Wenn ein Sender in diesen Tagen eine Comedy-Sendung ausstrahlt, geht das kaum ohne einen Hinweis auf den überraschend verstorbenen Mirco Nontschew. So war es auch am Montagabend in Sat.1. Im Vorfeld der neuen "Comedy Märchenstunde" zeigte Sat.1 ein kurzes und kommentarloses Tribute über den Comedian, der einen erklecklichen Teil seiner Karriere eben auch in Sat.1 verbracht hat ("Mircomania", "Die dreisten Drei"). Am Ende standen zwei Worte: "Danke, Mirco!".

Das war dem Verstorbenen würdig. Nontschew hat vermutlich in jeder seiner Sendungen für mehr Lacher gesorgt als das Programm, das Sat.1 im Anschluss an das Tribute zeigte. In der "Comedy Märchenstunde" will man neuen Schwung in Märchenklassiker bringen. Nachgespielt von Promis wurde zum Auftakt nun "Aschenputtel". Die gleichnamige Hauptfigur wurde gespielt von Mirja Boes, der Prinz war Eko Fresh. Weitere Promis, die in der "Comedy Märchenstunde" zu sehen waren, sind Oliver Pocher, Martin Schneider, Judith Williams, Wigald Boning, Volker "Zack" Michalowski, Pam Pengco, Heinz Hoenig, Susan Sideropoulos und Mimi Fiedler.

Uwe Ochsenknecht agiert als Theaterdirektor. Und weil das Format als "Impro-Comedy" angekündigt war, ist ein Vergleich mit der legendären "Schillerstraße" durchaus angebracht. Doch leider zieht die "Comedy Märchenstunde" auf allen Vergleichsebenen den Kürzeren. Das wohl größte Problem: Die Impro-Elemente kommen viel zu kurz. Stattdessen haben die Promis 90 Prozent die Dialoge auswendig gelernt. Das Ergebnis ist eine völlig überdrehte, witzig gemeinte aber nur selten lustige Comedy-Nachahmung von "Aschenputtel". 

Judith Williams zeigt zwar gleich mehrfach, dass sie eine gute Opernsängerin ist, aber eben auch, dass sie keine Schauspielerin ist. Ähnlich wie Mimi Fiedler und Susan Sideropoulos (spielen zwei Schwestern) verstellt Williams (spielt die Stiefmutter von Aschenputtel) ihre Stimme über die 90 Minuten Netto-Sendezeit so sehr, dass es auf Dauer anstrengend wird, ihr zuzuhören. Hinzu kommen über die ganze Zeit hinweg Witze, die diese Bezeichnung nicht verdient haben. "Eure Hohlheit", heißt es da. Oder auch: "Du füllst deine Prinzenrolle nicht aus". Die Stiefschwestern von Aschenputtel heißen Bella und Donna. Schlechte Wortwitze scheinen sich die Macherinnen und Macher von Constantin Entertainment auf die Fahnen geschrieben haben, viel besser wird es nämlich nicht mehr. 

Boes und Pocher sind die einzigen Lichtblicke

Die "Comedy Märchenstunde" hat aber auch ganz wenige, lichte Momente. Immer dann, wenn Uwe Ochsenknecht als Theaterdirektor die Zeit anhält und den Promis Impro-Aufgaben stellt (was er viel zu selten tut), stehen die Chancen gut, dass es witzig wird. Etwa dann, wenn Mirja Boes als Aschenputtel einen Liedtext vervollständigen muss. Oder als Eko Fresh und Boes ihre Diskussion mit schwäbischem bzw. Kölner Dialekt fortsetzen müssen. Dabei hat der Rapper so große Probleme, dass Oliver Pocher ihm zur Seite springt. Überhaupt sind Pocher und Boes zwei der wenigen Lichtblicke in diesem zu großen Teilen produzierten Comedy-Märchenfail. 

Die Impro-Szenen sind übrigens nicht immer ein Garant auf Lacher. In einem Fall müssen Judith Williams und ihre Märchen-Töchter "It’s Raining Men" von den Weather Girls singen, dabei tragen sie Schwimmflossen. Etwas schlimmeres hat es in jüngerer Vergangenheit im deutschen Fernsehen nicht gegeben. Grundsätzlich aber ist die Improvisation noch der stärkste Teil einer insgesamt schwachen Sendung. Leider steht sie im Hintergrund. Hier hätte man sich mehr trauen und den Comedians und Promis mehr zutrauen müssen. So wie man es damals schon bei der "Schillerstraße" getan hat. Die Beschreibung "Impro-Comedy" hat sich die "Comedy Märchenstunde" jedenfalls nicht verdient. 

Eine zweite Ausgabe der "Comedy-Märchenstunde" wird Sat.1 am 13. Dezember um 20:15 Uhr ausstrahlen. Dann geht es um "Hänsel und Gretel".