Wenn eine Fernsehshow damit beginnt, dass der Moderator das Publikum mit „Tschüss, auf Wiedersehen“ begrüßt, dann lässt sich auf dem Sofa schon erahnen, dass anstrengende Fernsehstunden bevorstehen könnten. Mit schnellem Umschalten ließe sich der Abend noch retten, lässt Daniel Boschmann wissen - und auch wenn er vermutlich das Gegenteil dessen meint, was er sagt, so täte man gut daran, seinem Rat zu folgen.  

Die Ausgangslage ist ja zunächst einmal eine nette: In der „Gegenteilshow“ soll es über zwei Stunden hinweg immer um exakt das gehen, worum es eigentlich nicht geht. Es könnte also das perfekte Format für Um-die-Ecke-Denker sein, doch leider stellt sich schon beim ersten Spiel heraus, dass sich die Entwickler der Sendung selbst nicht allzu viel Mühe gegeben haben, die charmante Idee durchzuziehen.

Dabei kommt dann so etwas heraus wie das Erraten rückwärts abgespielter Lieder, das Vorlesen englischsprachiger Superhits auf Deutsch oder eine Art „Dalli Klick“, bei dem die zu erratenden Promis von hinten zu sehen sind. Und wenn Senioren Jugendbegriffe wie „Smombie“ erklären müssen, dann ist das eben allenfalls das Gegenteil von Innovation - und hat mich frischer Unterhaltung erschreckend wenig zu tun, auch wenn zumindest das Bühnenbild optisch ansprechend ist.

Der Papst ist nicht katholisch

So reiht sich „Die Gegenteilshow“ ein in eine inzwischen erstaunlich lange Liste an Shows, die das Gefäß für kleine Spielchen bilden. Doch während das einst bei „Schlag den Raab“ bestens funktionierte und auch heute noch ein Fundament für amüsante Stunden sein kann, wie bei Joko und Klaas oder der ebenfalls von i&u produzierten RTL-Show mit Günther Jauch, Thomas Gottschalk und Barbara Schöneberger, so läuft sich das Konzept des Sat.1-Neustarts schon nach kurzer Zeit tot, weil schlicht keine Fallhöhe vorhanden ist. Das ist vor allem schade für den schlagfertigen Daniel Boschmann, dem ein besseres Show-Format zu wünschen wäre.

Die Gegenteilshow © Sat.1/Willi Weber Tom Beck, Mirja Boes, Moderator Daniel Boschmann, Uwe Ochsenknecht und Felix Neureuther in der ersten Ausgabe der "Gegenteilshow".

Weit mehr als eine Stunde dauert es schließlich, bis die „Gegenteilshow“ ihrem Namen erstmals wirklich gerecht wird. „Ja ist Nein“ nennt sich das Spiel, das, so betont es Moderator Boschmann, „so simpel wie schrecklich ist“, weil die beiden Promi-Teams jede Frage „korrekt falsch“ beantworten müssen. Ist die Erde flach? Ja. Ist der Papst katholisch? Nein. Und so weiter. Ein einfaches Spiel, das knifflig ist und im besten Fall herrlich absurde Antworten hervorbringen kann. 

Tatsächlich flackert hier für einige Minuten auf, was möglich gewesen wäre, hätte man sich nicht dazu entschlossen, die ursprüngliche Idee in ein weitgehend austauschbares Spielshow-Konzept zu stecken. Da hilft es dann auch nichts, dass es ein schöner Einfall ist, dem Siegerteam im Anschluss an jedes Spiel enen Punkt abzuziehen, damit das Duo mit den wenigsten Punkten im Finale einen kleinen zeitlichen Vorteil erhält. 

"Verlieren ist mein Kerngeschäft"

Das Enspiel wiederum ist zwar aufwendig gestaltet und bietet schöne Bilder, weil die Promis in einem sich drehenden Kubus sprichwörtlich an die Decke gehen, um diverse Rätel zu lösen, ist mit seinen beiden Durchgängen letztlich aber schlicht zu lang geraten. Immerhin geht die abschließende „Verliererehrung“ schneller: Weil Mirja Boes und Tom Beck das Finale der Premieren-Ausgabe für sich entscheiden konnten, werden ihre Kontrahenten Uwe Ochsenknecht und Felix Neureuther dazu verdonnert Sätze zu sagen wie: „Verlieren ist mein Kerngeschäft“ oder „Ich habe morgen wieder einen Job als Mundwinkeldouble von Angela Merkel“. Haha.

Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Das alles ist herrlich witzig und von Anfang bis Ende großes Fernsehen. Nach der ersten Folge bekommt man direkt Lust auf die zweite - und im besten Fall wird es noch viele weitere Staffeln dieser wunderbaren Sendung geben. Schade, dass der Sendetitel „Die beste Show der Welt“ bereits vergeben war.

(Offenlegung: Anders als zunächst geplant, wurde nicht der gesamte Artikel im Gegenteil geschrieben, sondern nur der letzte Absatz, weil es sonst schnell zäh geworden wäre. Im Gegenteil zu Sat.1 hat unser Autor diesen Umstand rechtzeitig bemerkt.)

"Die Gegenteilshow", mittwochs um 20:15 Uhr in Sat.1