Jetzt soll es also eine Kochshow richten. Auf dem Krisen-Sendeplatz um kurz nach 16 Uhr hat Das Erste nun schon einige Formate getestet, wirklich funktioniert hat hier bislang aber noch nichts. Am Montag zeigt man dort die erste Ausgabe des neuen "Familien-Kochduells" - doch ob das von Steffen Henssler moderierte Format die Quotenprobleme langfristig in den Griff bekommt, darf man wohl bezweifeln, dafür ist die neue Sendung schlicht zu träge. 

Doch zunächst eine kurze Einführung in das "Familien-Kochduell", das nicht nur vom Namen her ein wenig an den RTL-Klassiker "Familienduell" erinnert, doch dazu später mehr. In der Sendung treten pro Woche zwei Familien mit je vier Personen gegeneinander an. Pro Tag kochen immer je zwei Familienmitglieder eine Vorspeise und ein Hauptgericht. Wer am Ende der Woche die meisten Punkte gesammelt hat, erhält 1.000 Euro. 

Im Vorfeld der Sendung hatte ARD-Programmdirektor Christine Strobl die Latte unnötig hoch gelegt. "Es geht um ein echtes Duell, das sich stärker als alle anderen Kochshows an der realen Lebenswirklichkeit orientiert", sagte sie. Man wolle mit dem Format einen Service bieten und dem Publikum zeigen, dass Ernährung nicht teuer sein müsse. Das wird auf Dauer als Alleinstellungsmerkmal aber kaum reichen, haben das in der Vergangenheit doch schon etliche Kochsendungen im Fernsehen für sich reklamiert (so auch das neue "Chefkoch TV" von RTL, das den Billig-Anspruch sogar im Titel trägt: "Chefkoch TV - Lecker muss nicht teuer sein"). Und kennen Sie ein entsprechendes Format, das bewusst behauptet, sich nicht an "realen Lebenswirklichkeiten" zu orientieren? Eben.

Spontan und schlagfertig, aber ohne Kraftausdrücke

Die Familien haben für sämtliche Gerichte in der Woche ein Budget von 100 Euro, an Tag eins reicht das unter anderem für selbstgemachte Tomatenravioli, ein Erbsen-Linsencurry oder auch einen Pflücksalat mit Ziegenkäse. Und weil man den Zuschauerinnen und Zuschauern ja deutlich machen will, dass sie das auch ganz bestimmt für wenig Geld nachkochen können, wird nicht nur eingeblendet, wie teuer die einzelnen Gerichte sind, Steffen Henssler muss auch immer wieder darauf hinweisen. Das Erbsen-Linsencurry kosten rund 3,50 Euro für drei Portionen. DREI EURO FÜNFZIG!

Wenn Steffen Henssler mit den teilnehmenden Familien während des Kochvorgangs sprechen will, geht es mitunter drunter und drüber, denn der Zeitdruck ist hoch und deshalb plappern alle durcheinander - auch die zwei Familienmitglieder, die in der Runde aussetzen müssen und den beiden anderen von hinten immer gut gemeinte Ratschläge geben. Das ist teilweise etwas viel, in Summe behält der Moderator hier aber einen guten Überblick. 

Überhaupt macht Steffen Henssler in der von den Fernsehmachern produzierten Sendung einen guten Job, man merkt ihm aber durchaus den Arbeitgeber an. Weil das "Familien-Kochduell" im Ersten läuft und nicht im Privatfernsehen, kommt ihm die ein oder andere Spitze oder gar Kraftausdruck nicht über die Lippen. Dennoch zeigt er sich spontan und schlagfertig, Henssler hat immer einen flotten Spruch parat - und kann dabei anscheinend unterscheiden zwischen privatem und öffentlich-rechtlichem Publikum. Ganz neu ist das Umfeld für ihn aber nicht, seine TV-Karriere begann Henssler einst beim NDR. Später präsentierte er im ZDF die "Topfgeldjäger" und war auch Teil der "Küchenschlacht" (beides ebenfalls von den Fernsehmachern produziert). "Ich bin der Freund der Familien", erklärt er irgendwann im Verlauf seiner neuen Sendung und unterstreicht damit noch einmal seine wiederentdeckte Nettigkeit. 

Es fehlt des gewisse Etwas

Neben den bereits erwähnten ZDF-Formaten präsentierte Henssler bei RTL vor einiger Zeit "Hensslers Countdown", was durch absurde Herausforderungen für die Teilnehmenden punktete, aber unter großem Zeitdruck litt. Dennoch war das RTL-Format abwechslungsreicher, das "Familien-Kochduell" ist eine ziemlich klassisch gehaltene Kochsendung ohne besonderen Kniff. Das ist nett zum ansehen, einen wirklichen Grund zum Einschalten aber gibt es keinen. Auch nicht die beiden Juroren Zora Klipp und Ali Güngörmüş, die die Gerichte der Familien bewerten. 

Und wer sich als Zuschauer oder Zuschauerin für den Wettbewerb zwischen den Familien interessiert, muss zu Beginn der Woche gar nicht einschalten. Denn das Punktesystem sorgt dafür, dass es bis zum letzten Tag spannend bleibt und sich alles ändern kann. An Tag eins gibt es für Vorspeise und Hauptgang jeweils einen Punkt, an Tag zwei gibt’s zwei Punkte und so weiter. Und so werden die wichtigen Entscheidungen wohl erst Ende der Woche fallen. So war es ja auch einst schon beim "Familienduell", wo ein Team zu Beginn völlig abstinken konnte, um dann in der letzten Runde doch noch an der Gegner-Familie vorbeizuziehen. 

Das Erste zeigt das "Familien-Kochduell" ab sofort immer montags bis freitags um 16:10 Uhr.