vorbei ist. Man musste ja vorher auch erst noch alle Einzüge bis zur Unendlichkeit zeigen. Es ist ein Cliffhanger, der so gar keine Lust auf mehr macht. Vor allem wenn man davon ausgehen muss, dass es in dem Schneckentempo auch in Ausgabe zwei weiter geht. 

"Ich fick' mein ganzes Leben..."

Die "#CoupleChallenge" ist einer der schlechteren Versuche von TVNow, sich mit Eigenproduktionen von der Konkurrenz abzuheben. Und nicht einmal der sehr coole Esel mit dem sehr großen Penis, der mit den beiden schwulen Kandidaten (na klar, mit wem sonst?) ins Camp zieht, kann das alles retten. "Ich fick’ mein ganzes Leben, was tue ich mir hier nur an?" Es ist ein Satz, den manchmal auch Journalisten lautstark brüllen, wenn sie sich solche TV-Formate ansehen müssen. 

TVNow zeigt zehn Ausgaben "#CoupleChallenge" ab sofort immer dienstags.