Nicht nur jetzt, nach dem Tod von Showmaster-Legende Alfred Biolek, lohnt es sich, im Netz nach „alfredissimo“ zu stöbern. Auch heute noch kann man dort auf viele schöne Ausgaben der legendären Kochsendung stoßen. Unvergessen, als dem inzwischen leider ebenfalls verstorbenen Achim Mentzel der Karpfen aus den Händen glitt oder Harald Schmidt eine derart übel schmeckende Kartoffel-Basen-Suppe kredenzte, dass dem titelgebenden Gastgeber Alfred Biolek ausnahmsweise keines seiner üblichen „Mmmmmhs“ über die Lippen ging. Das Süppchen passte „Bio“ so gar nicht, verstand er es in seiner Kochshow doch wie kein Zweiter, das Talken mit den Genießen zu verbinden - und an Genuss war bei Schmidts Basen-Suppe so gar nicht zu denken.

Wenn nun Jan Böhmermann in seiner neuen ZDFneo-Show zusammen mit einem Promi „brutzelt“, wie es im Sendungsnamen heißt, werden unweigerlich Erinnerungen an „alfredissimo“ wach. Anders als Biolek hat Böhmermann allerdings keinen backsteinernen Studio-Nachbau seiner Küche veranlasst. Stattdessen ist hier alles ein bisschen stylischer und cooler geraten als bei seinem Vorgänger. Im Grunde aber ist „Böhmi brutzelt“: eine erstaunlich stinknormale Kochshow.

„Why not a Kochshow?“, fragt der Gastgeber direkt am Anfang und gibt die Antwort, warum ausgerechnet der Chef-Satiriker des Mainzer Lerchenbergs jetzt am Herd steht, umgehend selbst: „Ich mache eine Kochshow, um alle Leute, die Kochshows lieben, und alle Leute, die Kochshows hassen, gleichermaßen zur Weißglut zu bringen.“ Das Problem: So richtig zur Weißglut bringt die Sendung niemanden, weil das Show-Süppchen eher gemütlich angerührt als feurig gewürzt wird.

Dabei hat der Lebenslauf von Böhmermanns erstem Gast einiges zu bieten, das Zündstoff böte. Doch Rapper Xatar spricht über seine früheren Gefängnisaufenthalte wie andere über ihre Studienzeit. „Es gab alles von Drogen bis Raub, Diebstahl und so weiter“, erzählt er in einem Satz, um im nächsten im selben Tonfall über Petersilie, Zwiebeln und fettiges Lammfleisch zu sprechen, das er für seine Köfte-Spieße benötigt, den er vor laufenden Kameras zubereitet. 

Jan Böhmermann wiederum versucht sich, stilsicher in weißem Hemd und dunkler Schürze, an einer Rinderroulade und benötigt 23 Minuten, bis ihm der klassische Kochshow-Satz über die Lippen kommt: „Ich hab das schon mal vorbereitet.“ Spätestens in diesem Moment wird deutlich, dass „Böhmi brutzelt“ wirklich nicht viel mehr sein möchte als eine von vielen Kochshows - nicht besonders aufregend, selten wirklich lustig. Sicher, Böhmermann spricht kurz über seinen „kleinen Vorfall mit einem türkischen Staatspräsidenten“ und berichtet von der Freude, als er später erfuhr, dass das Ehrenfelder Kebapland ein kurdischer Betrieb ist - aber sonst?

„Böhmi brutzelt“ ist dennoch sehenswert, weil die Show eine entschleunigende Wirkung entfaltet und damit einen Kontrast schafft zum oft lauten Fernsehen mit seinen immer schnelleren Schnitten. Nur bei den Getränken hätten sich Böhmermann und sein Team vom Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld besser nochmal ein paar alte „alfredissimo“-Folgen angesehen. Geräucherten Zweigeltsaft zu den Rouladen zu servieren, erwies sich als schlechte Idee, die Alfred Biolek seinerzeit wohl eher an Harald Schmidts Basensuppe erinnert haben dürfte. Böhmermanns Fazit: „Dann lieber Alkohol!“

"Böhmi brutzelt", freitags um 10:00 Uhr in der ZDF-Mediathek und samstags um 19:45 Uhr bei ZDFneo