Am Anfang kann man es ein wenig mit der Angst bekommen. „Ich bin so gespannt auf unseren romantischen, aufregenden und fröhlichen Wettlauf zum Glück“, freut sich Guido Maria Kretschmer, von dramatischer Musik unterlegt, zu Beginn, nachdem schon ein erster Zusammenschnitt verraten hat, worauf sich das Publikum in den folgenden drei Stunden einzustellen hat. Das Glück, wie der Chef-Shopper von Vox es nennt, ist eine Hochzeit, die es in seiner neuen Primetime-Show zu gewinnen gibt - mit ihm höchstpersönlich als Zeremonienmeister.

Wer also schon immer davon träumte, Guido Maria Kretschmer als Trauredner zu erleben, ist bei „Guidos Wedding Race“ genau richtig. Die Sendung orientiert sich, daraus machte Kretschmer kürzlich im DWDL.de-Interview keinen Hehl, an der „Traumhochzeit“ - und tatsächlich fühlt sie sich ein Stück weit auch so an. Das ist bemerkenswert, weil „Guidos Wedding Race“ freilich nicht nur ohne Linda de Mol auskommen muss, sondern auch ohne Studio, Publikum und die legendäre Champagner-Pyramide, die jüngst zu Thomas Gottschalk, Günther Jauch und Barbara Schöneberger in deren RTL-Show verfrachtet wurde.

Der Vox-Neustart, ebenso wie „Shopping Queen“ von Constantin Entertainment produziert, kommt dagegen im Dokusoap-Gewand daher, das einerseits auf den ebenso mitfühlenden wie mitfiebernden Kretschmer vor Ort setzt, als auch auf dessen Off-Kommentare, die ihm schon in dessen Nachmittagsshow zum Kultstatus verhalfen. Überhaupt wird schnell klar, dass „der Guido“ der eigentliche Star ist. „Ich find’s toll, dass der Guido dabei ist“, erzählt Kandidatin Nathalie. Und wenig später berichtet ihre Mutter: „Ich war total sprachlos, als der Guido kam.“ 

Kretschmer ist es dann auch, der bei der Auswahl der Brautkleider entscheidende Tipps gibt oder sich um das Design der Hochzeitsringe kümmert - stets charmant und mit sichtbarem Spaß an der Aufgabe. Auf diese Weise entpuppt sich „Guidos Wedding Race“ als echtes Wohlfühlfernsehen für den Sonntagabend. Wer hier einschaltet, kann sich sicher sein, mit einem guten Gefühl in die neue Woche entlassen zu werden. 

"Eure Liebe begann mit der Arschbombe"

Auf diese Weise gelingt es Vox zugleich, ein Stück weit zu verbergen, dass die neue Sendung weit entfernt ist von einer echten Innovation. Doch die vielen bekannte Elemente wurden gut zusammengefügt - und mit einigen neuen Impulsen versehen. So setzt „Guidos Wedding Race“ ganz selbstverständlich auf Diversity. Und das liegt nicht nur am Gastgeber selbst: Unter den drei Paaren befindet sich nämlich auch ein lesbisches Paar - in Linda de Mols „Traumhochzeit“ der Neunziger wäre das vermutlich noch nicht denkbar gewesen.

Die Spiele, die es zwischenzeitlich zu absolvieren gilt, muten hingegen oft unspektakulär an - und sind manches Mal vielleicht ein wenig zu bemüht, Bezug zu nehmen zu den Paaren. So schickt Vox eines von ihnen direkt zu Beginn in jenes Schwimmbad, in dem viele Jahre zuvor das erste Kennenlernen stattfand. „Eure Liebe begann mit einer Arschbombe“, bringt es ein Brief von Guido Maria Kretschmer an die Verliebten auf den Punkt - ehe Arschbomben dann auch im Zentrum der folgenden Aufgabe stehen.

Schön, ja fast schon romantisch ist, dass in den einzelnen Runden nicht etwa um Punkt gespielt wird, sondern um Gedichtzeilen, die es im Finale, kurz vor dem Ja-Wort, auf das an diesem Abend alles hinausläuft, korrekt aufzusagen gilt. „Die Liebe ist wie ein Gedicht. Denn ohne Gleichklang geht es nicht“, heißt es in den Versen. Und: „Dein Herz reimt sich perfekt auf meins. Wir sind zu zweit. Und wir sind eins.“ Gut möglich, dass Vox an dieser Stelle ein wenig zu viel Kitsch aufgetragen hat. Doch wer ernsthaft etwas anderes erwartet hat, sollte sonntags vielleicht doch besser den „Tatort“ einschalten.

"Guidos Wedding Race", sonntags um 20:15 Uhr, Vox

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