"Keine Zeit für Arschlöcher" ist für einen "Herzkino"-Film ein erstaunlich provokanter Titel. Es muss also schon etwas Ungewöhnliches geschehen sein, damit sich das ZDF auf dem Sendeplatz, wo Schmonzetten sonst Titel wie "Schmetterlingsnebel", "Mit Regenschirmen fliegen" oder "Weihnachtsgrüße aus dem Himmel" tragen, so etwas traut. Doch weil die Autobiografie von Horst Horst Lichter nun mal so heißt, ist an diesem Sonntag nun auch im ZDF ausnahmsweise "Keine Zeit für Arschlöcher".

Wenige Tage vor Lichters 60. Geburtstag strahlt der Sender die Verfilmung des vor fünf Jahren erschienenen Buchs des omnipräsenten TV-Kochs und Trödelshow-Moderators. Und auch wenn die pilcherske Romantik über weite Phasen hinweg auf der Strecke bleibt, so passt der Film letztlich gut ins "Herzkino", beleuchtet er doch nicht immer einfache Beziehung zwischen Mutter und Sohn. Die Handlung selbst ist schnell erklärt: Im Mittelpunkt steht der Entertainer, der mit der schweren Erkrankung seiner Mutter seinem Leben eine neue Richtung gibt.

Bemerkenswert ist, wie wenig Handlung man in 90 Minuten unterbringen kann, denn tatsächlich passiert nicht allzu viel – und das, was passiert, wird zumeist mit einer großen Portion Gemächlichkeit erzählt. Dass die Längen nicht allzu sehr ins Gewicht fallen, ist vor allem Oliver Stokowski zu verdanken, der Horst Lichter authentisch verkörpert, was schon alleine deshalb eine Herausforderung ist, weil wohl fast jeder ein Bild des wohl berühmtesten Schnauzbartträgers des deutschen Fernsehens vor sich hat.

Horst Lichter - Keine Zeit für Arschlöcher © ZDF/Willi Weber Horst Lichter (r.) besucht Schauspieler Oliver Stokowski (l.) am Set.

Glücklicherweise stimmt bei Stokowskis Lichter nicht nur der Bart. Auch sonst nimmt man ihm den Lichter ab – einfühlsam, humorvoll, aber auch mal aufbrausend mimt er den TV-Stars und versieht ihn noch dazu mit einem stimmigen Dialekt, der leider bei manch anderen Figuren der Verfilmung deutlich schwächer daherkommt. Das ist schade, hätte mehr rheinischer Sing-Sang der Geschichte doch zu zusätzlicher Glaubwürdigkeit verholfen. 

Dennoch ist Autorin Edda Leesch mit "Keine Zeit für Arschlöcher" ein schöner Film gefunden, was auch an einer gelungenen Inszenierung von Andreas Menck liegt, der schon der ZDF-Serie "Doktor Ballouz" zu viel Atmosphäre verhalf. Immer wieder gelingt es, einen fast schon spielerischen Übergang zwischen Gegenwart und Vergangenheit hinzubekommen. In Rückblenden wird deutlich, wie Lichter seine Kindheit wahrgenommen hat – mit einem gutmütigen Vater und einer oft strengen Mutter, bei der er sich schon mal Prügel einholte, wenn er das Portmonee verlor.

Das Publikum erfährt aber auch, dass Mutter Margret (Barbara Nüsse) mit der Clown-Rolle ihres Sohnes im Fernsehen haderte ("Zeig dem Herrn Lafer, dass du richtig gut kochen kannst"), und lernt, dass Lichters Leben längst nicht so lustig verlief wie es seine Fröhlichkeit vor der Kamera vermuten lässt. "Ich habe das falsche Leben gelebt", sagt der Stokowski-Lichter irgendwann. Und: "Ich war auf dem besten Weg, ein Arschloch zu werden."

Dass es nicht so gekommen ist, dürfte der Grund dafür sein, warum – der echte – Horst Lichter so viele Fans hat. Für sie ist "Keine Zeit für Arschlöcher" gewissermaßen ein Geschenk. Und für den Entertainer kurz vor seinem runden Geburtstag sowieso.

"Horst Lichter - Keine Zeit für Arschlöcher", Sonntag um 20:15 Uhr im ZDF - und schon jetzt in der ZDF-Mediathek