Wie schwer es ist, neue Trends im Nachmittagsfernsehen zu setzen, muss RTL seit vielen Jahren leidlich erfahren. Und wenn es schon mit eigenen Trends nicht klappt, müssen im Zweifel eben andere Trends aufgegriffen werden. So kommt es also, dass man neuerdings Freundinnen, Kumpels oder Paaren dabei zusehen kann, wie sie sich YouTube bei Erklärvideos anschauen und die dortigen Tipps schließlich in den heimischen vier Wänden auf ihre eigene Art umsetzen.

Fehlt eigentlich nur noch ein absurder Titel, sagen Sie? Zum Glück hat RTL auch daran gedacht und seinen jüngsten Neustart mit dem leicht peinlichen Namen "Ich klick das hin!" versehen.

Zwei, die sich in die an "Hot oder Schrott" angelehnte TV-Bastelstunde verirrt haben, sind Optikerin Daniela und ihr Mann Lennart, der von Beruf Fernsehtechniker ist und sich ganz offensichtlich den TV-Chefcholeriker Detlef Steves zum Vorbild genommen hat. Er schreit, schimpft und schmollt, wenn beim Zusammenklöppeln eines Airhockey-Spielfelds der Bohrer bricht oder das Popcorn in der zum Popcorn-Automat umfunktionierten Cola-Dose nicht so poppen will wie er das gerne möchte. "Wegschmeißen wäre besser", flucht Lennart und sagt zu seiner Frau Sätze wie: "Du glaubst auch, ich wäre als Kind vor die Schleuse geschwommen!"

Auch andernorts geht’s mitunter liebevoll-ruppig zu. "Ich mach den Schwan und du machst den Affen", befiehlt etwa "Tutorial-Tester" Nebil seinem Bruder Servet, als es darum geht, aus Handtüchern Tiere zu basteln. Rocker Mazze wiederum schlägt mit seinen Händen direkt auf das etwas unansehnliche Stoff-Geschöpf ein, während Pauline ihrer Freundin Petra zu verstehen gibt, dass sie wenig von deren Handwerks-Technik hält. "Das ist kein Pizzateig, das ist ein Schwan", mahnt sie.

"Die Dose ist durchgeknallt"

Freilich ist das Format so angelegt, dass am Ende der Tutorials in aller Regel keine perfekten Imitate stehen. Dass der Airhockey-Puck wie auf einem Luftkissen schwebt, ist die Ausnahme, und auch die nachgefalteten Handtuchtiere bestechen nicht gerade durch monumentale Schönheit – ganz zu schweigen von der Popcorn-Dosen-Maschinerie, die sich im Falle eines Zwillings-Pärchens nicht nur im übertragenen Sinne als brandgefährlich erweist. "Die Dose ist durchgeknallt", fasst eine der Schwestern das ernüchternde Ergebnis zusammen.

Zur Nachahmung dürften die meisten Tutorials also eher nicht empfohlen sein, auch wenn die Kandidatinnen und Kandidaten die Videos nach getaner Arbeit mit bis zu fünf Likes bewerten. Das Format selbst hat hingegen wohl allenfalls zwei Daumen verdient – es tut nicht weh, bleibt aber auch kaum in Erinnerung. "Ich klick das hin!" erweist sich als solides Nebenbei-Fernsehen, bei dem vor allem ME Works als Gewinner hervorgeht, ist es der Produktionsfirma doch gelungen, innerhalb von einem Jahr gleich zwei ziemlich ähnliche Formate bei unterschiedlichen Sendern unterzubringen. Schon 2021 steuerte die TV-Schmiede für den WDR eine Tutorial-Show namens "Ich kann das auch" bei.

Nun also ein neuer Anlauf im Privatfernsehen. Doch es fällt schwer zu glauben, dass "Ich klick das hin" die RTL-Nachmittagsprobleme im Alleingang, entschuldigen Sie die Wortwahl, hinklicken wird. Aber falls doch, dann dürfte RTL der Stoff so schnell nicht ausgehen: Wer bei YouTube nach Tutorials sucht, stößt auf so viele Videos, dass Fernsehtechniker Lennart problemlos zum TV-Schreihals auf Lebenszeit umschulen könnte.  

"Ich klick das hin! Die Tutorial-Tester", montags bis freitags um 15:00 Uhr, RTL