Über mangelnde Abwechslung kann man sich auf dem 17:05-Uhr-Sendeplatz von RTLzwei nicht beklagen. Nach Soap-Ausflügen ins Krankenhaus, nach Leipzig, in die Influencer-Welt und auf's Dorf sowie Scripted-Reality-Blaulicht-Formaten oder einer Immobilien-Show, wird ein Parkplatz samt Drive-In zum Schauplatz guter Laune und getroffener Töne. Letzten Endes ist "Music Drive In", produziert von SEO Entertainment, eine Mischung aus den immer schon erfolgreichsten Casting-Show-Folgen von "DSDS" und dem nicht nur in den USA legendären "Carpool Karaoke".

 

Das sind per se nicht die schlechtesten Voraussetzungen dafür, nicht ganz so schnell an der Wand zu landen, wie einst die Makler-Show in RTLzwei. Wer bei dieser Sendung vorfährt, bestellt am Schalter nicht Burger, Pommes, Majo und Cola, sondern seinen Lieblingssong, biegt um die Ecke und singt dann vor einer dreiköpfigen Jury so lange, bis hoffentlich alle drei überzeugt sind und sich die Schranken zum Gewinnerparkplatz öffnen – oder eben nicht.

Dort stehen mehrere Autos mit Geldscheinen im Kofferraum. Dass es auf den Gewinn gar nicht so sehr ankommt, zeigt die verhältnismäßig unscheinbare Summe, die es dort maximal abzugreifen gibt: 1000 Euro sind das Beste, das es für Gesangskünste einzusacken gibt. Ja, bei "Music Drive in" wird nur der Spaß groß geschrieben, abseits dessen müssen Abstriche eben sein. Prince Damien, der an der 13. Staffel von "DSDS" teilnahm und gewann und danach noch Schlagzeilen machte, weil er sich auch im RTL-Dschungel durchsetzte, ist ebenso mit dabei wie Sängerin Loona und Guildo Horn. Horn, der vor 25 Jahren "ESC"-Siebter wurde, könnte durchaus Neugier wecken; letztlich aber nicht über grundlegende Schwächen des Formats hinwegtäuschen.

Denn: Reichen ein paar getroffene Töne, Party-Stimmung hinter'm Lenkrad und ein bisschen Sonnenschein am Drive-In-Schalter wirklich, um die quotentechnisch seit Jahren vorherrschende 17-Uhr-Schlecht-Wetterstimmung von RTLzwei zu beenden? Fraglich. Auch, weil das Konzept keinen Spielraum für Abwechslung mit sich bringt, erschöpft sich "Music Drive In" schneller als es den Verantwortlichen lieb sein dürfte.

Schon das Durchhalten einer ganzen Folge fällt – so nett das Gesehene sein mag – schwer. Warum? Anders als etwa "Carpool Karaoke" schafft "Music Drive In" eben keine überraschenden Einblicke spannender Interaktion. Es arbeitet logischerweise nicht mit Hollywood-Superstars und eine Ankündigung der Teilnahme von James Corden liegt zumindest bis jetzt noch nicht vor. Und so glaubhaft die Freude der teilnehmenden Party-People ist: Mit der Laufzeit von netto rund 45 Minuten ist der Parkplatz-Spaß zu lang geraten. 

Dabei kann man der Produktion bei Leibe nicht vorwerfen, sich nicht bis ins kleinste Detail Mühe gegeben zu haben. Wie schon bei anderen Formaten der SEO, "Feuer & Flamme" oder "Down the Road" für die Dritten, ist "Music Drive In" handwerklich stark geworden - nicht nur generell im optischen Bereich, sondern auch, weil viele Schnitte passgenau zur Musik gesetzt wurden. 

Dass "Music Drive In" aber genügend Impulse setzt, damit ausreichend Publikum im werberelevanten Ater nun täglich um 17:05 Uhr einschaltet, darf dennoch mit einem Fragezeichen versehen werden - nicht zuletzt, weil es dem Format letztlich doch an nötiger Fallhöhe fehlt. So wäre "Music Drive in" sicherlich ein richtig guter Part eines größeren Ganzen. Eigenständig und täglich trägt es über die Sendezeit jedoch kaum.

"Music Drive In", montags bis freitags, 17:05 Uhr, RTLzwei