Joachim Llambi, Juror der ersten Stunde bei der RTL-Tanzshow "Let's Dance", eilt ja der Ruf voraus, bei seinen Bewertungen besonders streng zu sein. Naheliegend, dass nun also bei dem für den Streamingdienst TVNow umgesetzten Ableger "Let's Dance Kids" die Frage aufkommt: "Wer hat Angst vor dem Llambi?" Genauso wie beim Original müssen sich die fünf Promi-Kids zusammen mit erfahrenen Nachwuchstänzern nach ihren Performances dem Urteil der Jury stellen und sich dabei anhören, welches Lob oder Verbesserungsvorschläge neben dem berüchtigten Jury-Mitglied auch Jorge Gonzales und Motsi Mabuse haben. Die Kids im Alter zwischen acht und zwölf Jahren müssen allerdings keine Angst vor Joachim Llambi haben, auch er kritisiert – wenn überhaupt - mit deutlich angezogener Handbremse.

Angesichts der durchaus beeindruckenden Leistungen, die die jungen Tanzpaare aufs Parkett legen, ist das aber gerechtfertigt. Und so ist es schön anzusehen, wie die Nachwuchs-Tänzerinnen und -tänzer deutlich sichtbar Spaß an der Bewegung und den Choreographien haben, wie sie die eigene Messlatte hochlegen (Jona Szewczenko etwa möchte später einmal nicht weniger als die beste Tänzerin überhaupt werden) und den wohlwollenden Ausführungen der Jury-Profis lauschen. Die Tafeln mit den Punkten am Ende fehlen trotzdem nicht, Spannung gibt's also trotz wohlwollender Worte.

Beeindruckende Performances

Dass die Leistung der Tänzer ansprechend – und mit Blick auf das Alter zum Teil auch ziemlich beeindruckend - ist, ist natürlich eine der Grundvoraussetzungen für eine gelungene Show. Wenn der Sohn von "Alarm für Cobra 11"-Urgestein Erdogan Atalay, die Tochter von Judith Williams oder eine der Jungdarstellerinnen aus "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" das Tanzbein schwingen, funktioniert der Kids-Ableger in Sachen Faszination kein Stück schlechter als das Original.

Lets Dance Kids © TVNow / Frank Hempel Hat große Ziele: Jona Szewczenko (l.) möchte mal die weltbeste Tänzerin werden.

Clever ist der Dreh, wie die Telefonanrufe der Zuschauer in den voraufgezeichneten Shows ersetzt werden. Für die Aufzeichnungen wurden E-Tickets verkauft, zahlreiche Tanzfans wohnten der Produktion über das Netz bei – und durften somit von daheim aus ihre Punkte abgeben. So errechnet sich dann die Wertung am Ende einer jeden Folge, denn auch bei "Let's Dance Kids" müssen die Tanzpaare nach und nach das Feld räumen, bis in der vierten Episode das „Dancing Sternchen 2021“ gekürt wird.

Mit Daniel Hartwich, der auch bei den Kids nie um einen flotten Spruch verlegen ist und Victoria Swarowski, die auch diesmal die Interviews nach dem Tanz führt, sind dann passenderweise auch die eingespielten Moderatoren dabei. "Let's Dance Kids" reiht sich strategisch zudem zielsicher in den Plan der Mediengruppe RTL ein, beliebte und bekannte Marken des Hauptprogramms in den Streamingsektor zu verlängern. "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" hat dort einen eigenen Ableger (und soll noch weitere bekommen), "Ninja Warrior Kids" turnen sich dort durch den Parcours und nun ergänzt "Let's Dance Kids" das Feld. Anders als bei den jungen Ninja Warriors dürfte der Tanzshow-Ableger der Produktionsfirma Seapoint aber dennoch vorwiegend an das eher erwachsene Publikum adressiert sein, gewissermaßen also an die "Och, wie süß"-Fraktion.

Die "Let's Dance"-Fangemeinde ist zwar derzeit schon wöchentlich damit beschäftigt, freitags beim Original auf der Couch zu sitzen, könnte aber dank der erfreulich kompakten Sendedauer des Spin-Offs von gerade einmal einer knappen Stunde durchaus noch Zeit finden, auch die Kleinen in ihr Wohnzimmer zu lassen. Momentan beides quasi parallel stattfinden zu lassen, dürfte letztlich dazu dienen, für den Neustart innerhalb des Originals zu trommeln.  

Lets Dance Kids © Screenshot TV Now Bühnenspaß pur: Zoé Baillieu (l.) ist bekannt als Kate in "GZSZ" und begeistert nun auf dem Tanzparkett.

Nichtsdestotrotz wäre aber nicht nur den kleinen Tänzern und dieser echt prächtigen Show zu wünschen, allzu bald auch terminlich aus dem Schatten des Vorbilds zu treten. Nicht zuletzt, weil inhaltlich nichts dagegen spricht, die Kleinen auf noch größerer Bühne tanzen zu lassen, irgendwann vielleicht sogar im linearen Programm. In diesem Punkt muss die Mediengruppe RTL keinesfalls strenger sein als Joachim Llambi.

Die erste Folge von "Let's Dance"-Kids ist bereits auf TVNow Premium verfügbar. Drei weitere folgen immer freitags.